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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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immer in der Bastille sein …«
    Bevor Dariole mich unterbrechen konnte, fügte ich an sie gewandt hinzu: »Bringt uns zu dieser Unterkunft. Wir könnten ein wenig Privatsphäre gebrauchen.«
    Damit verließen wir das Speisehaus und traten in die stickige Mittagsluft hinaus. Wir drängten uns durch die Menge und gingen schließlich eine schmale Nebenstraße hinunter zu einem dreistöckigen Haus in ähnlichem Stil wie dem in More Gate, nur älter und in weit schlechterem Zustand. Als ich Saburo und Mademoiselle Dariole die dunkle Treppe ins Haus hinauf folgte, kam mir der Gedanke, dass wir eigentlich ganz gut miteinander zurechtkamen, obwohl wir uns in einer Sprache unterhielten, die keinem von uns in die Wiege gelegt worden war. Portugiesisch sollten wir im Augenblick ohnehin lieber meiden. Zu viele Engländer neigten dazu, es als Spanisch misszuverstehen, und dann würde man uns als Spione oder Verräter aufhängen.
    Dariole betrat die Zimmer vor mir. »Ihr könnt die Miete bezahlen, wenn sie das nächste Mal fällig ist, Messire! Ich will verdammt sein, wenn ich auch nur noch eine Nacht in dem Schuppen verbringen muss.«
    »Ohne Zweifel werdet Ihr verdammt sein«, erwiderte ich auf Französisch. Ihr Gesichtsausdruck verriet mir, dass sie schon mit solch einem Kommentar gerechnet hatte. Sie lachte, und das empfand ich als seltsam angenehm.
    Ich blieb stehen und schnüffelte.
    Ich bemerkte den Gestank und ein lautes Bellen und Knurren vor dem Haus.
    Ich ging zu einem der Fenster. Von dort konnte ich in den Hinterhof sehen. Er war von einer Art Pferdeställe umgeben, wenn sie denn nicht so klein gewesen wären. Wilder Lärm hallte aus ihnen heraus, und es stank nach Exkrementen.
    »Mademoiselle Dariole!«, protestierte ich.
    »Die Zimmer sind nicht ohne Grund so billig, Rochefort.« Sie gesellte sich zu mir ans Fenster und blickte ebenfalls in den großen Hof hinunter. »Niemand will ein Quartier am Dead Man's Place mieten.«
    Als ich sie daraufhin nur verständnislos anschaute, deutete sie in Richtung Bear Garden, dessen reetgedecktes Dach jenseits der Hecken und Bäume zu sehen war, die den Hof begrenzten.
    »Diese Hunde sind für die Bärenhatz, Messire. Das hier sind ihre Zwinger. Wenn ich schon Euer Geld ausgebe, dann bitte günstig!«
    Ihre Spöttelei ging an mir vorbei. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich Eis im Bauch.
    »Ihr werdet mit den Hunden schlafen, bis es an der Zeit ist, dass wir uns wiedersehen. «
    Das war kein Satz, wie er der nachlassenden Erinnerung eines Mannes entspringt. Ich hatte ihn schwarz auf weiß auf einem verdreckten Stück Papier, das ich in meiner Börse mit mir trug. Mit den Hunden.
    »Robert Fludd.« Ich sprach seinen Namen laut aus.
    Das Mannweib runzelte die Stirn, während der Samurai sich pflichtbewusst nichts anmerken ließ. Seiner Selbstbeherrschung konnte ich zumindest vertrauen, schloss ich.
    »Es ist äußerst schwer, sich vorzustellen, wie jemand eine Zufallsbegegnung durch ein auf Grund gelaufenes Schiff wie Eures herbeiführen will«, sagte ich. »Deshalb habe ich Euch auch nie verdächtigt, Fludds Verbündeter zu sein. Aber Dariole …«
    »Fludd?«, verlangte Dariole scheinbar amüsiert zu wissen.
    »Ich habe Euch seinen Namen genannt. Dieser Astrologe und Verschwörer, der König James ermorden will.«
    Falls sie nicht auf Kommando erröten konnte, war ihr verärgertes Gesicht wohl echt. Ich sah ihr in die weit auseinander stehenden Augen. Doch ich bin niemand, der einen festen Blick als Zeichen für Ehrlichkeit wertet.
    »Ihr habt diesen Namen vorher noch nie gehört?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nein.«
    »In Paris vielleicht?«
    Sie presste die Lippen aufeinander, bis die Haut um ihren Mund herum weiß wurde. »Messire … Seid nicht so dumm. Glaubt Ihr wirklich, ich hätte gewusst, dass ich Paris an jenem Morgen würde verlassen müssen, da ich auf Euch getroffen bin?«
    »Und doch habt Ihr diese Zimmer gefunden.«
    »Was hat denn das damit zu tun?«
    Ich reichte ihr die zerknüllte Notiz. Sie las sie laut.
    Ist es nicht ungewöhnlich, dachte ich, dass ich sie instinktiv als den jungen Mann behandele, dem sie ähnelt, und nicht als die junge Frau, die sie ist? Und als Frau war sie der Ehrlichkeit genauso wenig fähig wie der Keuschheit.
    Außerdem ist sie nicht gerade die Klügste. Sie ist einfach zu sorglos, um eine Rolle durchzuhalten … nur dass sie mich in ihrer Rolle als Mann bereits einmal getäuscht hatte.
    »Das ist …« Sie hielt mir das

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