1613 - Blut-Rivale
guten Freund und Verbündeten von uns, der später allerdings zu einem Vampir geworden war und von mir hatte erlöst werden müssen. [1] Das war einer von Mallmanns größten Triumphen gewesen.
Jetzt war jemand aufgetaucht, der Marek rächen wollte. Ein Vampirhasser wie Marek und wir. Dagegen konnte niemand etwas haben. Ich ärgerte mich nur darüber, dass er seinen Weg allein gehen wollte, obwohl er uns auf seiner Seite hätte haben können.
Zudem wusste auch Mallmann über seinen neuen Jäger Bescheid, wie er uns berichtet hatte. Und wir wussten, dass er ihn nicht allein stellen wollte, sondern sich dabei auf seine neue Verbündete verließ. Es war Loretta, die Köpferin, gegen die wir auch schon gekämpft hatte, die uns aber leider entwischt war.
»Schläfst du, John?«
»Nein!« Ich drehte mich wieder um. »Ich bin nur verdammt sauer und frustriert.«
»Das bringt uns aber nicht weiter«, sagte Suko, der völlig entspannt im Sessel saß.
»Weiß ich selbst.«
»In dieser Nacht können wir nichts mehr erreichen, John. Wir hängen hier fest. Die Musik spielt woanders, und wir sind leider nicht die Dirigenten.«
Das traf alles zu. Ich kannte diese Situationen, in denen wir immer nachrennen mussten. In diesem Fall war es besonders schlimm, denn ich konnte einfach nicht vergessen, wie man mich überlistet hatte. Das machte mich eben so sauer.
Ich setzte mich auf eine Sessellehne und richtete meinen Blick auf Jane.
»Was hast du auf dem Herzen?« [2] , fragte sie.
Ich winkte leicht unwirsch ab, bevor ich meine Frage stellte.
»Wie schätzt du Justines Reaktion ein? Positiv war sie gerade nicht. Könnte man es noch mal bei ihr probieren?«
»Warum fragst du mich?«
»Du kennst sie besser.«
»Ich?« Jane Collins lachte auf und schlug gegen ihre Brust. »Nein, ich kenne sie ganz und gar nicht. Ich wohne zwar mit ihr unfreiwillig zusammen, aber unser Kontakt beschränkt sich auf ein Minimum, das weißt du selbst. Sie lässt sich von mir nichts sagen, gar nichts. Sie geht ihren eigenen Weg, und damit hat es sich. Und dieser neue Fall scheint sie nicht zu interessieren.«
»Ja, danach sieht es aus. Ich frage mich nach den Gründen.«
Suko meldete sich. »Ganz einfach, John. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Ich denke, dass sie auf etwas Bestimmtes wartet und sich einer bestimmten Hoffnung hingibt.«
Ich konnte seinen Gedanken nicht so ganz folgen und fragte deshalb: »Welche meinst du?«
»Dass es dieser Ethan Hunter schafft, Mallmann zu vernichtet. Zusammen mit Loretta.«
Selten war mein Blick so zweifelnd gewesen wie in diesem Fall.
»Und das glaubst du tatsächlich?«
»Ja. Warum nicht?«
»Er ist zu stark. Selbst wir haben es noch nicht geschafft.«
Jane stellte sich auf Sukos Seite. »Trotzdem sollten wir Hunter nicht unterschätzen.«
»Moment, damit wir uns richtig verstehen. Das tue ich auch nicht, ganz im Gegenteil. Es macht mich nur verrückt, dass wir hier hocken und nichts unternehmen können.«
»Das ist in der Tat schlimm«, gab die Detektivin zu.
Es kam zu keiner längeren Denkpause, denn Suko hatte etwas zu sagen.
»Bevor wir uns hier in Selbstmitleid ergehen, lasst uns mal darüber nachdenken, was dieser Ethan Hunter wohl vorhaben könnte.«
»Er will Mallmann jagen und Marek rächen.«
»Da bin ich voll deiner Meinung, John.«
»Immerhin etwas.«
Suko ließ sich von meiner Bemerkung nicht irritieren. Er fragte: »Was würdest du tun, wenn du an seiner Stelle wärst und hier in London agieren würdest?«
Ich zeigte beim Grinsen meine Zähne. »Das weiß ich nicht, verdammt noch mal. Ich kenne ihn zu wenig.«
»Aber du weißt, John, dass Frantisek Marek ihm viel bedeutet hat. Die Gründe kennen wir nicht, spielen im Augenblick auch keine Rolle. Wenn dir ein Mensch viel bedeutet, John, auch wenn er verstorben ist, und du dich dann in einer Stadt aufhältst, in der er begraben ist, würdest du nicht dann auch sein Grab aufsuchen…?«
Suko hatte die Worte langsam ausklingen lassen. Er schaute mich dabei an, und ich musste nicht groß nachdenken. Ich wusste sofort, was er gemeint hatte.
»Du meinst, dass er auf den Friedhof geht?«
»Was sonst?«
»Dann wäre das auch unser Ziel.«
»Weit ist es nicht«, meinte Jane. Ich ließ meine Blicke zwischen den beiden hin und her gleiten. Die Aufforderung las ich in ihren Augen. Und auch ich konnte mich der Idee nicht verschließen.
»Ich glaube, es wäre Unsinn, wenn wir noch länger hier herumsitzen und nichts
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