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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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bedauerlich.
    Aber viele bedauerliche Dinge müssen getan werden. Ich hatte zwei Pistolen, und sollte eine davon versagen, hatte ich noch immer mein Rapier.
    »Messire Rochefort.« Darioles Stimme klang seltsam nachdrücklich. »Da kommen Männer, die Euch töten wollen.«

Rochefort: Memoiren
Sieben
    Ich wirbelte herum, ließ den fast Ertrunkenen auf Händen und Knien liegen und durch den Sand kriechen. Dariole deutete in die entsprechende Richtung.
    Sieben Männer kamen von der kleinen Fischerstadt über den Sand auf uns zu. Drei weitere näherten sich uns über die Felsen der Landspitze, und noch einmal zwei lagen ein Stück zurück.
    Wer von euch hat gewusst, was ich denke? Wer von euch hat gewusst, dass ich die ganze Nacht durchreiten würde?
    Einen Beweis für ihre Absichten hatten wir nicht, aber sie rannten wie Männer, die in die Schlacht stürmten. Sie kamen schnell und entschlossen … aber es sind keine Soldaten, bemerkte ich, als die größere Gruppe auf den Sand hinaustrat und sich verteilte, weil einer schneller lief als die anderen.
    »Du … Lauf!«, befahl ich.
    Jetzt kann ich wirklich keinen Dariole gebrauchen, der glaubt, mir einen Dolch in den Rücken rammen und von diesen Männern die Belohnung dafür kassieren zu können. Und er war womöglich gerade dumm genug zu glauben, dass er damit durchkommen würde, ohne sich selbst einem Verhör stellen zu müssen.
    Ich blickte zu ihm hinunter. »Wenigstens würde sie das ablenken, und sie würden sich verteilen!«
    Dariole stellte sich neben mich. Ein Lächeln erschien auf seinem weißen Gesicht. »Ihr wollt mich überall sehen, nur nicht hinter Euch, nicht wahr, Messire? Das überrascht mich nun wirklich nicht.«
    Ich ballte die Faust. Ich stand kurz davor, ihn niederzustrecken.
    Dariole hob abwehrend die Hand. »Es ist ja nicht so, als würden sie mich am Leben lassen. Was haltet Ihr davon, wenn wir auf später verschieben, dass Ihr mir den Schädel wegblast? Lasst uns uns erst um diese Kerle da kümmern.«
    Seine Stimme war voller lächerlichem Optimismus – und er klang, als wäre es eine abgemachte Sache zwischen uns, dass ich ihn nicht erschießen würde.
    Ich legte die Pistole in die linke Hand und zog mein Schwert. Das Schaben des Metalls über den hölzernen Scheidenverschluss ließ Dariole noch wachsamer werden. »Glaubt Ihr etwa«, wandte ich mich an ihn, »dass ich zögern würde, einen Mann zu erschießen, der kurz zuvor noch an meiner Seite gekämpft hat?«
    Er grinste mich an. »Ihr hättet zwar einen gewissen Widerwillen, aber Ihr würdet es tun. Oder zumindest würdet Ihr es versuchen, Messire Schwarzer Hund.«
    Vollkommen gegensätzliche Gefühle keimten in mir auf; ich unterdrückte sie.
    Der erste Mann war inzwischen deutlich zu erkennen: Das Schwert in der rechten Hand eilte er den anderen voraus. Er war vielleicht noch einhundert Schritt von uns entfernt. Sie sind ein Dutzend. Das ist eine Todesfalle.
    »Wie es aussieht, ist diese Frage jedoch rein theoretischer Natur, Monsieur Dariole«, bemerkte ich leichthin, packte den Sattelgurt der Stute neben mir und zog daran. »Runter!«, befahl ich.
    Das Tier war kein Schlachtross. Hätte ich aufgesessen, wäre ich im Nachteil gewesen. Die Stute sank auf die Knie, rollte mit den Augen und ließ sich auf die Seite fallen, wie ich es ihr beigebracht hatte.
    Das ist nicht gerade die beste Barrikade, dachte ich. Wir sitzen zwischen den Männern und dem Meer in der Falle. Und ironischerweise würde niemand die Schüsse hören und uns zu Hilfe eilen.
    Ich würde Zeit haben, einmal nachzuladen – nicht dass uns das gegen zwölf etwas nutzen würde. Sie hatten vielleicht Schusswaffen, und wir konnten nirgendwo hin. Sollten sie daneben schießen, würde es auf einen Kampf mit dem Schwert hinauslaufen. Aber ich kann doch kein Dutzend Männer töten!
    Dariole ging neben mir im Sand auf die Knie und duckte sich vom zuckenden Kopf der Stute weg. Ich hörte ein Husten. Der ›Dämon‹ aus Nihon krabbelte auf allen vieren in den Schutz des Pferdes. Er hatte Angst genug, die nächstbeste Deckung zu erkennen – Angst: Somit war er definitiv menschlich.
    »Nicht dass uns diese Deckung lange nützen wird«, bemerkte ich und hob die Pistole. Die auf uns zu laufenden Männer glichen sich: dunkle Wamse und Pluderhosen, unauffällige Kragen und hohe Hüte mit breiten, heruntergezogenen Krempen zum Schutz vor der Sonne.
    Eine Kugel zischte über uns vorbei, eine weitere schlug in den Seetang. Ich

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