1613 - Blut-Rivale
umklammert. In der rechten Hand hielt sie noch immer das Schwert, das sie gekantet hatte, sodass die Klinge nach oben zeigte und die Spitze gegen das Kinn des Mannes drückte, wo sie bereits eine kleine Wunder hinterlassen hatte, aus der Blut quoll.
Der Mann hatte zwar seine Fassung nicht zurückgewonnen, er war aber nicht mehr sprachlos. Aus seinem Mund drangen krächzende Laute, auf die Loretta jedoch keine Rücksicht nahm.
Sie wollte ihren Plan durchziehen und das tat sie auch. Dabei stand sie so, dass die Tür offen blieb, und sie fauchte uns ihren Befehl entgegen.
»Bleibt zurück! Ich will nur ihn!«
Wir wussten sehr gut, wer gemeint war. Für sie waren wir uninteressant, nicht aber Ethan Hunter. Sie verfolgte ihn mit einem wahren Hass, und es kam auf Ethan an, ob die neue Geisel überlebte oder nicht.
Er hatte sich noch nicht entschieden. So wechselte sein unsteter Blick zwischen Suko und mir hin und her.
»Sie müssen es wissen!«, sagte ich.
»Okay, ich gehe. Ich hole sie mir. Ich werde Mareks Tod rächen. Ich habe den Pfahl.« Er lachte laut auf und schrie dann seine Worte in das Gesicht der Köpferin. »Ja, ich komme. Ich komme mit dir! Und ich werde dich vernichten!«
Sie zog sich mit ihrer schreckensstarren Geisel zurück, sodass Ethan Platz hatte. Er glitt in die Kabine hinein, deren Türsperrung aufgehoben wurde.
Wären sie nur zu zweit gewesen, hätten Suko und ich eingegriffen, doch wir konnten das Leben des Unschuldigen nicht gefährden und auch Sukos Stab musste sich erst regenerieren. Er konnte das magische Wort nicht schnell hintereinander rufen. Und so waren wir die vorläufigen Verlierer.
Die Tür schloss sich und die Kabine fuhr abwärts.
Einen Vorteil hatten wir. Jenny war nichts passiert. Sie lag nicht mehr am Boden und stand jetzt. Ihren Rücken hatte sie gegen die Wand gedrückt, um einen Halt zu haben. Aus geweiteten Augen sah sie uns an.
Wir hätten uns gern um sie gekümmert und sie dorthin gebracht, wo sie wohnte, aber in diesem Fall waren die Köpferin und ihre Geiseln wichtiger. Während ich zu Jenny hinlief und vor ihr in die Knie ging, um sie mit Worten und einem Lächeln zu beruhigen, lief Suko dorthin, wo sich der zweite Lift befand.
Leider war er nicht hier oben. Er musste erst noch geholt werden, was wiederum Zeit kostete.
»Es ist alles in Ordnung, Jenny. Wir kommen bestimmt gleich wieder. Hörst du?«
Sie nickte nur, denn sprechen konnte sie nicht.
»Kommst du, John?«
Leider musste ich die Kleine allein zurücklassen, jetzt waren andere Dinge wichtiger.
Suko stand auf der Schwelle und sorgte dafür, dass sich die Tür nicht schloss.
»Wohin jetzt?«, fragte ich beim Einsteigen.
»Erst mal nach unten.«
»Tiefgarage?«
»Ja.«
Wir sausten abwärts und standen uns dabei gegenüber. Obwohl wir äußerlich ruhig wirkten, sah es in uns anders aus. Diese Loretta scheute nicht davor zurück, auf ihrem Weg Leichen zu hinterlassen. Sie war grausam und blutgierig, denn sie brauchte den Lebenssaft der Menschen, um existieren zu können. Es war wirklich tragisch, dass Dracula II es immer wieder schaffte, sich die schlimmsten Helfer an seine Seite zu holen oder sie sich selbst zu erschaffen.
Dass Ethan Hunter es fertigbrachte, ihn zu vernichten, daran konnte ich nicht glauben. Wahrscheinlich gab es für uns keine Chance mehr, ihn vor einem grausamen Schicksal zu bewahren.
Der Lift fuhr schnell und wurde auch nicht gestoppt. Aber er kam uns trotzdem langsam vor. Jede Sekunde zählte, und als er endlich stoppte und die Tür sich öffnete, da fiel unser Blick in die riesige Tiefgarage.
Leer. Zumindest menschenleer, wie wir feststellten. Aber wir sahen besser, als wir den Lift verlassen hatten - und hörten auch das schmatzende Stöhnen.
Suko entdeckte den Mann zuerst. Er lag in der Lücke zwischen zwei abgestellten Fahrzeugen. Seine Beine ragten hervor, sie zuckten ebenso wie der Oberkörper.
Gemeinsam zogen wir den Mann aus dieser Lücke. Es war die zweite Geisel der Köpferin, aber sie lebte. Nur konnte der Mann nicht viel sehen, denn das aus seiner Stirn wunde rinnende Blut hatte sein Gesicht verschmiert.
Wir hätten ihn gern in Ruhe gelassen oder in ärztliche Obhut gegeben.
Das war im Moment nicht drin, zudem bestand keine Lebensgefahr, und für uns war er ein wichtiger Zeuge.
Wir halfen ihm auf die Beine. Er reagierte nicht, stöhnte nur, und so schafften wir ihn zurück in den Fahrstuhl. Es war kein Pessimismus, sondern sehr realistisch gedacht, denn
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