1611 - Jäger der Nacht
Frost, sondern Sonnenschein, der auch wärmte.
Der Golf war nicht mit einem Nävi ausgerüstet. Es gab allerdings eine Karte. Nach deren Angaben fuhren wir und erreichten schließlich die Straße, die uns ans Ziel bringen würde.
Ich schaute mich um, hob die Schultern und bemerkte: »Verflucht einsam, diese Gegend.«
»Hast du etwas anderes erwartet?«
»Eigentlich nicht.«
»Eben.« Suko lenkte den Golf in eine weitläufige Kurve. »Es ist fast wie immer. Ob wir nun in die Einsamkeit Schottlands oder Cornwalls fahren oder hier herumturnen, gewisse Dinge bleiben eben gleich. Und ich glaube auch nicht, dass man uns mit offenen Armen empfangen wird. Wir sind Fremde, Eindringlinge, die zudem nicht ihre Sprache sprechen. Das könnte auch zu einem Problem werden.«
Da hatte er leider recht. Trotzdem hatten wir es auch in solchen Situationen immer wieder geschafft, uns zu verständigen.
Der Ort hieß Lesna. Darunter konnte ich mir nicht viel vorstellen. Das änderte sich allerdings, als die Gegend uns einen ersten Blick auf das Dorf erlaubte.
Von einer leichten Höhe aus waren die Häuser zu sehen, die sich recht unorthodox verteilten. Das hier war jedenfalls kein Straßendorf.
Noch ein paar Meter und wir hatten das Ziel erreicht. Wobei Suko plötzlich einen scharfen Laut ausstieß.
»Achtung!«
Die Warnung kam für mich etwas spät. Ich wurde in den Gurt gedrückt, als Suko scharf bremste. Das hatte er nicht zum Spaß getan. Der Grund dafür waren drei Katzen, die mitten auf der Straße hockten und ein Weiterfahren unmöglich machten. Es sei denn, wir hätten sie überfahren.
Aber dafür gab es keinen Grund.
Ich war kein Katzenkenner, aber das Verhalten dieser Tiere kam mir schon unnormal vor. Normalerweise wären sie vor einem heranfahrenden Fahrzeug geflohen. Sie aber blieben sitzen und glotzten uns aus ihren funkelnden Augen entgegen.
»Was bedeutet das denn?«, murmelte Suko.
»Ein Empfangskomitee.«
»Aber ein ungewöhnlich seltsames.«
»Das kannst du laut sagen.«
Es war seit unserer Bremsung fast eine halbe Minute verstrichen, aber keines der Tiere machte Anstalten, seinen Platz auf der Straße zu verlassen. Sie hockten da, ohne sich zu bewegen, nur der Wind strich über ihr Fell hinweg.
»Ich könnte hupen«, schlug Suko vor.
»Nein, lass mal.«
»Mach einen anderen Vorschlag.« Das tat ich auch und sagte: »Ich steige aus.«
»Okay.« Er grinste. »Aber gib acht, dass dich die Tiere nicht kratzen.«
»Keine Sorge, das tun sie schon nicht.« Der Gurt rutschte an mir hoch, dann öffnete ich die Tür und schob mich ins Freie in die Kälte, die den Katzen nichts auszumachen schien, wobei sie doch Tiere waren, die die kuschelige Wärme liebten.
Hier war alles anders, obwohl die Tiere normal aussahen und keinen Hinweis auf eine Mutation zeigten. Davon wollte ich mich nicht täuschen lassen und bewegte mich mit der nötigen Vorsicht auf die Tiere zu, wobei ich davon ausging, dass sie verschwanden, wenn ich zu nahe an sie herankam.
Das war ein Irrtum. Sie blieben hocken. Ihre Augen waren auf mich gerichtet. Blicke, die funkelten. So zumindest kam es mir vor, aber ich konnte mich auch täuschen.
Die Katzen warteten, schauten hoch. Da es still war, hörte ich ihr leises Fauchen. Und dann sah ich, dass sich ihr Fell sträubte. Zugleich machten sie einen Buckel, eine Haltung, die auf einen Angriff hinwies. Sie schienen nicht zu wollen, dass wir auch den Rest der Strecke hinter uns brachten, und ich gewann den Eindruck, dass mir von ihnen aus Feindseligkeit entgegenströmte. Um das zu merken, musste ich nicht mal ein sensibler Mensch sein.
Ich blieb dicht vor ihnen stehen. Dann unternahm ich einen bestimmten Versuch, bückte mich und streckte den Tieren dabei meine linke Hand entgegen. Es war eine Geste, die aussagte, dass ich sie streicheln wollte, und das gefiel ihnen nicht.
Erst fauchten sie mich an, dann sprangen sie. So schnell konnte ich nicht zurückzucken. Sie wollten sich an meinen Hosenbeinen festkrallen und auch am Saum meiner gefütterten Lederjacke. Zwei von ihnen pendelten dort, und ich musste sie durch Schläge entfernen.
Sie prallten zu Boden, überkugelten sich, wollten erneut angreifen und wurden von zwei Tritten erwischt.
Die dritte Katze hing noch immer an meiner Hose. Von den beiden anderen drohte mir kein Angriff mehr. Deshalb packte ich die Katze und riss sie vom Hosenbein weg. Mit einer wilden Bewegung schleuderte ich sie in den Straßengraben. Als sie dort landete,
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