Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1614 - Beauloshairs Netz

Titel: 1614 - Beauloshairs Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
durch Selektion verwirklichen. Nur die Starken überleben. Die Schwachen bleiben auf der Strecke. Das ist der eigentliche Antrieb, der die Natur weiterbringt. Jede andere Machart ist zum Untergang verurteilt. Laß dich einfrieren, Leo. Sagen wir für hunderttausend Jahre GREL. Dann taut man dich auf, und du schaust, was auf Keurouha los ist. Du wirst feststellen, nichts ist los. Alles ausgestorben, alles verkümmert. Keine Evolution mehr. Der Ausgleich zwischen Leben und Tod fehlt. Ihr habt in der Fauna und Flora dieses Planeten die natürlichen Feinde vergessen. Nimm die Doshevall. Ohne große Raubfische im Meer, die Jagd auf sie machen, werden sie es nie lernen, sich Höhlen als Zuflucht zu suchen.
    Sie werden nie auf den Gedanken kommen, Felsen zu bewegen, um diese Höhlen während der Schlafzeiten zu verschließen. Alles, was die Entwicklung ihrer Gehirnrezeptoren irgendwie weiterbringen könnte, was zu einer Vergrößerung des Gehirnvolumens und danach zu einer Steigerung der Intelligenz führt, ist hier ausgespart. Ihr schafft eine künstliche Welt, die sich nicht entwickeln kann und nie entwickeln wird. Nicht einmal im mikrobiologischen Bereich habt ihr Krankheitserreger erzeugt und hier deponiert. Alles ist steril, und an dieser Sterilität wird Keurouha scheitern. He, Mann, Leo, jetzt hast du mich wirklich geschafft."
    Fassungslos hatten die Arcoana den Worten des Fremden gelauscht, und Heleomesharan mußte alle seine Sinne zusammennehmen, um die Antwort zu erzeugen. „Du verstehst es eben nicht, Coush", sagte er nachsichtig. „Eine perfekte Evolution kann nicht ins Abseits geraten. Unser Wissensstand unterscheidet sich offenbar gewaltig. Du weißt viel über barbarische Verhältnisse, aber nichts über die großen Schöpfungen und die Harmonie des Arcoa."
    „Das ist es ja gerade, und es will mir nicht in den Kopf, Leo", fuhr Coushemoh fort. „Ihr Tecs seid das in meinen Augen am weitesten entwickelte Volk in diesem Teil des Multiversums. Zumindest haben wir unter den Vielbeinern noch nie eines von eurem Wissensstand angetroffen. Woraus ist dieses Mißverhältnis dann zu erklären? Was stimmt da nicht? Gut, gut, ich sehe es eurer starren Haltung an, daß ihr es vermutlich gar nicht erklären könnt. Macht nichts. Wir werden es herausfinden. He Leo, laß nicht gleich den Kopf hängen. Es wird alles gutwerden. Keine Angst. Du könntest mir ja wenigstens ein kleines bißchen vertrauen. Wir sehen uns wieder."
    Im nächsten Augenblick entstand das leise Geräusch in sich zusammenstürzender Luft, das sie inzwischen so gut kannten. Coush war verschwunden und ließ die Arcoana in großer Nachdenklichkeit zurück.
    DAS NETZ: Die Ankunft der Einöde Ghaww begleitete den Weg der Brutfresser. Überall drangen sie ein, stießen die Frauen aus den Nestern und verzehrten in lärmenden Orgien ihren Nachwuchs oder zerstörten ihn einfach nur.
    Die Proteste und das Gejammer der Betroffenen halfen nichts. Die Population suchte nach ergiebigen Wegen, sich selbst zu erhalten, und da wurden keine Listen aufgestellt, da meldeten sich auch keine Freiwilligen, die ihre eigene Brut vernichteten. Die Ergebnisse der lüsternen Liebesspiele wurden dem Zufall überlassen und der Stimmung der Fresser.
    Und doch nützte all das nichts, um den Lebensraum zu erhalten. Andere Wege mußten beschritten werden.
    Pred beobachtete den langen Zug der Delinquenten, die sich aus verschiedenen Himmelsrichtungen dem See näherten. Sie taten es in geordneten Kolonnen, immer zwei nebeneinander, so, wie es der Pfad gerade zuließ. Nichts von der üblichen Angriffslust haftete ihnen an, ihre Bewegungen wirkten matt von der langen Wanderung. Es hatte keinen Sinn mehr für sie, ihren Hunger zu stillen und übereinander herzufallen. Sie kletterten den steilen Hang zum Krater empor und versammelten sich um seinen Rand. Immer mehr wurden es, und die vordersten verzichteten darauf, sich anzuklammern und ihr Leben doch noch um ein paar Augenblicke zu verlängern.
    Sie wurden nach vorn gedrückt und gestoßen, rutschten über den Rand und fielen in den Kratersee hinab. Sie gingen sofort unter, tauchten für kurze Zeit wieder auf und vergingen in einer kleinen Wolke aus ätzendem Dampf.
    Die Ätze war die Entdeckung des Jahrtausends. Preds Schüler hatten sie ausfindig gemacht, und jetzt schritt der Lehrer den Hang um den Krater ab und untersuchte die Kanäle, die sie in mühevoller Arbeit in die Flanken gegraben hatten.
    Vereinzelte Schreie von Sterbenden

Weitere Kostenlose Bücher