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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Papier wieder hin und sah ungewohnt ernst aus.
    »Ihr werdet nicht darüber sprechen. Keiner von Euch.« Ich wartete, bis beide nickten.
    Es war nicht Darioles offenkundige Unschuld, die mich überzeugte, sondern mehr ihr Unverständnis, dass sie überhaupt verdächtigt wurde. In meiner Profession lernt man, einen Schuldigen zu erkennen.
    Sie neigt nicht zum Lügen; sie erlaubt anderen nur, sich selbst zu täuschen. Durch ihr Aussehen, ihre Kleidung, ihre Manieren … Aber Dariole selbst hatte keinerlei Interesse an Täuschungsmanövern wie ein Spion.
    Ich fertigte meinen Bericht für Minister Cecil auf die gleiche Art an, wie ich solche Berichte auch immer für den Duc de Sully verfasst hatte. Dabei baute ich genügend Informationen ein, um zwar nicht meine Identität zu verraten, aber Cecil zu verstehen zu geben, dass ich mich mit den Spionagenetzen Englands und Europas auskannte.
    Wenn Minister Cecil schon nicht an die Verschwörung glauben sollte, würde er wenigstens von Robert Fludd erfahren und ihn als politische Gefahr einstufen.
    Dann sollte Cecil mir meine Frage beantworten: Wie sah es in Frankreich zehn Tage nach der Ermordung des Königs aus? Vielleicht würde ich dann endlich handeln können!
    Der Brief war rasch geschrieben, und unversiegelt gab ich ihn Monsieur Saburo.
    In dem gesellschaftlichen Labyrinth herauszufinden, wer über Zugang zum Minister und zu König James verfügte und wie ich das nutzen konnte, um den nihonesischen Abgesandten an den Hof zu bringen, erwies sich als weitaus schwieriger. Am zweiten und dritten Tag unseres Aufenthalts in London führte ich Saburo durch die Tavernen und Gasthöfe von Eastcheap und Cheapside auf der Suche nach einer Spur von Little Edmonds. Der Mann war einst als Spion und Diplomat für Königin Elisabeth tätig gewesen, und mein Herzog hatte sich seiner auch schon einmal in einer delikaten Angelegenheit bedient. Doch es war nichts von ihm zu hören. Dann sprach ich mit anderen Männern, die ich fürnützlich hielt; doch auch Beaumont war nicht zu finden.
    »Zurückgerufen. Oder unter Bewachung. Little Edmonds könnte auch tot sein«, bemerkte ich, als wir in jener Nacht zum Dead Man's Place zurückkehrten. »Solche Dinge geschehen bisweilen.«
    Ich hielt die Laterne beim Gehen mit der linken Hand hoch, sodass wir nicht geblendet wurden. Ohne darüber gesprochen zu haben, hatten wir alle die Schwerter gezogen und gingen in der Mitte der verschlammten Straße, unmittelbar neben dem Kanal. Sollte sich uns irgendjemand aus den übel beleumdeten Häusern oder aus einer der Gassen dazwischen nähern, musste er sich uns über eine freie Fläche nähern.
    Trotz seiner Weigerung, etwas anderes als Leinen unter dem Mantel zu tragen, schien Monsieur Saburo London nach zwei Tagen Aufenthalt schon ein wenig angenehmer zu finden. Er warf die Kapuze zurück und schwankte ein wenig, obwohl er meiner Meinung nach nicht viel getrunken hatte.
    »Ein Mann!« Er deutete mit seiner Kattanklinge.
    Im Licht der Laterne erhob sich eine dünne, kleine Gestalt von den Treppenstufen einer Tür und wurde zu einem Pagen in schwarzem Samt; hinter ihm erschien pflichtbewusst ein Bewaffneter in Livree.
    Ich steckte mein Rapier weg und nahm den Brief entgegen, den der Junge mir gab, dessen Blick die ganze Zeit über auf Saburos unenglisches Gesicht fixiert war.
    Das gelbe Licht zeigte mir das Siegel des Earl of Salisbury, des Außenministers und Schatzkanzlers … Robert Cecil.
    Saburo blickte der Leibwache und dem Pagen nach, die sich ausgesprochen professionell wieder aus dem Staub machten. Rasch las ich den Brief.
    »Hört zu, Messire Saburo. Ihr werdet Lord Cecil sehen. Freitag Morgen zur zehnten Stunde … was morgen ist.«
    Monsieur Saburo demonstrierte sein Talent, die Gossensprache aufzuschnappen, und bemerkte verträumt: »Catso!«
    Am folgenden Tag war ich sichtlich nervös, während die sonnigen und eigentlich unbeschwerten Stunden vorübergingen. Vorsicht um Monsieur Saburos willen hielt mich davon ab, ihn auf dem Weg zum Whitehall-Palast und Cecil zu beschatten. Mangels Beschäftigung blieb mir so nichts anderes zu tun, als dem Bellen der Hunde zu lauschen und Frankreich und Messire Sully aus meinen Gedanken zu verdrängen.
    Wie funktionieren die Beschwörungen und Tricks von Master Fludd?
    Wie viele Männer hat er noch ›auswendig lernen‹ lassen? Und warum?
    Vermutet er bereits, dass ich ihn verraten habe?
    Er wäre ein Narr, würde er etwas anderes glauben. Doch auch

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