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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Anerkennung erfahren. Er lächelte. Ohne den Blick von dem qualmenden, fetten Mann zu nehmen, sagte er: »Er ist sehr gut. Sein ›König‹ ist geradezu perfekt.«
    »O ja«, sagte ich. »In der Tat kommt niemand James I. und VI. näher als er.«
    Dariole hustete und vergrub sich in ihrem Taschentuch.
    Der Bauernbüttel fuhr fort: »Kein Wunder, dass Ihr mit ihm nicht in London spielt. Ihr solltet es mal in Bridgwater versuchen.«
    »Bridgwater?«
    »Ungefähr fünf Meilen von hier.« Er deutete in die entsprechende Richtung, nach Westen, wie ich erkannte. »Dort könntet Ihr auch ein Boot nach Bristol bekommen.«
    Die Sonne brannte heiß auf meine nackte Brust und Schultern, und der Wind wehte den Geruch des Sumpfes zu uns heran, doch kein Pferdegeruch befand sich darunter, und auch kein Hufschlag war zu hören. Bridgwater?
    Ich ließ den Stuartkönig noch eine Minute in seinem unverständlichen Dialekt äußerst populäre, schottische Beleidigungen von sich geben, dann trat ich vor ihn, verneigte mich vor den Bauern und hakte mich bei ihm unter.
    »Wir sollten jetzt besser gehen, Sire.«
    »Frechheit!« James ließ sich von mir zu Dariole und dem Samurai ziehen. »Unsere eigenen Untertanen! Sie behaupten, Wir seien ein schlechter, falscher König!«
    Saburo grunzte. »Nein. Ein guter, falscher König! Es ist besser, wenn die eigenen Untertanen einen ›gut‹ nennen. Es wäre weit schlechter gewesen, sie hätten Euch eine billige Imitation genannt, ne?«
    James verschlug es den Atem. Saburo blickte mir in die Augen. Mon Dieu !, dachte ich. Hat der Nihonese gerade tatsächlich einen Scherz gemacht?
    »Ihr habt gesagt, wir sollten es einmal in Bridgwater versuchen«, wandte ich mich an Anselm. »Sind wir der Küste schon so nahe?«
    »Bridgwater liegt ein Stück landeinwärts. Es ist ein Flusshafen.« Der Büttel kicherte plötzlich vor sich hin. »Hier gibt es ein, zwei treue Stuartanhänger, aber in Bridgwater … Im November verbrennt man dort kein Bild von Guy Fawkes, sondern eins von James Stuart! Da könntet Ihr Euch das Geld für eine Passage verdienen.«
    »Wir werden dorthin gehen«, sagte ich, »und danke, Monsieur.«
    »Ich danke Euch, Mon-sewer Nicht-Mann-nicht-Frau.« Er grinste mich an. Sicher, wir vier hätten nicht gegen fünfzig Mann mit Knüppeln bestehen können, aber Anselm wäre das erste Opfer unserer Schwerter geworden, und er wusste das.
    »Ich will Euch nicht mehr in meiner Gemeinde sehen, verstanden?« Erneut entblößte Anselm seine schwarzen Zähne zu einem Grinsen und fügte hinzu: »Das war ein hübscher Tanz. Falls irgendjemand mich fragen sollte, so habe ich Euch nicht gesehen. Aber was den Rest der Leute betrifft …«
    Mit der Hitze der frühen Nachmittagssonne auf meiner linken Hand scheuchte ich Saburo und James Stuart von dem kleinen Weiler fort.
    Wäre der Weiler reicher gewesen, hätte ich Anselm um Pferde gebeten, doch ich hatte keine gesehen. Immerhin reisen wir in eine unerwartete Richtung … aber laaangsam !
    Mademoiselle Dariole reihte sich neben mir ein, hinter den Samurai und den König von England und Schottland. Zum Schutz vor der Sonne kniff sie die Augen zusammen. Wir gingen durch hohes Gras hindurch, das die Drainagegräben zu beiden Seiten des Weges säumte.
    Dariole pflückte im Vorbeigehen eine Gänseblume. »Wie sollen wir es machen?«
    »Was genau?«
    »James wieder auf den Thron setzen, Idiot!«
    Ich schaute nach vorn. James schien außer Hörweite zu sein, und seinen Gesten nach zu urteilen, hielt er dem Samurai gerade erregt einen Vortrag.
    Dariole zupfte die weißen Blütenblätter ab. »Falls wir ihn nach London bekommen sollten … Seine Verbündeten sind vermutlich tot, wie Cecil, und Ihr könnt darauf wetten, dass Northumberland inzwischen frei ist.«
    Nach und nach warf sie die Blütenblätter zu Boden. Der Gedanke an Northumberland wird ihr nicht gerade schöne Erinnerungen bescheren.
    »So weit habe ich noch gar nicht gedacht, wie ich gestehen muss, Mademoiselle.«
    »Warum nicht?«
    Sie blickte mir in die Augen. Zu meiner Überraschung wollte ich sie nicht enttäuschen.
    »Wollt Ihr die Wahrheit hören, Mademoiselle?« Ich zuckte mit den Schultern. »Weil … Dariole, Ihr müsst mich entschuldigen. So sehr James Stuart mich außerhalb des Hofes auch beeindruckt, es ist nicht meine Sache, wer auf dem Thron von England sitzt.«
    Sie schnaufte. »Dafür habt Ihr aber verdammt hart daran gearbeitet, James lebend aus Wookey zu bekommen!«
    Ehrlichkeit

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