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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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auftreten solltet, wen es zu bestechen gilt …«
    »Bestechen?«
    Ich blickte ihn spöttisch an. »Nähert man sich den Edelleuten an Eurem Hof, ohne ihnen Geschenke zu geben?«
    »Ah. Geschenke. Das ist höflich.«
    Ich nickte. »In Robert Fludds Börse sollte noch ein wenig Höflichkeit übrig sein, genug, um Euch in eine Position zu bringen, wo Ihr eine Audienz beim König bekommen werdet. Das ist nicht leicht, da Ihr im Gegensatz zu Sully damals über keinerlei diplomatische Papiere verfügt, aber es ist machbar. Ihr wiederum müsst nichts weiter für mich tun, als einen Brief an den Minister mitzunehmen, den Ihr vorher werdet sehen müssen: Robert Cecil.«
    »Robuta Seso? Seso-sama?«
    »Cecil!«
    »Das habe ich doch gesagt. Spion-Seso?«
    Mir war das Lächeln vergangen. »Ja, der Spion-Cecil. Ich werde Euch alles erläutern, was ich über Master Fludds Verschwörung weiß, und Minister Cecil kann dann damit machen, was er will. Auch hoffe ich, auf diese Art die Antwort auf einige Fragen zu erhalten, die ich ihm schreiben werde, und die er Euch mündlich geben kann.«
    »Und mein Kopf? Wird der abgeschlagen?« Saburo machte eine Bewegung mit der Hand, die mir verriet, dass er zumindest einmal in seinem Leben Zeuge einer Hinrichtung gewesen war.
    »Unwahrscheinlich.« Ich setzte meinen Becher ab und blickte hinein. Es war besser, den Nihonesen zu beobachten, ohne es allzu offensichtlich zu machen. »Aber es könnte eine gewisse Gefahr bestehen; das ist wahr.«
    Ihm könnten Verlies und Folter drohen, sollte bekanntwerden, dass er sich mit einem Meuchelmörder eingelassen hatte. Aber ich glaube nicht, dass ich hier schon bekannt bin.
    Ich sagte: »Solltet Ihr auch nur halb so klug sein, wie ich glaube, werdet Ihr keinerlei Schwierigkeiten haben, den unwissenden Fremden zu spielen, wenn Ihr den Brief aushändigt – einen Brief, dessen Sprache Ihr ja noch nicht einmal lesen könnt.«
    Saburo schaute mich auf eine mir unverständliche Art an, und ich wusste nicht zu sagen, ob er an mir zweifelte oder ob er mir schlicht demonstrieren wollte, wie unwissend er dreinblicken konnte.
    »Wenn ich einen Brief mitnehme, will ich wissen, was in ihm steht.« In seiner Stimme lag etwas, was ich nicht deuten konnte. »Ich bin allein hier, Roshfu-san. Nehmen wir einmal an, Ihr wärt in Edo, und ich würde Euch einen Brief an einen Minister des Shoguns geben. Dann würde ich Euch sagen, es gehe um eine Verschwörung, aber sonst nichts! Ich würde Euch weder sagen, ob der Minister glauben würde, dass Ihr in die Verschwörung verstrickt seid, noch ob in dem Brief steht, dass man Euch hinrichten soll. Jetzt erzählt Ihr mir von diesem namban Doktor. Schreibt den Brief, lasst ihn unversiegelt, und ich werde ihn nehmen und nachdenken.«
    Sein wettergegerbtes Gesicht war entschlossen. »Nun …«, erwiderte ich. »Das kann ich Euch wohl kaum zum Vorwurf machen, nehme ich an. Es wäre allerdings besser für Euch, wenn Ihr bestimmte Dinge nicht wissen würdet.«
    »Ich werde es niemandem erzählen, den ich kenne.«
    Was auch immer ich für eine Reaktion erwartet haben mochte, doch dass er sich auf die Schenkel schlug und so laut auflachte, dass kurz alle Gespräche im Speisesaal zum Erliegen kamen, damit hatte ich nicht gerechnet. Köpfe drehten sich in unsere Richtung, und ich konnte nur froh sein, darauf bestanden zu haben, dass er die Kapuze anbehielt.
    »Ihr habt nur einen Verbündeten in diesem Land«, sagte ich in leicht bissigem Tonfall. »Legt es nicht darauf an, dass er verhaftet wird.«
    Saburo lehnte sich zurück und verschränkte die Hände vor dem Bauch. »Zwei Verbündete, Rochefort-san. Euch und die Lady-sama.« Er hielt kurz inne. »Ihr habt sie weggeschickt, bevor Ihr mir diese Dinge erzählt.« Ich ging auf den Themenwechsel ein. Vermutlich wollte er sich so nur Zeit verschaffen, um darüber nachzudenken, ob er zu Cecil gehen würde oder nicht. »Ich betrachte sie an sich schon als Gefahr, besonders in der Gesellschaft von … in der Gesellschaft, in der sie sich befindet. Fügt dem noch Fludd und seine ›Verschwörung‹ hinzu … Es ist besser, sie durch die Bankside streifen und spielen zu lassen, als Schlimmeres heraufzubeschwören?«
    »Hilft Dari-oru nicht beim Kämpfen?«
    Ich fragte mich, ob er sie wirklich als Frau betrachtete. Irritiert antwortete ich: »Sie ist immerhin eine Frau, Messire Saburo, und noch dazu eine sehr junge. Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist ein hitzköpfiger Jüngling, der

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