1613 - Blut-Rivale
einen Erwachsenen und für ein Kind erst recht nicht. Da konnte schon ein Trauma zurückbleiben. Aber Jenny schüttelte den Kopf.
»Das weiß ich nicht mehr«, sagte sie.
»Ach…«
»Ja, Ma. Das ist weg. Ich war mit ihr im Flur, dann wurde auch gerufen, aber das war alles.«
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Vielleicht würde Jenny später noch einiges dazu einfallen. Deshalb riet ich der Mutter auch, genau auf ihr Verhalten zu achten, was sie versprach.
Zum Abschied strich ich Jenny über den Kopf. »Und du passt mir gut auf deine Ma auf. Versprichst du mir das, Große?«
»Klar, John, versprochen.«
»Dann ist es okay.«
Ich war etwas beruhigter, als ich die Howards verließ.
Ab jetzt konnte ich mich wieder um die anderen Dinge kümmern…
***
Wo der Mann genau wohnte, der in der Gewalt der Köpferin geraten war, wusste ich nicht. Ich kannte nur die Richtung, in die Suko und er gegangen waren.
Mein Freund hatte mir ein Zeichen hinterlassen, denn eine Tür stand offen. Ich hörte auch Stimmen und betrat eine Wohnung, die der des Ethan Hunters glich. Der gleiche Schnitt, nur andere Möbel.
Suko saß zusammen mit dem Mann, der Sam Perrit hieß, was ich am Klingelschild gelesen hatte, auf der Couch.
Perrit sah jetzt anders aus. Suko hatte wohl sein Gesicht gesäubert und es dann verpflastert. Quer über der Stirn und auch an der Kehle klebte ein Pflaster.
Beide hoben den Blick, als ich den Wohnraum betrat.
»Alles in Ordnung?«, fragte Suko.
»Ja, dem Kind geht es gut. Und der Mutter ebenfalls. Was ist mit Ihnen, Mr. Perrit?«
Sein Gesicht verzog sich. »Hören Sie auf damit. Ich habe genug. Wären nicht die Schnittwunden, dann würde ich wirklich alles für einen bösen Traum halten. So aber muss ich mich damit abfinden, dass ich tatsächlich von dieser Frau angegriffen worden bin. Wer war denn dieses Weib? Das ist doch keine normale Frau gewesen.«
»Das stimmt«, gab ich ihm recht. »Wir möchten nur wissen, wie es weiterging, als Sie die Tiefgarage erreichten.«
»Ich kam zum Glück frei…«
»John, danach habe ich ihn schon gefragt. Er kann dazu nicht viel sagen.«
»Wieso?«
»Loretta ist zusammen mit Ethan Hunter verschwunden.«
»Stand dort sein Wagen?«
Suko musste lachen. »Das wäre schön gewesen. Dann hätten wir jetzt eine Beschreibung. Beide sind gegangen. Aber nicht sehr weit, denn dann waren sie von einem Moment zum anderen verschwunden.«
»Und wie?«
Suko warf einen Blick auf Sam Perrit. »Er hat von einer Staubwolke erzählt. Du verstehst?«
Ja, das verstand ich. Das kannte ich auch, denn wir hatten selbst erlebt, dass Loretta zu Staub werden konnte. Sie, aber doch nicht ein normaler Mensch!
Das sagte ich Suko und sah, dass er nicke.
»So ist es. Und Mr. Perrit behauptet noch etwas anderes. Er hat ein geflügeltes Wesen gesehen. Einen riesigen Schatten, der plötzlich durch die Tiefgarage flog. Es war kein Vogel, und alles ist auch sehr schnell gegangen. Wenn er sich nicht geirrt hat, dann wissen wir, wer dieser Schatten wohl gewesen ist.«
»Mallmann!«, flüsterte ich.
Suko hob die Schultern.
Ich glaubte nicht, dass sich der Zeuge geirrt hatte. So etwas saugt man sich nicht aus den Fingern, auch wenn man etwas Schlimmes hinter sich hatte.
»Wenn alles stimmt, wie wir es gehört haben, Suko, dann hatte Ethan Hunter keine Chance.«
»Du sagst es. Da kann er Mareks Pfahl haben oder nicht, gegen die beiden kommt er nicht an.«
»Und wir werden ihn wahrscheinlich wiedersehen«, sagte ich leise.
»Fragt sich nur wie.«
»Ja, da steht Schlimmes zu befürchten.«
Wir wollten uns nicht länger mit dem Thema beschäftigen. Nicht jetzt und nicht in der Nähe eines trotz allem Unbeteiligten. Wobei Sam Perrit mehr mit sich selbst beschäftigt war, als dass er uns zugehört hätte.
»Sie sollten trotzdem einen Arzt aufsuchen«, schlug Suko dem Mann vor. »Sicher ist sicher.«
Er winkte ab. »Mal sehen. Vielleicht komme ich auch ohne Doktor klar, bestimmt sogar.«
»Dann lassen wir Sie jetzt allein.«
Perrit schaute Suko an. »Sind Sie sicher, dass sich dieser Horror nicht wiederholt?«
»Das sind wir. Und ich kann Ihnen versprechen, dass wir die Frau stellen werden.«
Das nahm er uns nicht ab, denn er sagte: »Sie ist doch etwas Besonderes, oder?«
»Das kann man so sagen.«
Wir hatten hier nichts mehr zu suchen und verabschiedeten uns von dem Mann. Im Etagenflur blieben wir stehen und schauten uns an.
Suko reckte sein Kinn vor, als er fragte: »Was haben wir
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