1613 - Blut-Rivale
hinten kippte.
Für einen winzigen Moment hatte er den Eindruck, fliegen zu können, bis zwei Arme ihn umklammerten, die ihn nach unten und zugleich wieder zurück zerrten.
Er fiel, aber Mallmann ließ ihn nicht auf den Boden prallen. Er fing ihn zuvor auf, und Ethan Hunter blieb in seinen Armen liegen, als hätte der Blutsauger vor, ihn zu beschützen.
Im ersten Moment war Hunter völlig durcheinander. Die Welt drehte sich vor seinen Augen, und auch Mallmanns blasse Fratze verschwamm. Als eine Hand in sein Haar griff und seinen Kopf nach hinten zerrte, da klärte sich das Bild. Er sah das Gesicht des Blutsaugers genau über sich - und besondern den weit geöffneten Mund mit den beiden spitzen Vampirhauern.
Mallmann musste nichts sagen. Hunter war klar, was mit ihm geschehen würde. Es würde nicht lange dauern, da würde er eintauchen in diese andere und verfluchte Ebene. So hatte er sich sein Ende nicht vorgestellt. Er hatte sich zudem keine großartigen Gedanken darüber gemacht, bis auf die Tatsache, dass er wohl nicht friedlich im Bett einschlafen würde.
Mallmann war scharf darauf, sein Blut zu trinken. Aus seinem Hals drangen Geräusche, die an Schnarchlaute erinnerten. Im Blick des Supervampirs las Hunter jetzt eine unbezähmbare Gier.
»Denkst du an Marek?«, flüsterte Mallmann. »Oft.«
»Das glaube ich dir. Er ist den Weg schon vor dir gegangen, und du wirst ihm folgen. Ich will dich in meinem Kreis haben, daran geht kein Weg vorbei.«
Ethan Hunter wollte etwas erwidern. Er kam nicht dazu, denn Mallmann war schneller. Sein Kopf zuckte nach vorn und zugleich nach unten.
Hunters linke Halsseite lag frei, die Haut dort war straff gespannt.
Nicht mal einen Atemzug später erfolgte der Biss!
Ethan Hunter schrie nicht. Er zuckte auch kaum zusammen. Er dachte nicht mehr daran, die Waffe des Pfählers zu ziehen, es war alles zu spät.
Mallmann hatte gewonnen und genoss diesen Sieg. Es war ihm ein Bedürfnis, ein Vergnügen. Er saugte sich mit seinem Mund am Hals des Mannes fest.
Es war kein Trinken. Es war mehr ein Schlürfen, ein Schmatzen. Erfüllt von einer irren Gier nach dem Saft eines Menschen. Er blieb am Hals des Mannes hängen. Er schluckte immer wieder, wenn sich sein Mund mit dem warmen Saft des Lebens gefüllt hatte.
In Dracula II hinein rann eine wahre Quelle der Kraft, die ihm eine erneute Stärke gab. Er wollte sich für die Zukunft rüsten, und das schaffte er nur durch das Trinken von Menschenblut.
Hunter setzte ihm Widerstand entgegen, der im Prinzip keiner war. Er bestand nur aus einem Zucken der Arme und Beine, das war alles. Und auch dieses Zucken nahm mit der Zeit ab, sodass der Körper allmählich erschlaffte.
Irgendwann lag er wie ein Stück Holz in den Armen des Vampirs, und Mallmann hatte noch immer nicht genug. Er trank weiter, er schlürfte auch den letzten Tropfen Blut in sich hinein, bevor er den Körper von sich wegstieß, sodass er zu Boden fiel und die letzten beiden Stufen der Treppe hinabrollte.
Mallmann war zufrieden. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und fuhr mit dem Handrücken über seine Lippen, um dort die letzten Blutreste zu entfernen, die er dann von seiner Haut ableckte.
Sein Blick fiel auf Ethan Hunter. Vor der Treppe lag er auf dem Boden.
Er hatte eine Rückenlage eingenommen. Sein starrer Blick war gegen die Decke gerichtet. Leere Augen, keine Bewegung mehr, so lag auch ein Toter.
Doch Ethan Hunter war nicht tot. Man konnte ihn zwar nicht mehr als einen normalen Menschen bezeichnen, aber auch nicht als Leiche. Er würde bald wieder erwachen und dann seine ersten Schritte in seine neue Existenz tun. Und es kam bei ihm noch etwas hinzu. Der Hunger oder auch der Durst nach dem menschlichen Blut.
Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als sich auf die Suche nach dem Lebenssaft zu machen, und dabei wollte ihm Dracula II helfen. Für ihn war Ethan Hunter kein Feind mehr. Sie konnten sich jetzt als Verbündete ansehen.
Dieser Ort war zwar einsam, doch hier liegen lassen wollte er den Mann nicht. Es konnte sein, dass er hier schnell entdeckt wurde. Als Fundstück bei einem der Inspektionsgänge.
Und so ging er hin, bückte sich und hob die leblose Gestalt auf. Er legte sie auf seine Arme, schaute sie kurz an, bis er den Körper über seine Schulter schleuderte.
Danach stieg er mit ihm die Stufen der Treppe hoch. Von nun an würde Hunter das tun, was er wollte…
***
Nein, es hatte uns nicht weitergebracht. Der Rest des Tages war
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