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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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sowie die Hitze in meinem Schritt, die sie begleitete, waren ihr, glaube ich, bekannt – oder zumindest vermutete sie es mit bemerkenswerter Genauigkeit. Sie kennt mich viel zu gut, dachte ich grimmig.
    Kurz sah ich mich selbst vor meinem geistigen Auge, wie ich vor ihr kniete und sie um ihre Zusammenarbeit anflehte.
    »Aber ich werde kein Spiel daraus machen.« Dariole wechselte wieder ins Englische. »Dafür ist das viel zu wichtig, Messire. Ich will Fludd. Ich will nicht herumrennen und Dinge tun, die irgendjemand seit zehn Jahren vorausgesehen hat! Wenn ich das Unwahrscheinliche tue, dann, so glaube ich, dann haben wir vielleicht eine Chance.«
    Es gefiel mir nicht, zugeben zu müssen, dass sie Recht hatte.
    »Caterina«, wandte ich mich wieder an die Nonne, »ich bin ein erfahrener und kluger Mann. Der Oberste Minister Frankreichs hat mir sein Vertrauen geschenkt. Nur mir kann man zutrauen, diese Sache sicher zu Ende zu bringen. Ich könnte so weit gehen, sie um Rat zu fragen, aber … Glaubt Ihr wirklich, dass ich die Durchführung meiner Pläne in die Hände einer Frau legen würde, die …«, ich beendete meine Rede mit einer Ehrlichkeit, die ich nicht erwartet hatte, »… die Hass auf mich hegt und das aus gutem Grund?«
    Caterina schwieg. Dann drehte sie sich zu Mademoiselle Dariole um und hob eine ihrer silbernen Augenbrauen.
    »Er hat mir nicht gesagt, dass die Gefahr besteht, dass man mich als Geisel nehmen könnte.« Dariole klang nicht verbittert, sondern schmollend und viel jünger, als sie in Wirklichkeit war. Ich konnte nicht anders, als sie anzustarren.
    Caterina schnaufte. »Und das hast du dir nicht selbst denken können? Misericordioso ! Bist du denn solch eine Närrin, Mädchen?«
    Zu meinem Erstaunen lief Mademoiselle Dariole knallrot an. »Er hat nie auch nur irgendwas gesagt.«
    Die Italienerin warf die Hände in die Höhe und stieß ein ungeduldiges Seufzen aus.
    »Du hast es gewusst!«, warf sie Dariole vor und stieß mit dem Finger nach ihr. »Er hat Frankreich wegen seines Monsieur Sully verlassen. Er kann auf diese Art gezwungen werden, und du hast es gewusst! Das steht hier, schwarz auf weiß!«
    Sie schlug auf ein Blatt Papier.
    »Du hattest ihn um den kleinen Finger gewickelt, und jetzt willst du mir erzählen, du hättest nicht gewusst, dass du seine Achillesferse bist? Pah!«
    Ich hatte die junge Frau noch nie so rot gesehen; das faszinierte mich.
    Besser zuschauen, wie das Blut ihr langsam bis in die Ohren stieg, als über die Worte der alten Italienerin nachzudenken.
    Langsam stand das Mannweib auf und setzte sich wieder auf die Bank.
    »Messire Rochefort fühlt sich schuldig.« Dariole fuhr mit dem Finger über die Maserung der Tischplatte. »Das tut er schon, seit er herausgefunden hat, dass ich eine Frau bin. Davor wollte er mich erschießen, Signora. Danach …«
    Sie zuckte auf eine Art mit den Schultern, die Caterinas nicht unähnlich war. Ich nahm an, dass sie sich das bei den Concinis und den anderen italienischen Favoriten der Königin abgeschaut hatte. Doch irgendetwas an ihr strahlte noch immer so viel Einsamkeit aus, dass ich mir verzweifelt wünschte, eine tröstende Bemerkung machen zu können.
    Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich sagen soll.
    Nicht sonderlich zufrieden bemerkte Suor Caterina: »Du hast es gewusst. Aus welchem Grund auch immer. War es da nicht an dir, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen? Trägst du das nicht, als hättest du ein Recht darauf?«
    Sie deutete auf das Rapier an Darioles Hüfte.
    Dariole presste die Lippen aufeinander. Das Rot in ihrem Gesicht wurde immer dunkler. Sie warf mir einen Blick zu und blinzelte in rascher Folge.
    »Na gut.« Sie straffte die Schultern. »Messire, es tut mir Leid. Es war nicht Eure Schuld. Ich habe nicht richtig nachgedacht.«
    Ich konnte nichts darauf erwidern. Sie sprach mit der Galanterie eines jungen Mannes, den man bei einem Fehler ertappt hatte und der sich nun auf angenehme Art dafür entschuldigte. Aber wie stark, fragte ich mich, wird sie gerade von Caterina manipuliert? Ist mir jetzt verziehen, oder hat sich Mademoiselle Dariole einfach in eine Ecke zurückgezogen?
    »Signora.« Dariole sprach schnell, als wolle sie eine Pause vermeiden. »Ihr habt das alles schon seit langem ausgearbeitet, nicht wahr? Dann sagt mir, wo Robert Fludd gerade ist. Ich will wissen, wo ich ihn finden kann.«
    Caterina schaute mich an, als suche sie meine Unterstützung. »Tut mir Leid. Das kann

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