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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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also schon etwas gehört, aber nicht so viel, wie du gerne hättest. Gut. Jetzt wissen wir, wo wir stehen.
    »Das bezweifele ich ebenfalls, Mylord.« Ein leichtes Nicken von Cecil wirkte ermutigend. Ich fuhr mit dem fort, was ich in achtundvierzig Stunden sorgfältiger Untersuchungen herausgefunden hatte: »Aber … Es scheint so, als würde Seine Hoheit, der Prinz, häufig den Tower besuchen, um mit Monsieur Raleigh zu sprechen. Jeder, der den Prinzen mit Dreck bewerfen will, indem er behauptet, Seine Hoheit träfe sich auch mit dem Earl of Northumberland, wird mit Freuden feststellen, dass dieser Dreck mit Leichtigkeit haften bleibt. Die Bitte seitens eines engen Vertrauten des Prinzen, sich vom Tower für eine Weile fernzuhalten, würde die Möglichkeit eines solchen Skandals ausschließen.«
    Cecils Kopf, der im Verhältnis zu seinem Körper viel zu groß zu sein schien, nickte bedächtig. Plötzlich warf Cecil mir einen Blick zu, der mich unvermittelt zusammenzucken ließ.
    »Und was hat es mit diesem ›von den Sternen motivierten Unsinn‹ auf sich?«
    Schweigen. Nichts außer dem Platschen der Ruder und dem Geruch frischer Farbe. Kurz erinnerte sich meine Nase an etwas anderes: den Duft von Gras in einem Garten in Southwark.
    »Mylord, dieser Fludd hat eine Art, ein unkluges Wort oder einen Blick auszunutzen und anhand dessen glückliche Vermutungen anzustellen, dass man fast unweigerlich irgendwann glaubt, er könne tatsächlich die Zukunft voraussehen. Fludd ist ein hervorragender Beobachter, weiter nichts. Trotzdem …«
    Ich blickte wieder zu Robert Cecil hoch.
    »Trotzdem: Er hatte überall Männer postiert, die mich davon abgehalten haben, London und seine Vorstädte zu verlassen.«
    Cecil nickte erneut. »Und aus welchem Grund?«
    Das hatte ich nicht niedergeschrieben. Doch jetzt war der einzig geeignete Augenblick für so viel Ehrlichkeit, da der Wind meine Worte nicht davonwehen konnte.
    »Es ist so wie bei Parsons, der sich den Soldaten Guy Fawkes geholt hat.« Ich zuckte mit den Schultern. »Fludd glaubt dem Gerücht … dem Gerücht, dass ich Heinrich von Frankreich ermordet hätte. Und er ist aus astrologischer Sicht davon überzeugt, dass es mein Schicksal ist, James von England und Schottland zu ermorden. Ich muss wohl nicht hinzufügen, dass ich diese Überzeugung keineswegs teile!«
    Cecil runzelte die Stirn. »Irgendwelche versponnenen Verschwörer finden sich an jeder Straßenecke. Diese Verschwörung ist … gespenstisch, Master Rochefort, wenn Ihr mir den Ausdruck gestattet.«
    Ich verneigte mich stumm. Ich gestand ihm das Recht zu, alles zu mir zu sagen, was er verdammt noch einmal wollte.
    Zaghaft fügte ich hinzu: »Die meisten Menschen konsultieren Astrologen. Dank Fludds glücklicher Vermutungen und genauer Beobachtungen würde ein abergläubischer Mensch ihm alles glauben, was er sagt. Auch ich soll glauben, was er sagt, und somit auch, dass ich dazu bestimmt bin, König James zu töten.«
    »Hat er ein Horoskop für den König erstellt? Wisst Ihr das?«
    »Zumindest hat er mir keines gezeigt, und selbst wenn er so etwas getan haben sollte, hat er es mit Sicherheit verbrannt.«
    Der englische Minister nickte. Dass Fludd seine Verhaftung und anschließende Hinrichtung würde vermeiden wollen, weil er es gewagt hatte, ein Horoskop des Königs anzufertigen, überraschte keinen von uns.
    »Master Rochefort, wärt Ihr nicht Rosnys Agent würde ich es einfach so abtun. Offenbar ist dieser Fludd genauso ein Scharlatan wie Simon Forman und taugt für nichts weiter, als Liebeszauber zu verkaufen.«
    »Ja, Mylord. Aber«, fügte ich hinzu, »Fludd hat genug Männer, um mich davon abzuhalten, die Stadt zu verlassen. Damit ist der Kreis der Verschwörer nicht gerade klein!«
    Vielleicht hörte er eine kleine, unbeabsichtigte Betonung des Wortes ›mich‹ heraus; in jedem Fall wanderte sein Blick zu den blauen Flecken in meinem Gesicht. Fragend schaute er mich an.
    Ich schob alle Zweifel beiseite. »Kurz vor der Heide bin ich am Fluss aufgehalten worden und dann noch einmal in Whitehall. Sie konnten nicht sicher sein, wohin ich mich wenden würde. Wie sonst hätten sie mich also abfangen sollen, wenn nicht durch eine bloße Vielzahl von Männern. Und wenn es so viele Mitglieder dieser ›astrologischen Verschwörung‹ gibt – Dutzende, vielleicht Hunderte –, dann würde ich mir darüber Sorgen machen.«
    Minister Cecil blickte mich sanft an. »Wäre dieses Netzwerk tatsächlich so

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