1616 - Experimente im Hyperraum
Sato Ambush. Der Pararealist würde sich noch eine Zeitlang hier aufhalten. Weniger gewiß war dagegen, wieviel Zeit er sich mit dem Flug nach Zhruut lassen durfte.
Die Entscheidung war getroffen. Boris Siankow hinterließ auf dem Bulletin Board des Computersystems eine kurze Nachricht, aus der hervorging, daß er zum dritten Planeten der Fünfplanetenanlage geflogen sei. Sich bei Myles Kantor persönlich abzumelden kam ihm nur kurz in den Sinn. Myles hätte womöglich Einwände gegen sein Vorhaben. Außerdem wohnte, so naiv und weltfremd Boris Siankow auch sein mochte, doch ein Quentchen Ehrgeiz in seiner Seele. Wenn es auf Zhruut etwas zu entdekken gab, dann sollte der Ruhm der Entdeckung ihm allein zufallen.
Er begab sich zur großen Steuerbord-Hangarschleuse. Ihm als leitendem Mitglied der Expedition durfte die Benützung eines Raumboots nicht verweigert werden. Der Hangarmeister war ein Spezialroboter. Boris Siankow identifizierte sich und saß Minuten später im Pilotensitz eines überlichtschnellen Bootes.
Man ließ sich Zeit für die Begrüßung. Immerhin waren es rund 26 Jahre, seit Myles Kantor und Sato Ambush einander das letztemal gesehen hatten. Schließlich waren es Perry Rhodan und der Nakk Paunaro, die darauf drängten, daß man endlich auf das eigentliche Problem zu sprechen kam: die Erforschung des Lokalen Attraktors durch die FORNAX.
Myles Kantor war vorbereitet. Er hatte seine Hypothese zu einem Vortrag verarbeitet, in dem er verbale Erläuterungen durch Illustrationen, Schemata und Graphiken unterstützte. Paunaro verfolgte die Darbietung mit großer Aufmerksamkeit. Die Sichtsprechmaske verhalf ihm dazu, Interkosmo einwandfrei zu verstehen und zu sprechen, und mit der Art der Terraner, Mathematik zu formulieren, hatte er sich längst vertraut gemacht.
Myles' Vortrag dauerte knapp eine halbe Stunde. Er schloß mit den Worten: „Es kann sein, daß wir mit leeren Händen zurückkommen, weil das Kontinuum jenseits des Ereignishorizonts so abartig ist, daß es von unseren Instrumenten nicht erfaßt werden kann.
Aber ihr werdet mir alle zugestehen, daß wir keinerlei Risiko eingehen, was unsere und des Schiffes Sicherheit betrifft. Im schlimmsten Fall werden wir unmittelbar nach Überqueren des Horizonts zürück ins Standarduniversum geschleudert. Zu Schaden kann dabei niemand kommen."
Er warf einen fragenden Blick in Jan Ceribos Richtung. Aber der hatte den Blick gesenkt und zeigte keine Neigung zu widersprechen. In Perry Rhodans Gegenwart wollte er die Debatte nicht wiederaufnehmen, die er ohnehin nur begonnen hatte, um seinen Drang zum Streiten abzureagieren. „Ich habe mitgerechnet
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, erklärte Icho Tolot mit dröhnender Stirnme. „Ich kann an Myles' Überlegungen keinen Fehler fmden."
Lingam Tennar machte eine Geste der Zustimmung. „Hinweis", kam es aus Paunaros Sichtsprechmaske. Wiederum sprach er zu Sato Ambush. Er hatte sich anscheinend an den Pararealisten gewöhnt, und es fiel ihm offenbar leichter, sich mit seiner nichtnakkischen Umwelt zu verständigen, wenn er Ambush als Vermittler benützen konnte. „Wahrscheinlich wird er nichts finden, weil seine Technik versagt. Aber für unsere Zwecke ist sein Vorstoß nützlich. Aufforderung: Erkläre es ihnen!"
Mit verlegenem Lächeln sah der Pararealist sich um, als müsse er seine Zuhörer um Entschuldigung bitten. „Von was für einem Zweck spricht er?" fragte Myles Kantor. „In welcher Hinsicht ist unser Unternehmen nütz- „Du kennst das Prinzip des Hyperdim-Resonators?" lautete Sato Ambushs Gegenfrage. „Ja. Raumzeitfalten werden durch Resonanz zweier Bündel superhochfrequenter Hyperstrahlung erzeugt. Der Hyperdim-Resonator stört das Resonanzmuster und löst damit die Falte auf."
„So war das ursprüngliche Konzept", bestätigte der Pararealist. „Der Resonator wurde von Lingam Tennar entwickelt. Lingam hat inzwischen Verbesserungen angebracht. Der Hyperdim-Resonator kann noch immer Raumzeitfalten zur Auflösung bewegen. Seine eigentliche Aufgabe ist jedoch, in den Raum hinter der Falte Einblick zu nehmen."
„Er sieht durch die Verfaltung der Raumzeit hindurch?"
„Genau das ist es. Mit einem Zusatzgerät ist es möglich, sich durch die Falte zu verständigen."
„Aha, ich verstehe", sagte Myles Kantor. „Das Konzept ist noch nicht ausgetestet. Wir nehmen das Zusatzgerät mit, wenn wir in den Lokalen Attraktor eindringen, und ihr versucht, mit Hilfe des Hyperdim-Resonators Verbindung mit uns zu
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