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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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nicht … abgelenkt werden. Vergesst nicht, Monsieur de Rochefort, niemand wird je ein Wort über das hier verlieren. Habt Ihr Uns verstanden?«
    »Voll und ganz, Euer Majestät.« Ich schaute an meinem Kleid hinunter. »Macht Euch keine Sorgen, Euer Majestät. Das Stück ist so übertrieben romantisch, dass niemand dafür seinen Namen hergeben würde. Selbst in The Rose würde man es nicht auf die Bühne bringen. Es ist schneller vergessen als aufgeführt.«
    Dariole hatte unser Gespräch mit angehört und trat zu uns. »Aber das ist doch genau, was wir wollen, Messire! Wie unwahrscheinlich ist das hier? Wenn Fludd das vorausgesehen hat … dann fresse ich Euren Hut!«
    König James verschluckte sich fast, so musste er lachen. »Der Junge hat Recht«, sagte er, und seine Gesichtszüge entspannten sich wieder. »Mistress Caterina hat ihr Leben gegeben, um uns zu retten, auch wenn sie eine Papistin war. Ihr habt Uns gesagt, dies sei ihr Rat gewesen; daher neigen Wir dazu, damit fortzufahren.«
    Den Schmerz, den ich ob des Todes der alten Italienerin empfand, schob ich beiseite, bis wir einigermaßen in Sicherheit sein würden.
    Nachdem wir mit der Schnelligkeit von Soldaten im Krieg gegessen hatten, machte ich mich an die Vorbereitungen für diese Farce und war auch rasch damit fertig. Dabei spähte ich immer wieder zwischen den Hütten hindurch und suchte den Horizont nach Berittenen ab.
    Ich spürte die Hand von Mademoiselle Dariole auf meiner nackten Schulter.
    »Lasst mich das reparieren.« Sie drückte mich auf die Friedhofsmauer hinunter, und ich spürte, wie sie sich mit geschickten Fingern an meinem zerzausten Haar zu schaffen machte. Hinter mir sagte ihre Stimme: »Wie eine Muse seht Ihr nicht gerade aus, Messire – obwohl Ihr mich amüsiert.«
    »Meiner Meinung nach nehmt Ihr die Rollen viel zu ernst, die Schauspieler nun mal spielen müssen, Mademoiselle!«
    Sie zu hören, versetzte mir einen Stich ins Herz. Inmitten des gefährlichsten aller Augenblicke, da jeder von uns den Blick nicht vom Horizont abwenden konnte, sprach sie in jugendlich kameradschaftlichem Tonfall.
    Die Lippen konzentriert aufeinander gepresst trat sie vor mich zwischen meine gespreizten Knie und verbarg den Schaden an den Perlen in meinem Haar. Sie war so nah, dass ich sie riechen konnte, den schwachen Duft ihres Leibes und die Sonne auf der Wolle ihrer gestohlenen Hose.
    Dank ihrer Verkleidung – der weiten roten Hose und ihrem bis zum Kragen geschlossenen Wams – wäre sie überall als Junge von siebzehn, achtzehn Jahren durchgegangen. Ihre blühende Haut und ihre perfekt geformte Stirn waren typisch für einen schönen Jungen, kurz bevor er zum Mann heranwuchs.
    Ich spürte, wie mein Schwanz sich rührte, und legte sittsam die Hände in den Schoß. Dariole war viel zu sehr auf meine Haare konzentriert, als dass sie es bemerkt hätte.
    »Soll ich Euch rasieren, Messire?«
    Ich strich über die Stoppeln an meinem Kinn.
    »Die Eitelkeit nimmt bisweilen seltsame Formen an«, gab ich zu. »Ja. Dafür haben wir noch Zeit.«
    Dariole holte eine Schüssel und ein Rasiermesser aus dem Gasthof, aber keinen Spiegel. Ich legte den Kopf zurück und ließ sie mir das Messer mit der gleichen Sorglosigkeit an den Hals legen, wie ich es bei Gabriel Santon getan hatte.
    »Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, da Ihr mir nicht erlaubt hättet, Euch mit einer Klinge zu berühren.« Dariole klang amüsiert.
    »So sehet denn das Zeugnis meines neugewonnenen Vertrauens in Euch, Mademoiselle. Meine Röcke sind trocken.«
    Grob wischte sie mir übers Gesicht und warf das Rasiermesser in die Schüssel. Ich hob den Blick und sah, dass sie errötet war.
    »Tut mir Leid. Das war taktlos von mir.« Ich ergriff ihre Hand, bevor sie mir ausweichen konnte. »Dariole … Bitte. Ich bitte Euch um Verzeihung.«
    »Ach, wirklich?« Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, obwohl ihre Wangen noch immer leicht gerötet waren. »Dafür solltet Ihr auf die Knie sinken …«
    »Vielleicht später«, erwiderte ich mit fester Stimme und erhielt dafür ein breites Grinsen. »Wenn es Euch nun beliebt, sind wir fertig. Und Mademoiselle … haut nicht daneben!«
    Sie machte eine Geste, die in den Straßen von Paris schon alt gewesen war, als Ludwig Capet noch in den Windeln gelegen hatte, und stolzierte davon, um sich zu dem Samurai zu gesellen.
    Jedenfalls ist das die unwahrscheinlichste Flucht, die ich je gemacht habe, sinnierte ich und ging auf das Gras im Zentrum des

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