1614 - Morganas Werwolf-Party
recht bei neugierigen Kindern.
Die Kinder verhielten sich nie gleich. Manche waren ruhiger, und dann gab es wieder Klassen, in denen der Teufel steckte, wie Britt zu sagen pflegte. Auf dem Kopf herumtanzen ließ sie sich nicht. Sie war eine Frau, die Strenge und Lockerheit zur rechten Zeit einsetzte.
Sie schritt am Rand des Beckens entlang und hielt den Blick dabei gesenkt. So behielt sie ihre Schützlinge im Auge. Sollte jemand aus der Reihe tanzen, würde es ihr sofort auffallen.
An diesem Tag ging alles glatt. Die Schüler gehorchten und taten das, was ihnen gesagt wurde. So verstrich die Zeit, und als sie einen Blick auf die Uhr warf, huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Noch knapp drei Minuten, dann mussten die Kinder das Wasser verlassen.
Britt de Soto war froh darüber. Sie hatte an diesem Tag keine Lust, auch keine Ideen. So hatte sie die Schüler an der langen Leine gelassen und keine Übungen durchgeführt.
Noch vor dem Ende der Stunde holte sie die Pfeife hervor und stieß einen schrillen Pfiff aus. Es war ein Zeichen, das ihre Schüler kannten und entsprechend reagierten. Einige bedauerten, dass schon Schluss war, andere wiederum jubelten. Kein Kind blieb im Wasser. Die fünfzehn Schüler verließen das Becken und liefen in Richtung der Umkleideräume.
Britt de Soto folgte ihnen.
Sie hatte es nicht besonders eilig. Das Becken war leer. Es hatte keine Probleme gegeben, und sie freute sich auf die vor ihr liegende Freistunde. Sie würde einige Arbeiten nachschauen und vielleicht auch ein paar Worte mit Henriette Cook reden, denn sie und auch andere waren für den Abend zu einer Party verabredet. Es sollte eine besondere Party werden, und sie war nur einem kleinen Kreis bekannt.
Als ihre Gedanken sich darum drehten, hatte sie das Gefühl, innerlich zu brennen. Man konnte es als Feuer der Vorfreude bezeichnen, denn Britt wusste, dass dieses Treffen am Abend sie und ihre Verbündeten einen Schritt weiterbringen würde.
Es gehörte zudem zu ihren Aufgaben, darauf zu achten, ob sich die Schüler normal anzogen, sich nicht stritten und auch nicht zu viel Lärm machten.
Sie wollte die kleine Schwimmhalle gerade verlassen, als sich ihr Handy meldete. Die weiche Melodie ließ sie zusammenzucken, denn es war ungewöhnlich, dass jemand sie um diese Zeit anrief. All ihre Bekannten wussten, dass so etwas nur in Notfällen geschehen durfte. Dieser schien vorzuliegen.
Während sie das Handy aus der Seitentasche ihrer Jacke holte, schoss ein Adrenalinstoß in ihr hoch. Sie blieb in der Halle zurück und meldete sich mit einem knappen: »Ja?«
»Ich bin es.«
Britt schluckte. Sie hatte die Stimme sofort erkannt. Es war die ihrer Chefin.
»Was ist los?«
»Es gibt Ärger!«, flüsterte Henriette. »Man ist uns auf der Spur. Ich habe mit Sandra Wayne gesprochen. Sie hatte Besuch von zwei Männern, die man nicht unterschätzen darf.«
»Was haben sie denn entdeckt?«
»Noch nicht sehr viel. Aber sie sind dabei.«
»Und was habe ich damit zu tun?«
»Es kann durchaus sein, dass sie dich aufsuchen werden. Ich würde es an deiner Stelle nicht darauf ankommen lassen.«
»Und was soll ich tun?«
»Verschwinden. Das habe ich auch getan. Zieh dich zurück. Verlass die Schule. Du weißt schon, wohin du gehen kannst. Aber beeil dich.«
»Und was ist mit den Schülern?«
»Die kommen schon allein zurecht. Sag ihnen einfach, dass dir übel geworden ist. Ich denke, dass die das verstehen werden.«
»Gut, wie du willst.« Britt hatte noch eine Frage. »Ist es wirklich so schlimm?«
»Ja, das ist es.«
Britt de Soto atmete schneller. »Und wie, zum Teufel, hat man uns gefunden?«
»Das hat weder etwas mit dir noch mit mir zu tun. Es lag an Gwen Hasting, die man tot in London fand. Dort ist sie ertrunken. Frag mich nicht, wie das geschehen konnte.«
»Gut, ich habe verstanden.«
»Dann sehen wir uns später.«
»Ja, das hoffe ich.«
Das Gespräch war vorbei. Erst jetzt stellte Britt de Soto fest, dass sie sich mit der rechten Körperseite an die geflieste Wand gelehnt hatte, denn ihr waren die Knie weich geworden. Sie musste einige Male tief durchatmen, um sich zu fangen. Wenn Henriette Cook anrief, um sie zu warnen, dann war das kein Spaß, dann steckte mehr dahinter.
Britt de Soto warf einen Blick in den großen Umkleideraum, wo ihre Schüler noch dabei waren, sich anzukleiden. Wieder trat ihre Pfeife in Aktion. So verschaffte sich die Lehrerin die nötige Aufmerksamkeit.
Als sie die Blicke der Kinder
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