1610 02 - Kinder des Hermes
für unschuldig befunden.«
Der Unterton in seiner Stimme warnte mich.
Darüber willst du also sprechen, dachte ich. »Sagt es mir.«
Cecil hielt kurz inne, als warte er darauf, dass ich ihm den Respekt erwies, der ihm als Minister zustand. Dann sagte er leise: »Sie konnte nicht helfen, sondern hat wie Ihr durch mich erfahren, dass Doktor Fludd auf der Santa Juana fortgesegelt ist. Das war heute Morgen. Vor Kurzem habe ich meine Männer noch einmal losgeschickt, um sie zu holen, und … Sie ist weg, Master Rochefort. Niemand vermag sie zu finden. Meine letzte Hoffnung war, dass sie vielleicht zu Euch gekommen ist.«
»Sie ist ihm gefolgt!«
Ich wirbelte herum und schlug mit der flachen Hand gegen die Wand. Der Schmerz sollte mich davon abhalten, laut auszusprechen, was ich dachte.
»Sie ist Fludd gefolgt. Auf welchem Schiff? Und sie wird auf einem Schiff sein, Mylord!«
»Falls ja, dann ist sie eine Flut hinter der Santa Juana. Trotz des eingeschränkten Handels wird inzwischen mehr als ein Schiff gesegelt sein. Der junge ›Mann‹ ist jedoch nicht so leicht zu erkennen wie Master Saburo. Keiner meiner Agenten hat sie gehen sehen. Es könnte noch einige Zeit dauern, bis wir den Namen des Schiffes haben.«
Cecil seufzte und schaute sehnsüchtig auf das Stroh, als hätte er sich am liebsten einfach fallen gelassen, wäre das mit der Würde eines englischen Lords vereinbar gewesen.
»Ich fürchte, Doktor Fludd ist geflohen, um mit seiner Mathematik noch einmal von vorn zu beginnen«, sagte Cecil. »Nicht zu vergessen die Staatsgeheimnisse, die er verraten könnte. Ich glaube, Doktor Fludd wird sich zehn, fünfzehn Jahre lang verstecken, und dann fängt alles wieder von vorn an … und bis dahin wäre Prinz Heinrich älter, stärker und gerissener, und auch seine Fraktion wäre beträchtlich angewachsen.«
Falls Fludd neue Berechnungen anstellt, wird England vielleicht gar nichts mehr damit zu tun haben, dachte ich, sprach es aber nicht aus. Ich werde nichts sagen, was den Mann davon abhalten könnte, mir zu helfen.
»Messire, ich werde sie finden und zurückholen«, sagte ich. »Ich bin lange genug mit Tanaka Saburo und Mademoiselle Dariole gereist, um zu wissen, welche Art von Aufmerksamkeit sie auf sich ziehen. Ich werde Fludd zurückbringen.«
Cecils langes Gesicht taute ein wenig auf. »Falls ich dem zustimmen sollte …«
»Gebt mir Geld, ein, zwei Mann mit guten Schwertern und Informationen.« Ich drehte mich herum und schaute ihn dann wieder an. »Wenn ich Mademoiselle Dariole in Dover erwischen sollte – oder auch in einem anderen Kanalhafen –, werde ich nicht lange fort sein. Falls sie, der Samurai und Doktor Fludd weiter fliehen … Nun, dann könnte es eine Angelegenheit von Wochen oder Monaten werden. Und da ist noch etwas, was ich brauche.«
Ich wusste nicht, wie ich meine Not hätte verbergen können. Cecil schaute mich aufmerksam an.
»Damit würdet Ihr uns einen großen Dienst erweisen, Master Rochefort. Ich glaube, ich weiß, was Ihr meint. Diese Verhandlungen mit Frankreich müssen nun zu einem Ergebnis kommen.«
Ich nickte. »Lasst sie eine Art Vorausabkommen unterzeichnen. Drängt sie dazu, Messire! Ich brauche Euch, um Maria di Medici dazu zu zwingen, eine Klausel zu unterzeichnen, die den Vertrag vom Wohlergehen des Duc de Sully abhängig macht. Und falls sie einwenden sollte, Fludd sei ja noch nicht wieder in Gewahrsam … Sagt ihr, wenn der Vertrag nicht bei der nächsten Flut unterzeichnet sei, würde ich Doktor Fludd mit Freuden ein Schwert durch den Leib rammen, kaum dass ich ihn sehe. Sie kann nur hoffen, dass ich das nicht tue, wenn Messire de Sully nicht gehängt wird, verstanden?«
Robert Cecil nahm den Stock in die linke Hand und streckte mir die rechte entgegen. »Was ich Euch schulde, Master Rochefort, werde ich versuchen, Euch so zurückzuzahlen.«
Ich nahm seine kleine Hand.
»Kommt.« Er drehte sich zur Tür. »Eines will ich Euch aber fragen: Ist es überhaupt möglich, einen Mann zu fangen, der womöglich alles weiß, was Ihr tun werdet? So wie wir es auch bei seiner Flucht gesehen haben?«
»Ich weiß es nicht, Messire«, antwortete ich grimmig, als wir die Zelle verließen, »aber ich beabsichtige, es zu versuchen. Außerdem wissen wir nicht, ob es Fludds Vorhersagen waren, die ihm die Flucht ermöglicht haben, oder nur eine improvisierte Verschwörung mit Tanaka Saburo.«
Fludd. Saburo.
Dariole.
Es bedeutet mir nichts, dass ich James wieder zu seinem
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