1619 - Die Vampir-Echse
mehr weiß als wir. Schließlich ist er nicht dabei gewesen. Ob er sich mit Echsenmenschen auskennt, weiß ich auch nicht.«
»Sag lieber mit Vampir-Echsen.«
»Danke, mir reichen schon die normalen Vampire…«
***
Es hatte der Kreatur nicht gefallen, dass sie gesehen worden war.
Normalerweise bestimmte sie, wer sie sehen durfte und wer nicht. Das war in dieser Nacht anders gelaufen, und sie dachte daran, dass sie keine Zeugen haben wollte.
Zuerst war es eine Frau gewesen. Danach dieser Mann, der sie bis in die Unterwelt verfolgt hatte. Sein und ihr Aussehen hatte sich die Kreatur eingeprägt. Sie würde es nicht vergessen, und sie würde dafür sorgen, dass sie nicht reden konnten.
Sie dachte menschlich, sie handelte menschlich, aber sie war kein Mensch, sondern ein Wesen, das beides in sich trug. Das Menschliche und daneben das Andere, das Urwelthafte. Das Drachen-oder Echsenblut, das durch ihre Adern strömte.
Sie hatte sich von der Strömung wegtreiben lassen. Und damit auch vorbei an diesem Verfolger. Er hatte sie wohl nicht genau sehen können, weil das Wasser zu schmutzig war, aber er schien über sie Bescheid zu wissen. Die Person am Gully musste ihm ihre Beschreibung gegeben haben.
Diese Person wollte die Kreatur finden. In der Unterwelt kannte sie sich aus. Sie war für sie das perfekte Versteck, aber auch der ideale Fluchtweg. So kannte sie die verschiedenen Zugänge und Ausstiege, aber die wollte sie in dieser Nacht nicht benutzen.
An einer bestimmten Stelle verließ sie das Wasser und richtete sich auf dem Randstreifen auf.
Sie war nackt, völlig nackt. Ihre Brüste standen spitz hervor und auch der Bauchnabel war zu sehen. Darunter jedoch war die Haut nicht mehr so hell, da hatten sich Schuppen gebildet, sodass dieser Teil des Körpers tatsächlich an eine Echse erinnerte. Ebenso wie sich ihre Hände verändert hatten, hatte sie auch keine normalen Füße. Sie erinnerten eher an mit Schuppen bedeckte Pranken.
Das Wasser rann auch über ihr Gesicht, das so glatt war, als hätte man es künstlich geschaffen. Da war keine einzige Falte in der Haut zu sehen.
Sie wirkte irgendwie perfekt. Vielleicht sollte das Gesicht als das direkte Gegenteil zu dem stehen, was der Körper in seiner unteren Hälfte zu bieten hatte.
Trotz der prankenartigen Füße schaffte es die Gestalt, sich schnell zu bewegen. Und so lief sie auch den Weg zurück, denn in ihrem Kopf war ein bestimmter Plan entstanden.
Dass der Verfolger nicht mehr zu sehen war sah sie nicht als eine Überraschung an. Sie wusste, woher er gekommen sein musste, und so tauchte sie ebenfalls in den Tunnel ein.
Sie verfolgte den Mann, den sie weit vor sich sah, weil er sein Licht nicht ausgeschaltet hatte.
Sie sah, dass er die Leiter hochstieg, um in die Oberwelt zu gelangen.
So hatte sie es sich vorgestellt, denn nur so würde sie weiterkommen.
Die Kreatur nahm denselben Weg. Aber erst, als der Gullydeckel wieder auf der Öffnung lag. Den schweren Gegenstand anzuheben würde ihr keine Mühe bereiten, das kannte sie ja, und so kletterte sie so rasch wie möglich bis ans Ende der Leiter.
Durch die Löcher drang die frische Außenluft bis zu ihr. Das interessierte sie nicht. Es war für sie wichtiger, ob sie noch Stimmen hörte. Auch da konnte sie beruhigt sein, und deshalb drückte sie den Deckel in die Höhe. Sie ließ ihn schweben und hatte dabei nur eine Hand unter ihn gedrückt. Der Spalt war groß genug, um die Gasse überblicken zu können. Als sie den Kopf nach links drehte, fiel ihr Blick gegen drei Rücken. Zwei Frauen und ein Mann gingen davon, und die Frau, auf die es ihr ankam, war dabei.
Die Mutation wusste nicht, was die drei Menschen genau vorhatten. An ihrem Plan änderte das nichts, und sie hatte auch das Glück, dass sie nicht gesehen wurde, als sie sich aus der Öffnung zwängte. Den Deckel legte sie sofort an seinen Platz zurück und sorgte diesmal dafür, dass er korrekt saß.
Die drei Menschen hatten mittlerweile das Ende der Gasse erreicht. Ihr Ziel war der VampirEchse unbekannt, aber sie würde es bald herausgefunden haben.
Sie verließ den Lichtschein der Lampe und lief dicht an der Mauer entlang. Am Ende der Gasse hielt sie an, orientierte sich und nahm dann Deckung hinter einer Gruppe aus Sträuchern. Auch wenn die anderen sich umdrehten, würden sie sie nun nicht mehr entdecken.
Es lief alles perfekt. Die drei Menschen gingen auf eines der Häuser zu.
Sie sprachen noch kurz miteinander, das Licht ging vor
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