1612 - Der Vampir-Töter
nächster Weg führte mich ins Bad. Dort setzte ich mich auf den Wannen rund und wartete auf Suko, der mich schnell gefunden hatte.
Er schaute mich an und stemmte dabei seine Hände in die Hüften.
»Jetzt mal raus mit der Sprache, John. Wer hat dir das angetan?«
»Später«, sagte ich. »Löse mir erst mal die Fesseln.«
»Hätte ich doch glatt vergessen.«
»Ja, ja, man wird alt.«
Ich hatte mich wieder einigermaßen erholt und streckte Suko meine gefesselten Hände entgegen.
Er knotete den weichen Draht auf, der trotz allem meine Gelenke so sicher umschlossen hatte. Schnell war die Blutzirkulation zu spüren. Ich rieb meine Hände und schaute zu, wie Suko einen Waschlappen anfeuchtete.
Was er vorhatte, wusste ich, aber das ließ ich nicht zu, denn ich war kein kleines Kind.
»He, lass mal, ich kann mich selbst reinigen.«
»Wie du willst.«
Ich stand auf und stellte mich vor den Spiegel. Die Streifenwunde blutete nicht mehr. Die Spitze des Teppichmessers hatte die Haut nur geritzt. So war das Blut schon geronnen.
Ich tupfte meinen Hals und die Brust sauber, bevor ich einige Pflasterstreifen draufklebte.
So würde es gehen. Ich hatte Glück gehabt, dass nicht mehr passiert war.
»Als ich deine Wohnung betrat, habe ich Blut auf dem Teppich gesehen, John. Was ist denn da passiert?«
»Es ist nicht mein Blut.«
»Habe ich mir gedacht.«
Ich drehte mich vom Spiegel weg. »Es ist eine Hinterlassenschaft meines Besuchers.«
Suko schüttelte den Kopf und verzog den Mund. »Ist der Kerl krank gewesen?«
»Nicht unbedingt.« Ich wollte Suko einen Bericht geben, sah aber dann die Beretta, die fast hinter der Toilette lag. Ich ging hin und hob sie auf.
Suko musste lachen. »Das ist mir auch neu, dass du deine Pistole auf der Toilette versteckst.«
»Das habe nicht ich getan. Es war mein netter Gast.«
»Dann rück endlich mit der Sprache heraus.«
Den Gefallen tat ich ihm. Allerdings nicht im Bad. Wir gingen zurück in den Wohnraum, wo wir beide einen Blick auf den beschmutzten Teppich warfen und dabei den Kopf schüttelten.
»Er hat mich an der Tür abgefangen«, sagte ich, nachdem ich mich gesetzt hatte.
Suko hob die Augenrauen. »Wer?«
»Ethan Hunter.«
»Der Blutbrecher?«
»Genau.«
»Tut mir leid, der Name sagt mir nichts.«
Dann kam ich zur Sache. Suko hörte zu, und vor lauter Staunen öffnete er den Mund. Er saugte jedes Wort auf und musste sogar lachen, was sehr ungläubig klang.
Als ich nichts mehr sagte, schwieg auch Suko, der erst mal nachdenken musste.
»Wie hat dich dieser Ethan Hunter gefunden?«
Ich erzählte ihm von meinem Treffen mit Jane, die mich vor einem Unbekannten gewarnt hatte. Es hatte nichts genützt, denn Hunter hatte mich überrumpeln können.
»Du hast mir noch nicht gesagt, was er von dir wollte.«
»Mareks Erbe. Er wollte den Pfahl haben und hat ihn bekommen.«
»Wieso ausgerechnet den Pfahl?«
Ich hob die Schultern. »Es liegt auf der Hand. Er will damit seine Feinde jagen. Er hat davon gesprochen, dass wir beide auf derselben Schiene fahren. Und das glaube ich ihm sogar.«
»Dann ist er in gewisser Hinsicht ein Konkurrent für dich.«
»Wenn du willst.«
»Und ein Typ, der Marek gekannt haben muss und zudem noch Blut bricht. Das muss man erst mal zusammenbringen. Ich jedenfalls habe damit meine Probleme.«
Die hatte ich auch und sprach davon, dass wir ihn so schnell wie möglich finden mussten.
»Hast du an eine Fahndung gedacht?«
»Nein. Das wird keinen Sinn haben. Dieser Hunter weiß genau, was er tut. Er geht planmäßig vor. Er hat sich alles genau überlegt, davon müssen wir ausgehen.«
»Du hast dir Gedanken darüber gemacht, John. Bist du denn auch zu einem Ergebnis gekommen? Kannst du dir vorstellen, um wen es sich bei diesem Ethan Hunter handelt? Siehst du ihn als einen Menschen oder als etwas anderes an?«
»Welcher Mensch bricht schon Blut?«
Sukos Blick nahm einen gedankenverlorenen Ausdruck an.
»Du hat recht. Wenn ein Mensch Blut bricht, ist er krank. Das ist bei dieser Person wohl nicht der Fall. Ich würde ihn ja als Vampir bezeichnen, aber das musst du besser wissen.«
»Er ist kein Vampir, obwohl er Blut gespuckt hat. Er ist etwas anderes. Außerdem scheint er die Vampire zu hassen, sonst hätte er nicht den Pfahl zu stehlen brauchen. Wir müssen trotzdem davon ausgehen, dass er eine Verbindung zu den Blutsaugern hat.«
»Und nicht nur zu ihnen, John. Wenn er Frantisek Marek nicht gekannt hätte, wäre er wohl nicht auf
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