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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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ich nicht vorhersagen. Er benutzt Brunos Mathematik zu viel und zu häufig, als dass ich irgendetwas in Bezug auf ihn mit Sicherheit sagen könnte.«
    Die Enttäuschung in Darioles Gesicht hätte beinahe komisch gewirkt, hätte der Anblick mich nicht so geschmerzt.
    »Was könnt Ihr mir denn über ihn sagen?« Dariole blickte der Frau in die Augen. »Wisst Ihr, ob ich ihn finden werde oder nicht? Wisst Ihr, ob ich ihn töten werde?«
    »Gütiger Gott im Himmel, was für ein Mädchen! So blutdurstig …«
    Dariole trat von der Bank weg und an den Herd. Sie starrte in die graue Asche und sagte: »Lady Arbella … Sie hat einen Arzt kommen lassen, um mich zu heilen. Ich habe es gehasst. Ich habe es gehasst, dass er an und in mir herumgestochert hat, obwohl ich hinter einem Laken war, sodass ich ihn nicht sehen konnte …«
    »Dariole …«, unterbrach ich sie, doch sie ignorierte mich und drehte sich wieder zu Caterina um.
    »Sagt mir also nicht, dass ich Fludd nicht finden werde, denn das werde ich.«
    Caterina stand auf und legte der jüngeren Frau die Hände auf die Schultern. » Bene ! Du hast alle Fragen, und ich habe keine Antwort. Lass uns sehen, was wir tun können. Solch ein leidenschaftliches Feuer muss belohnt werden.«
    Jemand klopfte an der Tür. Ich hob den Kopf. Thomas, der Soldat, stand im Licht, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.
    »Was ist?«
    »Eine Nachricht von Hauptmann Spofforth, Monsieur.«
    »Und?«
    »Ein Kundschafter ist gerade aus Wells zurückgekehrt«, berichtete der Soldat. »Der Hauptmann hat mir befohlen, Euch Folgendes zu sagen: Der Mann hat berichtet, dass Prinz Heinrich und sein Gefolge nur noch fünf Meilen von Wookey entfernt sind und auf das Lager dort zuhalten.«

Rochefort: Memoiren
Sechsundzwanzig
    Der Geruch verschwitzter Pferde lag in der Luft, gemischt mit den Gerüchen aus dem Zelt des Schmieds, wo ein Riese von Freisasse auf einem Amboss Hufeisen formte.
    Glücklicherweise hatte mich niemand vermisst, und auch sonst hatte ich keinerlei Verdacht auf mich gelenkt. Ich setzte mich auf eine Eichentruhe, nicht weit vom Pavillon des Prinzen entfernt. Es würde eine Zeit lang dauern, bis die ersten Formalitäten absolviert sein würden. Viel zu viele lokale Würdenträger wollten dem Prinzen vorgestellt werden – und dass sie dafür aus Wells oder von den umliegenden Gütern herbei kommen mussten, hielt sie auch nicht davon ab.
    Die Zeltstadt in Wookey wuchs erheblich nach Heinrichs Erscheinen: Große, königliche Pavillons in Heinrichs Farben wurden errichtet und daneben die Zelte junger Edelmänner, die allesamt der Fraktion des Prinzen angehörten.
    Ein weißbärtiger Mann ging an mir vorüber und erregte meine Aufmerksamkeit.
    Hariot.
    Er ist als Fludds Stellvertreter hier, dachte ich und blickte dem älteren Mann mit dem wettergegerbten Gesicht hinterher. Offensichtlich beabsichtigte der gute Doktor, sein Versprechen einzuhalten und sich nicht in der Nähe blicken zu lassen, bevor nicht alles erledigt und James tot war.
    Ich saß noch eine ganze Weile auf meiner Truhe, genoss die kühle Abendbrise und ging im Geiste noch einmal durch, wie ich Fludd hierher locken könnte.
    Es ist wohl ihr Recht, ihn zu töten … Ich wünschte nur, es wäre das meine.
    Schließlich wurde ich zum Prinzen gerufen. Im Zelt angelangt musste ich jedoch zunächst warten. Zwischen gepolsterten Stühlen, Kissen, Falkenstangen und Waffenhaltern fanden sich schwarz-goldene Rüstungsteile. Die Rüstung war ein wenig altmodisch, wie ich fand; seit mindestens einer Generation trug man so etwas nicht mehr. Seine Schwerter – alle drei hingen an einer Zeltstange – stellten eine Mischung aus englischem und italienischem Stil dar.
    »Habt Ihr Master Silver gelesen?«, fragte der junge Mann mit den bernsteinfarbenen Haaren, der aus einem mit einem Vorhang abgetrennten Teil des Zeltes trat und sah, wie ich die Waffen musterte. »Silver schwört, dass ein Engländer mit einem Breitschwert genauso viel wert ist wie drei andere mit den feinsten italienischen Rapieren.«
    Ich hätte all mein Geld darauf verwettet, dass diese ›drei anderen‹ im Buch des Master Silver entweder Spanier oder Franzosen waren.
    »Das Führen einer jeden Klinge hat zu großen Teilen auch etwas mit Glück zu tun, mein Prinz«, bemerkte ich. Selbst mit seinen sechzehn Jahren sollte er meinen Wink verstanden haben, dachte ich – ›besonders bei jeder Klinge, die sich gegen Euren Vater richtet‹ –, doch nichts in seinem

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