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1615 - Jaobouramas Opfergang

Titel: 1615 - Jaobouramas Opfergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Leibern seiner Artgenossen hindurch bis zu der Vordenkerin. „Gib mir einen Rat", sang er hastig. „Was soll ich tun? Coushemoh verliert den Verstand. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll."
    Eypheauosa ließ sich zu Boden sinken und forderte ihn auf, es ihr nachzutun. Sie versanken in ein stummes Zwiegespräch mit den Augen, und als die Vordenkerin und Völkerwissenschaftlerin es beendete, hatte Heleomesharan etwas verstanden, was ihm bisher ein Rätsel gewesen war. „Sie werden nicht verrückt", stieß er betroffen hervor. „In ihrem Verhalten spiegelt sich lediglich das, was mit uns selbst vorgeht."
    „Das Gegensätzliche entfaltet sich immer mehr", bekräftigte Eypheauosa. „Feuer und Wasser treffen aufeinander. Wir sind in der Lage, in diesem Spiegel zu lesen. Die Sriin nicht, sonst wären sie noch immer die niedlichen Riin. Umgekehrt können wir uns nicht ändern und den Sriin bei ihrem Bemühen entgegenkommen. Sie meinen es gut, doch es ist absehbar, daß sie Schaden anrichten werden. Sieh dich vor, Heleomesharan. Deine Gesundheit leidet schon seit langem unter dem Druck, den die Sriin auf dich erzeugen. Sie tun es nicht absichtlich, sie sind einfach so.
    Wir können uns nicht dagegen wehren. Es bleiben nicht viele Möglichkeiten eines Ausweges, und zwei von uns haben sich für einen davon entschieden."
    „Du sprichst von dir. Von wem noch?"
    „Von Jaobourama. Erinnerst du dich? Du warst der erste, der ihn jemals um Hilfe bat. Seither hat er seine Selbstisolation aufgegeben, seine Klause verlassen und sich zu einer langen Wanderung aufgemacht. Sie hat ihn über alle Kontinente Occreshijas und zu dreißig Sonnensystemen unseres Reiches geführt. Vor einem halben Weltenlauf erst ist er zu mir ins Nest zurückgekehrt. Wir werden bald einen Nachkommen haben, Heleomesharan."
    „Freude erfüllt mich. Ich beglückwünsche euch. Aber wen wollt ihr als Ziehvater nehmen? Es kommt nur ein Sriin in Frage."
    „Sriin sind unzuverlässig. Immer wieder verschwinden sie und kehren erst nach fünf oder sechs Sonnenläufen zurück. Nein, wir werden einen Arcoana bitten."
    Der Patron rechnete rasch im Geiste durch, wer dafür in Frage kam. Wenn er alle von den Sriin initiierten Projekte und die damit befaßten Arcoana berücksichtigte, blieben nicht mehr viele übrig, die es machen konnten. Eigentlich nur einer. „Oh", stieß er hervor. „Er hat schon zugesagt?"
    „Ja. Beauloshair wird sich um die Erziehung des Kleinen kümmern. Und wenn Beauloshair einmal nicht mehr ist, dann möchten wir, daß du..."
    „Ich werde das tun, aber es gibt einen jüngeren und weiseren Arcoana als mich. Er wird meine Stelle antreten. Es ist Jaobourama, dein Gefährte."
    Der Körper Eypheauosas versteifte sich fast unmerklich. Der Patron spürte des dennoch. „Rufe mich, wenn Beauloshair einmal stirbt. Ich werde Aumoora bitten, daß sie sich ebenfalls um euren Nachwuchs kümmert, sobald er geboren ist. Shanorathemas ist inzwischen alt genug, daß er selbst für sich verantwortlich sein kann."
    „Ich bin dir für deine Entscheidung sehr dankbar", sang Eypheauosa. „Dir vertraue ich, deshalb sollst du wissen, daß Jaobourama unseren gemeinsamen Entschluß bereits in die Tat umgesetzt hat.
    Ich werde ihm bald folgen. Frage jetzt nicht. Beauloshair ist der einzige, der davon Kenntnis hat."
    Heleomesharan grüßte und zog sich zu seiner Gefährtin zurück. Noch immer plapperte das Gerät in seiner fünften Tasche unentwegt, und dieselbe Stimme drang auch aus den Leubans aller anderen Arcoana. Zehntausende fanden sich am Hain ein, und als Occre unter den Horizont sank und die Dämmerung eintrat, verstummten die Berichterstatter mit ihren Übertragungen. Nur das nervtötende Geschwätz der Sriin war jetzt zu hören, aber auch das ließ nach und hörte irgendwann mit dem Einbruch der Dunkelheit ganz auf.
    Und dann verschwanden die Sriin und wurden bis zum nächsten Morgen nicht mehr gesehen. Über Occreshija aber blieb die vollständige Finsternis aus. Der Himmel leuchtete in den Farben des Regenbogens und bildete die ganze Nacht über ein funkelndes und beruhigendes Farbenspiel.
    Die Arcoana genossen es, und in dieser Nacht holten sie sich viel von dem zurück, was sie in den vergangenen Jahren verloren hatten.
    Und zum erstenmal wurden sie sich dessen richtig bewußt, daß etwas nicht in Ordnung war.
    Es lag an den Sriin.
    Sriin und Arcoana, Feuer und Wasser. Eypheauosa hatte vollkommen recht mit ihren Worten. So niedlich,

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