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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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behaupten, dass es Euch einen … was auch immer Frauen einen ›Ständer‹ nennen mögen, bescheren würde, einen Mann von meinem Ruf zu Euren Füßen und um Gnade flehen zu sehen.«
    Was als ein hartes Grinsen auf ihrem Gesicht begonnen hatte, wandelte sich zu einem Lächeln mit so viel unbewusster Zuneigung darin, dass es mir Angst einjagte.
    »Es gefällt mir, das zu tun.« Ihre Augen waren klar. Dariole schien keinerlei Scham ob dieses Geständnisses zu empfinden. Darum beneidete ich sie. »Das weiß ich seit Zaton. Es hat mir ein Gefühl gegeben, da unten.«
    Sie deutete auf jenen Teil ihrer Hose, wo ein Junge seinen Schwanz gehabt hätte.
    »Ich wollte es wieder tun.« Sie schaute mir weiterhin in die Augen. »Und wisst Ihr warum? Ihr habt eine Demütigung gebraucht, Messire, und bei Zaton seid Ihr nicht gedemütigt worden; Ihr habt einfach nur verloren. Das ist nicht das Gleiche. Mir gefällt die Vorstellung, Euch zu meinen Füßen zu sehen. Es hat mir gefallen, dass Ihr es gehasst habt.«
    Ich legte den Handrücken auf mein Gesicht. »Was mich bekümmert, Mademoiselle, ist, dass dies die ideale Kleidung für ein weibliches Erröten ist …«
    Dariole lachte lauthals auf. Die Hitze in meinem Gesicht ließ zwar nicht nach, aber ich muss gestehen, dass mich das nicht länger kümmerte.
    Ich sagte: »Wenn es Eure Nerven vor dem heutigen Abend beruhigt, mich gedemütigt zu sehen …«, ein Abend, der ohne weiteres in einem desaströsen Blutbad enden könnte, dachte ich insgeheim; in geschlossenen Räumen zu kämpfen, ist immer schlimm, »… dann, Mademoiselle, will ich zu Euren Füßen knien.«
    Dariole drückte die Dolchspitze auf meine Haut, doch bei weitem nicht fest genug, um Blut zu fordern. Ich verspürte nur ein leichtes Stechen. Sie sagte: »Besonders wenn Ihr den Nachteil habt, eine Frau zu sein …«
    Ich riskierte alles und sagte leise: »Ja, ich verstehe, dass das ein Nachteil ist.«
    Dariole presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie weiß wurden. Mit einer knappen, sicheren Bewegung steckte sie den Dolch wieder in die Scheide an der Kordel zurück und ließ ihn erneut in den Falten meines Rockes verschwinden.
    Sie blickte mir direkt ins Gesicht, und ihre Stimme zitterte nicht, als sie sagte: »Ich hätte es ihm verzeihen können, wenn er mich selbst vergewaltigt hätte. Er wusste, was geschehen würde, und er hat mich einfach seinen Schlägern überlassen. Er wusste es. Und er hatte noch nicht einmal die Eier, es zu befehlen.«
    »Vielleicht hat er geglaubt, Euch so fügsam machen zu können.« Ich zuckte mit den Schultern, als sie mich anstarrte. »Männer haben in Bezug auf Frauen auch früher schon so gedacht.«
    »Euch hat er wenigstens persönlich in die Eier getreten.« Sie blinzelte. »Ihr seid ein Mann. Euch muss er persönlich demütigen …«
    »Er hat es versucht«, warf ich ein. Die Anspannung in ihrem Gesicht löste sich, und nach einer Sekunde nickte sie.
    »Er hat versucht, Euch persönlich zu demütigen.« Tatsächlich erschien ein Lächeln auf ihren Lippen. »Wie er jedoch hat glauben können, Messire Rochefort sei für so etwas empfänglich …«
    Ihr Spott war nicht unfreundlich.
    »Bei mir«, fuhr sie fort, »bei mir musste er nur wissen, dass irgendjemand es tun würde.«
    Ich habe mich im Laufe meines Erwachsenenlebens schon genügend Gefahren stellen müssen und machtbesessenen und brutalen Männern. Alldem hätte ich mich lieber zugleich gestellt, anstatt dieser jungen Frau jetzt ins Gesicht blicken zu müssen.
    »Um ehrlich zu sein«, erklärte ich, »denke ich nicht, dass es sich bei Doktor Fludd um einen großartigen Menschenkenner handelt.«
    Sie schaute zu mir hinauf, und ihr Rücken versteifte sich. »Oh … Ihr denkt?«
    Angesichts ihres beißenden Sarkasmus fiel es mir schwer fortzufahren. Kurz fragte ich mich: Ist es das wert, was Ehrlichkeit mir bringen wird?
    Irgendetwas unter Darioles Oberfläche bewegte mich jedoch dazu.
    »Ich will Euch die Wahrheit sagen«, fuhr ich fort. »Ungeachtet all seiner Vorahnungen hätte Doktor Fludd sich leicht meine Treue sichern können, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Es hätte ihn nur eine gut gefüllte Börse gekostet oder das, was auch Lord Cecil mir angeboten hat: Informationen über das, was daheim in Paris vor sich geht.«
    Nach ein paar Augenblicken nickte Dariole.
    »Fludd behauptet, das Handeln der Menschen berechnen zu können«, fügte ich hinzu, »ohne jedoch ihre Gedanken während dieser Taten zu

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