1614 - Morganas Werwolf-Party
und Nacht erlebt, ohne sich befreien zu können, denn ihr Gefängnis war sicher.
Wo sie sich genau befand, wusste sie nicht. Es war ein hoher Raum, den dicke Mauern umgaben. Fenster existierten nicht. Dicht unterhalb der Decke fiel Licht durch zwei Luken. Es reichte nicht aus, um den gesamten Raum zu erhellen.
Die Vorwürfe gegen sich selbst wollten nicht aufhören. Sie musste zugeben, dass sie an ihrer Misere selbst schuld hatte, denn sie hatte sich von der Rektorin reinlegen lasen und war ihr wie eine Anfängerin in die Falle getappt.
Wie man sie hier in dieses Versteck gebracht hatte, wusste sie nicht. Sie war einfach zu lange bewusstlos gewesen. Als sie wieder erwacht war und auch die ersten Folgeerscheinungen überstanden hatte, da hatte sie feststellen müssen, dass ihre Hand-und Fußgelenke gefesselt worden waren. Allerdings mit Ketten, die ihr einen gewissen Spielraum ließen.
So konnte sie die Arme bewegen und auch die Füße, um kleine Schritte zu machen.
Verdursten oder verhungern lassen wollte man sie nicht. Irgendwann war jemand gekommen und hatte ihr eine mit Wasser gefüllte Plastikflasche hingestellt und einige Kekse dazu gelegt, die sehr trocken waren und beim Reinbeißen staubten.
Die Tierärztin hatte gegessen und auch getrunken, denn sie musste bei Kräften bleiben.
Etwas würde, etwas musste passieren. Man hatte sie bestimmt nicht entführt, um sie für alle Zeiten hier einzusperren. Außerdem glaubte sie nicht daran, dass Henriette Cook das Sagen hatte. Nein, hinter ihr stand eine andere Person, und die war ihr auch bekannt.
Wenn es tatsächlich Morgana Layton war, dann ließ sie sich mit einem Besuch Zeit, aber Maxine gab die Hoffnung nicht auf. Irgendwann würde etwas geschehen.
Zudem dachte sie an Carlotta und auch an John Sinclair. Er war bestimmt schon auf dem Weg, und er würde ihre Spur aufnehmen.
Dreh-und Angelpunkt war Henriette Cook und damit auch die Schule. In welchem Zusammenhang beide standen und was Morgana Layton genau damit zu tun hatte, wusste sie nicht. Sie hatte sie damals nur kurz erlebt, aber Morgana war nicht nur ein Mensch, sondern auch eine Werwölfin und entsprechend gefährlich. Das hatte ihr John Sinclair gesagt.
Was tun?
Nichts konnte sie tun, gar nichts. Da half es ihr auch nicht, dass sie in der Lage war, sich zu bewegen. Sie kam bis zur Tür, dann war Schluss.
So musste sie warten, und sie hoffte darauf, dass es nicht mehr lange dauern würde. Irgendwann musste die andere Seite reagieren.
Die Flasche war leer, und trotzdem verspürte sie einen großen Durst. Ihr Hungergefühl hielt sich in Grenzen, aber ihr Mund war trocken.
Maxine Wells besaß gute Nerven. Hätte sie die nicht gehabt, wäre sie schon längst tot, denn die Erlebnisse in der Vergangenheit waren schlimm gewesen. Da war sie mit Vorgängen konfrontiert worden, an die sie bis zum damaligen Zeitpunkt nicht mal im Traum gedacht hatte. Alles hatte praktisch mit der Befreiung des Vogelmädchens Carlotta begonnen und mit dem Auftauchen eines gewissen John Sinclair, mit dem sie inzwischen eine tiefe Freundschaft verband.
Plötzlich horchte sie auf.
Maxine bekam mit, dass sich jemand näherte, und es vergingen nur ein paar Sekunden, da verstummten die Schritte vor der Tür.
Maxine setzte sich nicht auf den Boden. Wer immer sie besuchen kam, sie wollte die Person stehend erwarten.
Jemand zog die Tür auf. Durch den Spalt bahnte sich das Tageslicht einen Weg und erhellte den Untergrund bis zu ihr. Es tat ihr gut, in diesem ansonsten leeren Verlies das Licht zu sehen und nicht auf das angewiesen zu sein, das aus den Luken drang.
Es war nicht Morgana Layton, die zu ihr-kam, sondern Henriette Cook, die Rektorin. Sie trug noch immer die gleiche Kleidung, und als sie in das Licht trat, da wurde der kalte und verbissene Ausdruck in ihrem Gesicht sichtbar.
Sie drückte die Tür nicht ganz zu, ging noch zwei Schritte und blieb dann stehen.
Maxine hatte sich vorgenommen, nichts zu sagen, und daran hielt sie sich auch. Sie wartete darauf, bis die Besucherin das Wort ergriff.
»Es sieht nicht gut für dich aus, Frau Doktor.«
»Wieso?«
»Indirekt hast du einiges in Bewegung gebracht, und dafür wirst du büßen.«
Maxine zwang sich, ruhig zu bleiben. »Sorry«, sagte sie, »aber ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
»Dann werde ich deutlicher.«
»Bitte.«
Das letzte Wort hatte der Cook nicht gefallen, denn sie bedachte Maxine mit einem bösen Blick. Zischend sagte sie: »Es gibt da zwei
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