1613 - Blut-Rivale
der die Schmutzarbeit für den Geheimdienst übernommen hat. So und nicht anders liegen die Dinge. Aber noch setze ich unsere Hoffnungen auf Sir James.«
»Und warum?«
»Er will versuchen, mehr über Hunter herauszubringen. Außerdem möchte ich gern Frantiseks Pfahl zurückhaben. Ich habe ihn zwar kaum eingesetzt, aber er ist mir doch ein wertvolles Andenken, das man nicht so leicht aus der Hand gibt.«
Glenda zuckte mit den Schultern. »Dann bin ich mal gespannt, ob Sir James etwas erreicht.«
»Ich auch.«
Die Tür des Vorzimmers wurde geöffnet. Schritte klangen auf, und wenig später stand Sir James in der offenen Tür, schaute in unser Büro, und wir mussten nicht lange raten, in welcher Stimmung er sich befand. In keiner guten, das sahen wir seiner Mimik an.
Er setzte sich erst gar nicht hin, stemmte die Hände der angewinkelten Arme in die Hüften und gab eine Erklärung in einem Satz ab, der alles sagte.
»Man hat gemauert!«
Ich schüttelte den Kopf. »Bitte?«
»Ja, John, die andere Seite hat mich eiskalt auflaufen lassen. So ist das.«
Da war erst mal Schweigen angesagt. Bis Suko fragte: »Und wie hat sich das geäußert?«
»Man wollte nicht zugeben, dass ein Ethan Hunter für sie arbeitet.« Sir James unterbrach seinen Lauf. »Angeblich ist er bei keinem Dienst registriert.«
»Das hört sich nicht gut an.«
»Sie sagen es, John.«
»Haben Sie denn aufgegeben?«
»Das musste ich.« Er lächelte jetzt. »Aber man kennt mich schlecht. Ich werde Kontakt mit dem Innenminister aufnehmen. Darauf habe ich bisher verzichtet. Ich werde ihm klarmachen müssen, wie wichtig es ist, mehr über Ethan Hunter zu wissen. Er war zwar ein Einzelgänger, aber er hat nie ohne Auftrag gearbeitet. Er hat eine Vita. Da könnten wir eventuell etwas finden, aber es ist nicht leicht, an diese Informationen zu kommen.«
»Würde Ihnen der Minister helfen?«, wollte Suko wissen.
»Das weiß ich nicht mit Bestimmtheit. Ich müsste ihn überzeugen.« Er lächelte jetzt. »Ich hoffe, dass mir das gelingen wird. In der Vergangenheit hat er sich stets kooperativ gezeigt. Ich setze auch diesmal darauf, dass es der Fall sein wird.«
»Haben Sie schon einen Termin, Sir?«
Der Superintendent schaute Suko etwa länger an. Dann schüttelte er den Kopf. »Wenn es kommt, dann kommt meistens alles zusammen. Das ist auch hier der Fall. Ich habe keinen Termin. Es war nicht möglich. Der Innenminister ist leider auf einer Dienstreise. Er befindet sich in Rom, weil dort eine Konferenz stattfindet.«
»Wie lange dauert sie denn?«
»Noch zwei Tage, Suko. Ich werde ihn dort auch nicht stören, denn was wir zu regeln haben, erledigen wir besser unter vier Augen.«
»Da werden Sie recht haben.«
Sir James verschränkte die Arme vor der Brust. »Und Sie beide? Haben Sie etwas herausgefunden?«
»Nein, das haben wir nicht. Es war nicht möglich. Wir wussten nicht, wo wir ansetzen sollten.«
»Dann müssen wir also warten, bis sich die andere Seite meldet.«
»Ja.«
Sir James beugte seinen Kopf tiefer. »Und? Wird sie das tun?«
»Es ist zu hoffen. Eine andere Möglichkeit bleibt uns leider nicht. Wir haben ja nichts, wo wir ansetzen können. Wir kennen kein Versteck, wohin sich Hunter zurückziehen könnte, abgesehen von Mallmanns Vampirwelt. Aber wie kommen wir dort hinein?« Ich räusperte mich. »Und vor allen Dingen, ist das wirklich der richtige Weg?«
»Das müssen Sie entscheiden.« Dieser Satz hörte sich nach einem Abschied an. So war es denn auch. Sir James nickte uns noch mal zu, drehte sich dann um und ging.
Er war ziemlich sauer. Sein Frust saß tief. Dass sich eine Behörde sperrte, war er nicht gewohnt.
Aber auch wir zeigten nicht eben fröhliche Gesichter.
Die Stunden zogen sich hin. Man konnte die Zeit mit einem in die Länge gezogenen Kaugummi vergleichen. Es schlug zudem nicht ein einziges Mal das Telefon an.
Wir gingen auch nicht zu Luigi, um einen Lunch einzunehmen. Wie bestellt und nicht abgeholt blieben wir im Büro, bis schließlich der späte Nachmittag da war und wir Feierabend machten.
Auch Glenda wollte das Büro verlassen. Als sie ihren dünnen Mantel überstreifte, in den ich ihr hinein half, da fragte sie: »Glaubst du, dass am Abend oder in der Nacht noch etwas passiert?«
»Ich kann es nicht ausschließen. Außerdem lieben die Blutsauger die Dunkelheit.«
Glenda blieb skeptisch. »Dann rechnest du mit einem Besuch?«
»Nicht unbedingt. Es kann auch anders laufen.«
»Jedenfalls
Weitere Kostenlose Bücher
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Online Lesen
von
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt