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1611 - Jäger der Nacht

1611 - Jäger der Nacht

Titel: 1611 - Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr auf mich zu. Er drehte sich aber auch nicht weg. Und ich setzte ein Lächeln auf. Das war immer noch am besten. Ich wollte einfach zeigen, dass ich nichts Böses im Schilde führte.
    Allerdings stand er wie auf dem Sprung und entspannte sich erst ein wenig, als ich ihn ansprach. Natürlich musste ich Englisch sprechen. Ich hoffte, dass er vielleicht einige Brocken verstand. Da hatte ich leider Pech, denn er schüttelte den Kopf.
    Jetzt hatte ich ein Problem, das trotzdem nicht so schlimm war, denn es gab einen Namen.
    »Wanda Petric«, sagte ich.
    Ich hatte eigentlich nicht sofort mit einer Reaktion gerechnet und war deshalb überrascht, als sie eintrat. Der junge Mann riss die Augen auf und hob die Hände an, als wollte er mich abwehren. Sein Gesicht zeigte dabei einen Ausdruck der Angst, was mich schon verwunderte.
    Da ich keine andere Reaktion erlebte, wiederholte ich den Namen.
    Erneut ging er in eine Abwehrhaltung. Dabei schlug er mehrere Kreuzzeichen hintereinander.
    »Was ist mit ihr?«
    Er hob die Schultern.
    Ich gab nicht auf, auch wenn sein Gesicht einen traurigen Ausdruck angenommen hatte.
    »Was ist mit ihr?«, fragte ich abermals.
    Ich hatte sehr intensiv gesprochen. Zwar hatte mich der junge Mann nicht verstanden, aber schon den Sinn meiner Frage begriffen, und deshalb erhielt ich auch eine Antwort, die ich schon interpretieren musste, denn er deutete einige Male zu Boden. Dabei schluchzte er auf.
    Diesmal war ich es, der begreifen musste.
    »Ist sie tot?«
    Er rieb seine Augen, nickte und wies wieder zu Boden. Dann drehte er sich zur Seite, streckte den Arm aus und deutete in eine bestimmte Richtung. Als ich ebenfalls hinschaute, stellte ich fest, dass er unter Umständen die Kirche gemeint hatte. Viel damit anfangen konnte ich nicht und wollte ihn erneut fragen, als er sich umdrehte und weglief.
    Dabei musste er achtgeben, dass er auf dem teilweise rutschigen Boden nicht hinfiel.
    Ich fühlte mich zwar nicht wie ein begossener Pudel, war aber schon nachdenklich, und das blieb auch, als ich wieder zum Wagen ging.
    Suko war ausgestiegen. Er kam mir sogar entgegen. Dabei suchte er nach Antworten in meinem Gesicht, ohne zuvor eine Frage gestellt zu haben.
    »Ich habe mit jemandem gesprochen. Ein junger Mann hat versucht, mich zu verstehen.«
    »Und was ist dabei herausgekommen?«
    Ich erklärte es ihm. Suko hörte gespannt zu und flüsterte nach einer Weile: »Tot…?«
    »Ja, so muss man es wohl interpretieren.«
    »Und jetzt?«
    Ich konnte ihm keine Antwort geben. Ich sprach noch davon, in welche Richtung er gedeutet hatte, und kam dabei auf einen Friedhof zu sprechen.
    »Dann wird man sie schon begraben haben, nicht?«
    Ich nickte.
    Suko drehte sich halb um. »Dann könnte dein Freund Stephan Kowalski zu dem gleichen Ergebnis gekommen sein. Hast du auch seinen Namen erwähnt?«
    »Dazu bin ich nicht gekommen. Der Junge ist ja geflohen. Das sieht alles nicht besonders gut aus.«
    »Ja, das kannst du laut sagen. Sollen wir das Grab und den Friedhof aufsuchen?«
    »Klar, und auch Stephan. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ihm etwas passiert ist. Bestimmt hat sich unsere Ankunft hier in Lesna bei den Bewohnern herumgesprochen. Wäre alles normal gewesen, dann hätte auch Stephan davon etwas mitbekommen müssen. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall. Ich kann mir vorstellen, dass er in eine Falle gelaufen ist.«
    »Denkst du da an eine Katzenfalle?«
    »So ungefähr.«
    »Es sind nicht nur die Katzen, John. Es sind auch die Menschen, das musst du mir glauben. Ich glaube zwar nicht, dass sie mit ihnen zusammenarbeiten, aber sie nehmen sie hin. Und sie würden sie niemals verraten. Das ist ein Fluch, unter dem die Menschen leben müssen. Ein Katzenfluch, sage ich.«
    »Steig wieder ein.«
    »Wo fahren wir hin?«
    »Zum Friedhof. Aus der Gestik des jungen Mannes habe ich entnommen, das Wanda Petric bereits begraben wurde, und das werden sie auf dem Friedhof getan haben.«
    Suko hatte nichts dagegen, und so setzten wir uns wieder in Bewegung.
    Wir gingen davon aus, dass der Friedhof nahe der Kirche lag, und sie war wegen ihres Turms nicht zu verfehlen. Ich rechnete auch damit, dass wir dort unter Umständen auf einen Geistlichen trafen, der uns vielleicht weiterhelfen konnte und uns möglicherweise auch verstand.
    Bestimmt gab es einen direkten Weg. Da wir fremd waren, kannten wir ihn nicht und so erreichten wir das Ziel über Umwege. Auf den meisten Gassen lag noch der Schnee.
    Vor der Kirche

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