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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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werden etwas für Euch zusammenstellen.«
    Der Büttel nickte zustimmend und bot ihr die Hand an.
    »Dafür werden wir allerdings unsere Schwerter brauchen«, sagte ich.
    Der Büttel blickte mich misstrauisch an. »Ach ja?«
    »Zwei von uns fechten einen Schaukampf aus, wie man ihn in England noch nicht gesehen hat.«
    Anselm grunzte skeptisch, aber zustimmend.
    Bewaffnet und aus dem Gefängnis heraus. Das war die gute Seite. Die schlechte …
    Die Schau durfte nicht allzu lange dauern, sonst könnten wir unerwünschtes Publikum bekommen.
    »Und Dünnbier! Wir brauchen Bier.« Dariole richtete sich auf die Zehenspitzen auf, ließ sich wieder auf die Fersen zurückfallen und blickte den Büttel flehentlich an.
    Ich legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie zum Schweigen zu bringen, und nickte Anselm zu. »Vielleicht ein wenig Brot, Monsieur?«
    Anselm zog seine Lederkapuze ab, rieb sich über das kurzgeschorene Haar und stieß schließlich ein zustimmendes Grunzen aus. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Als Anselm daraufhin von dannen zog, murmelte Dariole in unserer Muttersprache und in spöttisch höfischem Tonfall: »Ah, dass der Sohn der de Cossé Brissac einen englischen Bauern um Brot anbettelt …«
    Ich nickte gelassen. »Ich bin schon seit einiger Zeit kein de Cossé Brissac mehr – jedenfalls lange genug, um hungrig zu sein. Und wie es aussieht, hat Mademoiselle de Montargis Durst …«
    Dariole grinste anerkennend.
    Ich fühlte mich sicher genug hinzuzufügen: »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr Euch an meinen Familiennamen erinnern würdet … Schließlich habt Ihr mir nie das ›de‹ zugestanden.«
    Ihre Augen funkelten. »Warum hätte ich das auch tun sollen, Messire? Ihr seid kein Gentleman.«
    Ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
    Dann senkte Dariole die Stimme weit genug, dass der Stuartkönig sie nicht hören konnte, und fügte hinzu: »Wisst Ihr, eines Tages werdet Ihr mir wirklich von diesem Skandal erzählen müssen …«
    »Von was für einem Skandal?«
    Unbeeindruckt grinste Dariole mich an. »Aaah … Es ist also ein dicker Skandal. Ich hab's gewusst.«
    Draußen drehte der Büttel sich um und winkte uns sehr zur Freude des Priesters und meiner Erleichterung aus der Ketzerkirche hinaus.
    »Es ist also abgemacht«, verkündete Anselm und betrachtete uns mit zusammengekniffenen Augen. »Ein Trick oder ein Scherz von jedem von Euch, und ich werde dafür sorgen, dass der Wirt Euch verpflegt; dann könnt Ihr Euch wieder auf den Weg machen. Noch bevor die Sonne hinter dem Friedhof dort verschwunden ist, werdet Ihr fort von hier sein.«
    Ich blinzelte in die Sonne und schätzte, dass das bedeutete, wir würden in gut einer Stunde losziehen können. »Abgemacht.«
    »Also gut. Vikar, läutet die Glocke, und ruft ein Publikum zusammen. Beginn in einer halben Stunde, einverstanden?«
    Das einzige andere, größere Gebäude des Weilers war der Gasthof, zu dem man uns nun brachte. Dariole führte den schweigenden und amüsierten König.
    »Das ist interessant.« Saburo ging neben mir. »Das ist wie in einem Kabukistück – nur mit weniger Geistern.«
    Ich dachte über die Möglichkeit nach, dass Monsieur Saburo sich allmählich Mademoiselle Darioles Humor zu eigen machte.
    »Ihr und Dariole könnt Eure Schwertkünste vorführen«, sagte ich. »Und was ihn betrifft …«
    Ein Bauer müsste nur versehentlich gegen Seine königliche Hoheit stoßen, und James würde uns alle wieder in Haft bringen – sobald Anselm hörte, wie er sich als König von England ›ausgab‹.
    »Ihr könnt seinen Tanz tanzen.«
    »Bitte?«
    Saburo deutete auf mein Kleid. »Der König. Tanzt mit dem König wie gestern in der Höhle.«
    Nach kurzem Nachdenken nickte ich und beschloss, jemanden im Dorf zu suchen, der Flöte spielen konnte. So jemanden gab es immer.
    Während die sich nach und nach versammelnden Bauern darüber debattierten, ob der Samurai ein gezähmter Dämon sei, ging ich zu James Stuart, um mit ihm zu sprechen.
    »Euer Majestät, Ihr könntet Eure Rolle aus Der Konstrukteur der Schatten spielen«, schlug ich ihm vor.
    Dann und wann bin ich schon einmal Ziel des missbilligenden Blickes eines beleidigten französischen Monarchen geworden; doch dieser James Stuart übertraf das bei weitem.
    »Na gut.« James stieß mit seinem fetten, schmutzigen Finger gegen meine Brust. »Zwar ist das albern, aber na gut. Wir verstehen die Notwendigkeit des Ganzen – und Wir sind ein geschickter Tänzer, wenn Wir

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