1614 - Morganas Werwolf-Party
sehen.
Dann lag das Becken vor uns. Das Wasser bewegte sich. Von der Decke her fiel Licht auf die Wellen, deren Kronen glitzerten, als hätte man sie hell angestrichen.
Sie war nicht da!
Suko blieb zurück, während ich die Schwimmhalle betrat. Ich bewegte mich am Rand des Beckens vorbei. Rechts von mir befand sich die geflieste Wand. Davor stand eine lange Bank. Sie war unterteilt, weil sich eine grau gestrichene Metalltür in der Wand befand.
Vor ihr stoppte ich.
Es war nichts zu hören, abgesehen vom Plätschern der Wellen. An der Tür gab es keine Aufschrift. Sie war also kein Notausgang, und ich konnte mir vorstellen, dass sich dahinter eine Nische oder ein kleiner Raum befand.
Suko hatte bemerkt, dass ich nicht mehr weiterging. Und so kam er zu mir.
»Ist sie dort hinter der Tür?«
»Keine Ahnung. Aber wenn ich mich hier verstecken müsste, würde ich auf den Gedanken kommen.«
Ich sprach nicht mehr weiter. Dafür ging ich zwei Schritte vor und legte meine Hand auf die dunkle Metallklinke. Der Druck nach unten, das Ziehen und das Ergebnis, dass die Tür geschlossen blieb.
Ich versuchte sie nach innen zu drücken, was im ersten Moment auch nicht möglich war, aber ich schaffte es, sie ein Stück zu bewegen, als ich mehr Kraft einsetzte. Nur öffnen ließ sie sich nicht richtig.
Dafür gab es nur eine Erklärung. Jemand befand sich hinter der Tür und hielt sie fest oder drückte dagegen.
Ich ließ die Klinke los und gab Suko ein Zeichen. Sofort war er bei mir.
»Sie wird von innen zugehalten«, flüsterte ich.
»Kein Problem.«
Diesmal war er an der Reihe. Wer immer die Tür auch versperrte, gegen Sukos Druck konnte er nichts ausrichten. Er stieß sie auf, etwas polterte dahinter zu Boden, und einen Moment später hatten wir freie Sicht.
Ja, es war eine Kammer. Es gab auch keine zweite Tür, die als Fluchtweg hätte dienen können. Putzeimer, Wischlappen. Schrubber mit Gummileisten und zwei Besen bildeten die Einrichtung.
Das war nicht alles. Das war auch nicht der Mittelpunkt.
Den bildete eine schwarzhaarige Frau im Jogginganzug, die sich mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt hatte und uns aus glühenden Augen in ihrem verzerrten Gesicht anstarrte…
***
Wir hatten sie gefunden.
Das musste die Lehrerin Britt de Soto sein.
Und dass sie sich hier versteckt hielt, ließ zumindest auf ein schlechtes Gewissen schließen.
Wir versperrten ihr den Fluchweg. Wir hörten ihren heftigen Atem, der schon einem Keuchen glich. Es bewies uns, dass sie kein gutes Gewissen hatte.
»Mrs. de Soto?«, fragte ich. Sie nickte.
»Ich denke, dass wir mit Ihnen ein paar Sätze reden sollten. Bitte, kommen Sie aus der Kammer.«
Die Lehrerin überlegte. Sie bewegte dabei ihre Augen. Es sah aus, als würde sie nach einem Fluchtweg suchen, ohne ihn jedoch zu finden. Wir standen wie eine Wand vor ihr.
»Bitte, Mrs. de Soto, wir wollen Ihnen nichts tun. Wir haben nur ein paar Fragen.« Ich drehte mich zur Seite, um ihr Platz zu machen. »Kommen Sie, es ist nicht schlimm.«
»Was wollen Sie überhaupt?«
»Mit Ihnen sprechen, das sagte ich schon.«
»Und worum geht es?«
»Um allgemeine Dinge. Aber auch um Ihre Kollegin Gwen Hasting.«
»Die ist weg.«
»Das wissen wir.«
Es war möglich, dass ich mit der letzten Antwort den richtigen Ton getroffen hatte, denn sie entspannte sich und kam auf uns zu. Auch Suko machte ihr Platz, damit sie die Kammer verlassen konnte.
Von der Seite her hielt ich sie unter Kontrolle.
Normal sah sie nicht aus. Sie machte den Eindruck einer sehr ängstlichen Person, die zugleich auf der Hut war. Und ich stellte fest, dass sie es vermied, zu nahe an mich heranzukommen.
Wenn etwas Böses in ihr steckte, war mein Kreuz der Grund. Wahrscheinlich spürte sie so etwas wie eine Warnung.
Verletzungen sahen wir an ihr nicht. Zumindest nicht im Gesicht und auch nicht an den Händen. Ansonsten war ihr Körper durch den Jogginganzug verdeckt. Und da lag kein Stück Haut frei.
Nicht weit entfernt schwappte das Wasser im Becken. An dessen Rand hatte sich Suko aufgebaut. Wie zufällig versperrte er ihr den Fluchtweg.
Noch immer bewegten sich ihre dunklen Augen. Auch der Atem fuhr heftig aus ihrem Mund. Aber dann fing sie sich wieder und flüsterte scharf: »Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?«
Ich stellte uns vor.
»Scotland Yard?« Sie fing an zu lachen. »Was soll ich mit euch zu tun haben? Gar nichts. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Sie sind hier falsch. Gehen Sie
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