1614 - Morganas Werwolf-Party
Männer, die in der Stadt sind und herumschnüffeln, weil sie etwas ausgraben wollen, was besser im Verborgenen bleibt.«
»Aha.«
Henriette verengte die Augen. »Du kennst sie?«
»Ich weiß es nicht.«
»Doch!«, schrie sie plötzlich. »Du kennst sie. Du kennst sie sogar verdammt gut.« Sie konnte nicht mehr an sich halten, stürmte das kurze Stück auf Maxine zu und schlug ihr zweimal ins Gesicht.
Maxines Kopf flog nach rechts, dann nach links. Nur mit großer Anstrengung unterdrückte die Tierärztin einen Schrei, aber sie bemühte sich, trotz ihrer Fesseln auf den Beinen zu bleiben.
Fast wäre sie umgekippt, aber da gab es die Wand, die sie aufhielt, und dort blieb sie auch stehen.
Henriette kam auf sie zu. »Kennst du sie oder nicht?«
»Ja.«
»Dann weiß ich Bescheid. Aber glaube nur nicht, dass du dir große Hoffnungen machen kannst. Wir werden uns mit dir beschäftigen. Du wirst das Highlight unserer Party werden. Das kann ich dir versprechen.«
»Ach, ihr wollt feiern?«
»So kann man es auch sagen.«
»Und wer leitet die Party? Etwa Morgana Layton?«
»He, du kennst dich aus. Das ist gut. Da weiß ich direkt, dass ich die Richtige geholt habe.« Sie schaute Maxine abschätzend vom Kopf bis zu den Füßen an. »Na ja, vielleicht bist du Morgana ja so sympathisch, dass sie dich in unseren Kreis aufnimmt. Möglich ist bei ihr viel. Da ist sie sehr flexibel.«
»Wo steckt denn deine Chefin? Wo ist sie?«
»Keine Sorge, sie wird noch kommen.«
»Dann soll sie was zu trinken mitbringen. Ich habe nämlich großen Durst.«
Henriette verzog den Mund. »Und ein großes Maul, wie? Aber keine Sorge, das werden wir dir noch stopfen, darauf kannst du dich verlassen. Ich sage dir nur, dass die Zeit für dich bald reif ist. Wenn die Party beginnt, ist das für uns der Anfang. Für dich aber wird es das Ende bedeuten, darauf kannst du dich verlassen.«
Die Rektorin wollte noch mehr sagen, aber in ihrem Rücken klang ein Geräusch auf. Es kam von der Tür her, die jemand aufdrückte. Es wurde heller, und in diesen Schein hinein trat die Person, von der gesprochen worden war.
Es war Morgana Layton!
Ein Mensch, ein Tier, eine Bestie, wenn es darauf ankam und sie auf die Jagd ging.
Hier erschien sie als Mensch. Eine Frau mit langen rötlichbraunen Haaren, die ein apartes Gesicht umgaben, in dem die hohen Wangenknochen auffielen. Nichts an ihrer Gestalt erinnerte an eine Werwölfin, das war deutlich zu sehen, weil sie ein langes und durchsichtiges Kleid trug, das schon mehr einem Negligé ähnelte.
»Da bist du ja!«, flüsterte Henriette. »Wir haben schon auf dich gewartet.«
»Das glaube ich kaum«, erklärte die Frau. »Vielleicht du, Henriette, aber nicht sie. Denn sie weiß, was ihr bevorsteht. Oder hast du es ihr verschwiegen?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Das ist gut. Und jetzt geh, denn ich brauche dich nicht mehr. Bereite alles vor.«
»Ja, gern.« Die Cook warf Maxine noch einen letzten Blick zu, lachte auf und ging weg. Die Tür ließ sie offen, so wurde es nicht wieder dunkel.
Morgana ging die letzten Schritte, bis sie nahe genug vor Maxine Wells stand. In den nächsten Sekunden geschah nichts, denn sie schaute ihre Gefangene nur an.
»Was soll das?«, fragte Maxine.
Morgana hob die Schultern. »Tut es dir nicht leid, mit John Sinclair befreundet zu sein?«
»Nein. Warum sollte mir das leid tun?«
»Weil es dein Ende als normaler Mensch ist. Es wird sich bei dir einiges ändern, obwohl du nach wie vor dein normales Leben führen kannst. Aber einmal im Monat schlägt der Fluch zu, dann wirst du zu dem werden, zu dem wir dich heute machen.«
Maxine gab darauf keine Antwort. Sie musste zunächst tief einatmen und das verdauen, was sie gehört hatte. Sie wusste, was der tiefe Biss eines Werwolfs für Folgen haben konnte. Da musste sie nicht mal sehr weit zurückdenken, bis ihr der Name einfiel, den sie auch aussprach.
»Wie damals bei Noah Lynch?« Morgana lachte. In ihren Augen blitzte es auf, als hätte sie dort kaltes Mondlicht eingefangen. Dann nickte sie und sagte mit leiser Stimme: »Ja, er war auf dem Weg. Dass ein anderer sich durch meine Pläne gestört sah, habe ich zu spät bemerkt. Aber Ähnliches wird mir hier nicht passieren.«
»Und warum gerade ich? Was habe ich dir getan?« Maxine wollte endlich den Grund wissen.
»Du hast dich um Vorgänge gekümmert, die dich nichts angehen. Wir wären kaum zusammengetroffen, wenn es deine Neugierde nicht gegeben hätte. Die
Weitere Kostenlose Bücher