1619 - Krisenherd Bolan
wollte es kurz machen. Daccran sah zum zweitenmal dem Tod in die Augen, diesmal unfähig, sich zu bewegen. „Was geht da vor?" hörte er eine Stimme aus dem Eingang des Ratsgebäudes rufen. „He, was soll die Waffe? Wir haben ..."
Der junge Attentäter fuhr herum und schoß, ohne lange zu zielen, auf die Frau, die aus der Halle kam und auf ihn zueilte.
Der Energiestrahl tötete sie auf der Stelle.
Daccran mußte würgen, als er sah, daß es Harga Molesh war, die da leblos und verstümmelt zusammensank - die Rätin der Akonen.
Auch der Mörder schien für einen Moment überrascht zu sein. Jedenfalls starrte er auf die Leiche und fluchte. Und einen Augenblick zu spät erinnerte er sich an den Mann, dessentwegen er hergekommen war.
Daccran hatte zum zweitenmal das Glück auf seiner Seite.
Vollkommen benommen ertastete er mit der rechten Hand einen der faustgroßen Steine, die um einen kunstvoll angelegten. Zierteich herum aufgeschichtet waren.
Er schleuderte ihn noch im Liegen und traf den Terrorschützen an der rechten Schläfe. Es war blanker Zufall.
Die Chancen für diesen Treffer hätten eins zu hundert gestanden, so ungeübt war Daccran.
Aber der Fremde sank mit einem röchelnden Laut zu Boden und ließ dabei seine Waffe fallen.
Daccran sah von ihm zum Eingang des Ratsgebäudes, von wo jetzt wieder Stimmen kamen. Harga Molesh war ihm gefolgt, aus welchem Grund auch immer. Jetzt kamen die anderen.
Daccran wußte für eine Sekunde nicht, was er tun sollte. Dann aber sah er, wie schon wieder Bewegung in den Terroristen vom Blauen Pfeil kam, und er sprang auf und stürzte sich auf den vor ihm liegenden Strahler.
Sein Gegner erholte sich unglaublich schnell von dem Treffer. Er packte ihn mit beiden Händen am Kopf und versuchte, ihm die Luft abzudrücken. Daccran versuchte verzweifelt, sich zu befreien. Sie lagen nebeneinander auf dem Weg und kämpften auf Leben und Tod. Daccran hatte den Strahler in der rechten Hand und schwarze Punkte vor den Augen, als der Attentäter endlich seinen Hals freigab und ihm die Waffe entwenden wollte.
Daccran hustete und dachte nur daran, den Strahler nicht zu verlieren. Einmal wieder in der Hand des anderen, rettete ihn keine Glücksfee mehr.
Er trat, griff mit der linken Hand in die Haare des Gegners, biß und kratzte. Die beiden Bolaner drehten sich eng umschlungen um sich selbst, wieder hinein ins Gras. Daccran hielt den Strahler fest. Der Mann vom Blauen Pfeil zog und zerrte daran, und dann löste sich der erste Schuß.
Der grelle Energiestrahl fuhr ins Leere und setzte einen säulenförmigen Baum in Brand.
Der zweite fraß sich durch die Brust des Terroristen.
Daccran spürte, wie der andere Körper plötzlich schlaff wurde. Einen Schrei hatte der Akone nicht mehr von sich geben können. Er war sofort tot gewesen.
Entsetzt machte Daccran sich frei und stand auf. Er schwankte und starrte den Toten zu seinen Füßen an. „Das habe ich nicht gewollt...", hörte er sich murmeln. Er war wie in Trance. Ganz langsam wanderte sein Blick an seinem rechten Arm abwärts zu der Hand, die den Strahler noch hielt.
Und dann waren die Stimmen da und die Menschen. Sie kamen aus dem Eingang des Ratsgebäudes. Daccran hörte sie, aber er sah sie nur als schnell näher kommende Schemen.
Drusas Stimme. Jargils Stimme, Kons Stimme. Die Stimme von Tenesch von Valvaar. Die Stimmen von einigen Dutzend Bediensteten und Beiwohnern der Ratssitzung.
Sie alle klangen entsetzt. Daccran drehte sich um und sah jetzt eine Mauer von Leibern, die stehengeblieben waren und ihn fassungslos anstarrten - und die Waffe in seiner Hand und den Toten. Und Harga Molesh. Und er wußte, was sie jetzt dachten und was auf ihn zukam. „Ich wollte es nicht!" rief er aus. Zu spät fiel ihm ein, auf wie grausame Weise seine Worte mißdeutet werden mußten, denn es lagen zwei Tote am Boden und er hatte die Waffe. „Es war ... der Blaue Pfeil! Seht dort, die Scheibe..."
Es gab dort, wo sie sich in den Boden gebohrt hatte, keine Scheibe mit dem Symbol der Terrororganisation mehr. „Aber sie war da!" entfuhr es Daccran. „Er hat sie geschleudert, bevor er mich mit dieser Waffe ..."
Er sah in Gesichter, die auf grausame Weise ausdruckslos waren. Er sah andere, die Wut und Haß zeigten. Er sah in Augen, die Bedauern und Trauer ausdrückten. Und er sah nur einen einzigen Mann, der ihm zu glauben schien, daß er Harga Molesh nicht erschossen hatte. „Du wirst die Gelegenheit bekommen, uns alles zu erklären",
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