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1619 - Krisenherd Bolan

Titel: 1619 - Krisenherd Bolan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagte Tenesch von Valvaar. „Gib mir die Waffe, Daccran. Ich verspreche dir, daß du..."
    „Nichts versprichst du ihm!" schnitt Zetthus Kon dem Ratsvorsitzenden das Wort ab. „Wir wissen alle, daß Daccran und du Vertraute seid. Du willst einen Mörder decken? Wir werden es nicht zulassen! Zuerst ermorden die arkonidischen Truppen unsere Familien, und nun nimmt sich ein arkonidischer Rat das Recht, eine der Unseren und einen weiteren Unschuldigen quasi vor unseren Augen zu erschießen! Aber wir werden uns wehren, Bürger von Bolan!
    Arkon hat es zu weit getrieben! Wir nehmen das Gesetz selbst in die Hand, bis die Ordnung wiederhergestellt ist und die Drahtzieher der arkonidischen Verschwörung bestraft werden!"
    „Er hat recht!" schrie jemand aus der zweiten Reihe. „Daccran darf nicht ungestraft davonkommen!"
    „Ja!" Die Bolaner bewegten sich zu den Seiten, um Daccran einzukreisen. „Er hat den Tod verdient! Die Arkoniden dürfen ihn nicht seiner gerechten Strafe entziehen!"
    Da wußte Daccran, daß er verloren war, wenn ihm nicht schnell die Flucht gelang.
    Er sah, wie Tenesch protestierend die Arme hob, und hörte ihn etwas rufen. Er verstand es im Gebrüll der aufgebrachten Menge nicht. Tenesch wollte die Bolaner beschwören, vernünftig zu sein, aber ein Schlag von hinten ins Genick brachte ihn zum Verstummen.
    Daccran hatte schon wieder das Gerät in der linken Hand, um den Antigravstrahl zu seinem Gleiter zu aktivieren, als das geschah. Jetzt zögerte er, hob die Waffe und feuerte über die Köpfe der Besessenen hinweg, um sie abzuschrecken. Er konnte ihnen Tenesch jetzt nicht überlassen. Recht und Ordnung waren zusammengebrochen. Sie würden den Ratsvorsitzenden lynchen, so, wie sie es mit ihm tun wollten, könnten sie an ihn heran. „Gebt ihn frei!" rief Daccran. „Oder ich töte den ersten, der Hand an ihn legt!"
    „Dann mußt du uns alle töten", fuhr Zetthus Kon ihn an, „und so schnell bist du nicht, Arkonidensohn! Vorher haben wir dich."
    Gleich ein halbes Dutzend Bolaner scharte sich um den in sich zusammengesunkenen Ratsvorsitzenden, der allein nicht mehr stehen konnte und wie apathisch vor sich hin starrte.
    Daccran feuerte noch einmal in die Luft, aber das schien wie das Signal für die Aufgehetzten zu sein, jetzt von allen Seiten über ihn herzufallen, ihn zu überwältigen und zu entwaffnen.
    In diesem Moment ging eine Wandlung mit Daccran von Umayn vor sich.
    Er war plötzlich ganz kalt, vollkommen kühl und frei von allen Gefühlen. Er sah die Angreifer und wußte, daß er in wenigen Augenblicken tot sein würde, wenn er jetzt nicht floh.
    Er sah Tenesch in der Gewalt der Besessenen und wußte, daß es ihm nicht helfen würde, wenn er sich opferte.
    Daccran von Umayn war immer ein Träumer gewesen, ein Idealist, ein Mann der Gefühle.
    Jetzt aktivierte er den Antigravstrahl und ließ sich zum geparkten Gleiter hochtragen. Die ausgestreckten Hände der Bolaner verfehlten ihn nur knapp. Daccran gab einen Schuß auf den erstbesten ab, der ihm im Antigravstrahl zu folgen versuchte.
    Zum erstenmal hatte er einen anderen Menschen zwar nicht mit Absicht getötet, aber seinen Tod in Kauf genommen.
    Was in Daccran bereits Risse bekommen hatte, zerbrach jetzt endgültig.
    Niemand folgte ihm mehr bis auf die Flüche und Verwünschungen der Menge vor dem Ratsgebäude. Er schloß den Gleiter und gab dem Syntron einige knappe Befehle. Noch einmal hielt er den Atem an, als er unter sich zwei Männer mit schweren Strahlwaffen auftauchen sah. Diesmal gaben sie sich keine Mühe mehr, sich zu tarnen. Das Symbol des Pfeils prangte auf dem Brustteil ihrer blauen Kombinationen.
    Der Gleiter beschleunigte so stark, daß es Daccran in den Pilotensitz preßte und ihn zum zweitenmal innerhalb von Minuten Sterne sehen ließ. Die Schützen des Blauen Pfeils hatten gegen das schnelle Fahrzeug keine Chance. Die Strahlenbahnen ihrer Waffen fuhren in den Himmel.
    Wohin nun? dachte Daccran, als die emotionelle Kühle so schnell wieder von ihm abfiel, wie sie ihn ergriffen und vorläufig gerettet hatte. Wohin auf diesem verrückt gewordenen Planeten?
    Unter sich sah er die Rauchpilze von Explosionen hochsteigen.
    Es war Krieg auf Bolan, der Prototypwelt des Friedens.
    Und Daccran von Umayn wurde mit erschreckender Deutlichkeit klar, daß er allein war, allein und verloren in diesem Chaos. Vrana war tot, Urun ein Krüppel und Tenesch in der Gewalt von Wahnsinnigen und Verblendeten, die diese wundervolle Welt in Brand

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