1613 - Blut-Rivale
Zähne sah, und auch zwei besondere, die aus dem Oberkiefer wuchsen, sodass ihm jetzt klar wurde, wen er wirklich vor sich hatte.
Er dachte an seinen Revolver und an die Kugeln in der Trommel. Fünf waren es noch, aber die waren wertlos geworden. Er hätte die Waffe auch ebenso gut wegwerfen können.
Dann musste er über ein weiteres Phänomen nachdenken. Ein Vampir war zwar kein Mensch mehr, aber er besaß noch den Körper eines Menschen, und wenn er von einer Kugel getroffen wurde, blieb sie normalerweise darin stecken.
Bei dieser Loretta nicht. Sie war oder musste an der anderen Seite wieder herausgetreten sein.
Ethan hatte viel erlebt, aber das Geschehen hier wuchs ihm über den Kopf. Dafür hatte er keine Erklärung, das war einfach nicht zu begreifen.
Als wäre diese Loretta eine Schattengestalt.
Er ließ den Arm mit der Waffe sinken. Der Revolver brachte ihn nicht weiter, er musste es anders versuchen.
Und da gab es nur den Pfahl.
Ethan hatte ihn ja gestohlen, um ihn entsprechend einzusetzen. Dass seine Zeit so schnell kommen würde, daran hätte er niemals gedacht.
Loretta überließ ihm die Initiative. Sie tat nichts. Sie zeigte sich durch den Angriff mit der Kugel unbeeindruckt und drückte die Spitze des Schwertes gegen den Boden, wobei sie beide Hände auf den Griff gelegt hatte.
Hunter holte Mareks Waffe hervor. Schon als er sie umklammerte, durchströmte ihn ein Gefühl der Stärke und der Sicherheit. Er wusste genau, wie Frantisek Marek diese Waffe eingesetzt hatte. Ihr hatte kein Blutsauger widerstehen können.
Loretta nickte ihm zu. »Willst du es wirklich damit versuchen?«
»Womit sonst?«
»Ich bin besser!«
»Dann beweise es.«
»Gern!«
Sie hatte lässig gesprochen, dabei sogar noch gelächelt. Doch das war in der nächsten Sekunde vorbei, denn urplötzlich verwandelte sie sich in eine wahre Kampfmaschine.
Das Schwert riss sie hoch und hielt den Griff weiterhin mit beiden Händen fest. Es waren nur wenige Schritte, die die beiden Kontrahenten voneinander trennten, und Ethan hörte sogar das leise Pfeifen, das entstand, als Loretta ihr Schwert in die Höhe riss.
Sie bewegte sich wie ein Samurai-Kämpfer und rannte auf dem direkten Weg auf ihn zu. Die Waffe hielt sie so, dass die Klinge eine Gerade über ihrem Kopf bildete.
Ein Sprung, ein Schlag!
Damit hatte Ethan Hunter gerechnet. Er hatte schon gegen zahlreiche Feinde gekämpft, die ihn mit den verschiedenen Waffen angegriffen hatten. Er wusste, dass er schnell sein musste, und er war schnell, denn er wuchtete sich genau im richtigen Moment zur Seite. Die nach unten fauchende Klinge verfehlte ihn und fuhr dicht über dem Erdboden wieder in die Höhe.
Ethan war nicht stehen geblieben.
Um hier siegen zu können, musste er schnell und auch raffiniert sein.
Beide befanden sich allein auf dem Gelände, aber es gab in der Nähe graue Grabsteine, die ihm Deckung bieten konnten. Zwar keine perfekte, aber er konnte sie für sich nutzen.
Den größeren Grabstein hatte er schon im Auge gehabt, als er sich erneut zur Seite drehte, sich abstieß und ihn mit einem Sprung erreichte.
Er wusste, dass es nicht einfach sein würde, Loretta zu besiegen. Er musste so nahe an sie herankommen, dass er ihr den Pfahl in den Körper rammen konnte. Das würde bestimmt eine andere Wirkung erzielen als ein normales Bleigeschoss.
Loretta schlug wieder zu. Diesmal von der Seite her. Die Klinge sauste durch die Luft, und er hörte erneut ihr Pfeifen. Aber sie traf nicht, dicht über das Ende des Grabsteines glitt sie hinweg.
Einen Moment später hatte Loretta die Vorderseite erreicht. Sie bewegte sich geschickt und leichtfüßig und schien bei ihren Angriffen den Boden kaum zu berühren.
Ethan hatte sich nach hinten bewegt. Im Moment war er aus der Gefahrenzone geglitten. Aufatmen konnte er trotzdem nicht, denn Loretta setzte sofort nach.
Die Klinge wies erneut in die Höhe, aber sie war nicht mehr so starr. Sie bewegte sich jetzt von einer Seite zur anderen, als wollte sie den Klang des Gelächters nachahmen, das aus ihrem Mund drang. Sie war siegessicher. Und das konnte sie auch sein, denn durch ihre Finten trieb sie den Agenten immer weiter zurück.
Es war für Ethan nicht leicht, sich auf dem unebenen Gelände des Friedhofs auf den Beinen zu halten. Es gab einfach zu viele Hindernisse und Stolperfallen.
Manche Randbegrenzungen der Gräber waren längst überwuchert und deshalb nicht zu sehen. Ein Stolpern oder ein Fehltritt konnte für
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