1613 - Blut-Rivale
ganz genau wussten wir auch nicht, was wir suchten. Mein Gefühl sagte mir, dass wir Ethan Hunter hier nicht fanden. Aber diese Aktion war besser, als nur abwartend herumzusitzen und Däumchen zu drehen. Außerdem glaubte ich daran, dass wir doch nicht umsonst dieses Gelände betreten hatten.
Da wir schon oft genug vor Mareks Grab gestanden hatten, war es kein Problem für uns, es zu finden. Wir lenkten unsere Schritte in eine bestimmte Richtung, waren aber auf der Hut, da wir mit unangenehmen Überraschungen rechnen mussten.
Es passierte nichts. Keiner lauerte auf uns, keiner griff uns an, und so erreichten wir Mareks Grab völlig normal. Auch dort hielt sich niemand auf, der auf uns gewartet hätte.
Suko stellte sich an das Kopfende, ich hielt mich dort auf, wo die Füße lagen.
»Und jetzt?«, fragte mich mein Freund.
Ich hob die Schultern. »Es war ein Versuch.«
»Sollen wir den Friedhof absuchen?«
»Nach Hunter?« Ich schüttelte den Kopf. »Wenn er tatsächlich hier gewesen ist, dann ist er längst wieder verschwunden. Es hätte ja zu einem Treffen kommen können.«
Suko gab mir die Antwort auf seine Weise. Er griff in eine Tasche und holte die schmale Leuchte hervor, die er ebenso wie ich immer bei sich trug.
Er richtete den Strahl nach unten und leuchtete den Boden in seiner unmittelbaren Umgebung ab.
»Tiere waren das nicht«, hörte ich seinen Kommentar.
»Was meinst du?«
»Ich will ja nicht unken, John, aber hier sieht der Erdboden schon recht aufgewühlt aus.«
»Kein Irrtum?«
»Nein, komm her.« Suko bewegte sich jetzt zur Seite und leuchtete an verschiedenen Stellen, während ich ebenfalls meine kleine Lampe hervorholte, die recht lichtstark war.
Ich ging trotzdem nicht zu ihm. Einem Impuls folgend strahlte ich den Erdboden in meiner unmittelbaren Nähe an und bekam große Augen, denn ich sah das gleiche Phänomen wie bei ihm.
Auch hier war der Boden mit Trittspuren übersät.
»Hier war auch jemand«, sagte ich, »und derjenige hat nicht nur still gestanden. Er muss sich bewegt haben, aber verdammt hektisch, sonst sähe es anders aus.«
»Wie bei mir.«
Ich ging zu Suko, der das Licht nicht mehr in der unmittelbaren Nähe des Grabs schweifen ließ, sondern weiter weg, wo auf einem feuchten Weg etwas Unkraut wuchs.
Wir sagten nichts, suchten weiter und fanden eine Spur, die quer über Gräber hinweg führte.
»Das war kein normaler Grabbesuch«, erklärte Suko. »Oder was meinst du?«
»Ich schließe mich dir an.«
»Gut. Was folgerst du daraus?«
Ich war mir nicht sicher und sprach es trotzdem aus. »Es könnte sein, dass hier ein Kampf stattgefunden hat.«
»Genau.«
»Wer gegen wen?«
Suko lachte leise. »Zum einen ist Ethan Hunter bestimmt hier gewesen. Stellt sich nur die Frage, wer diese zweite Person gewesen ist. Den Spuren nach muss es zu einem Kampf gekommen sein. Er ist also überrascht worden und sicherlich nicht von einem Freund.« Suko zwinkerte mir zu. »Kann es nicht sein, dass Freund Mallmann schon am Ball ist?«
»Rechnen muss man mit allem.«
»Vielleicht sogar mit seiner neuen Verbündeten, der Köpferin?«
Da hatte er einen Namen ausgesprochen, der auch mich nicht kalt ließ.
Es war durchaus möglich, dass er Loretta vorgeschickt hatte. Das entsprach seiner Art. Er hatte immer irgendwelche Verbündete, die für ihn die Kastanien aus dem Feuer holten.
»Ich will ja nichts gegen diesen Ethan Hunter sagen, John, ich habe ihn auch nicht erlebt wie du. Aber ich frage dich, wie du ihn einschätzen würdest. Ist er so stark, dass er gegen eine Person wie die Köpferin bestehen kann?«
»Ha, da frag mich mal was Leichteres.«
»Ich wollte auch nur deine Meinung hören.«
»Zutrauen würde ich es ihm schon, dass er den Kampf gegen Loretta aufnimmt. Der ist so auf seine Aufgabe fixiert, dass er nicht anders kann. Wenn ich mir die Spuren so anschaue, bin ich davon überzeugt, dass es zu einem Kampf gekommen ist.«
»Bei dem es auch einen Gewinner geben muss. Die wenigsten gehen unentschieden aus.«
»Das stimmt auch wieder.«
Suko drehte einige Male den Kopf, als wäre er dabei, etwas zu suchen.
Es gab nichts auf diesem dunklen Gelände, das uns misstrauisch gemacht hätte.
Keine Loretta, auch kein Ethan Hunter.
Und trotzdem drehten wir nicht um. Wir blieben auf dem Friedhof und hingen unseren Gedanken nach. Hin und wieder hörten wir Geräusche, die jedoch gehörten zur Normalität, bis wir plötzlich das harte Frauenlachen hörten.
»Das ist sie,
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