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1619 - Krisenherd Bolan

Titel: 1619 - Krisenherd Bolan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aufgehängt war. In ihm befand sich Urun, seine fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Frau. Von der Hüfte abwärts war ihr durch die Explosion alles weggerissen worden. Übriggeblieben war ein verbrannter Torso, der unter künstlicher Beatmung und technischer Aufrechterhaltung aller Lebensfunktionen in einer blaßgrünen Lösung schwamm.
    Sie hofften, hatten ihm die Ärzte erklärt, Uruns Leben retten zu können. Sie würde zwar niemals wieder so sein wie vorher, aber sie würden alles tun, um den verstümmelten Körper durch Genchirurgie wiederherzustellen, soweit das überhaupt möglich war.
    Es würde sich alles innerhalb der nächsten zwei bis drei Stunden entscheiden. Entweder ihr Geist lebte und war stark genug, oder sie folgte ihrer Tochter doch noch in den Tod. Ein Spezialist von Aralon war eigens für diesen Fall angefordert worden und unterwegs. Mehr konnten die Mediker nicht tun, und Tenesch wußte es.
    Worüber er sich noch nicht klar werden konnte, war, ob er Urun nicht lieber den Tod als Erlösung wünschen sollte.
    Er war selbst ein halber Krüppel.
    Sein rechter Arm war ihm vor siebzehn Jahren bei einem Unfall vom Körper abgetrennt worden. Dabei hatte er auch das rechte Auge verloren. Der Arm war ihm durch eine nach seiner DNS gezüchtete, neue Gliedmaße wieder angefügt worden und machte nur manchmal bis heute noch Schwierigkeiten. Wo der Augapfel gesessen hatte, befand sich jetzt ein technischer Ersatz, der für Unwissende nicht von einem echten Auge zu unterscheiden war.
    Sowohl der neue Arm als auch das neue Auge waren so perfekt, daß jemand schon ein Spezialist sein mußte, um den Ersatz zu erkennen. Tenesch hatte sich an das Leben mit ihm gewöhnt, wenn auch spät und schwer genug, um sich vorstellen zu können, was auf seine Frau zukam, sollte sie diese kritischen Stunden überstehen.
    Der Arm und das Auge hatten zweifellos Vorzüge natürlichen Körperteilen gegenüber, aber sie gehörten nicht zu ihm.
    Er war nicht damit geboren worden.
    Doch was störte ihn das in diesem Augenblick.
    Seine Frau kämpfte um ihr Leben oder auch nicht. Es gab trotz hochmoderner Technik auf Bolan kein Mittel für sie, um sich ihm mitzuteilen, selbst falls sie bei Bewußtsein gewesen wäre und sich seiner Nähe bewußt.
    Und Vrana war tot.
    Ausgelöscht, ein für allemal fort.
    Wenn Arkoniden Tränen vergossen, dann meistens als Zeichen von Erregung, was nicht mit Trauer gleichzusetzen sein mußte.
    Als Tenesch von Valvaar weinte, geschah es aus ohnmächtiger Wut; eine stumme Anklage gegen etwas, das er nicht verstehen konnte. Worte hatte er keine dafür.
    Er spürte eine Hand, die sich von hinten auf seine Schulter legte. Er war nicht allein hier. Daccran hatte ihn hierher begleitet, Daccran von Umayn, der Vrana nach bolanischem Brauch in zwei Monaten hatte zur Frau nehmen wollen.
    Er hätte sein Sohn sein können, so ähnlich sahen sie sich.
    Sowohl Tenesch als auch Daccran waren Bolaner, deren Vorfahren sich mit Akonen vermischt hatten, in denen aber immer noch das arkonidische Erbgut dominierte. Ihr Haar war grau, die Augen rötlich, die Hautfarbe samten. Sie stammten aus verschiedenen Städten, deren Namen sie nach alter arkonidischer Tradition an ihren Eigennamen anhängten - Tenesch aus Valvaar auf dem Nachbarkontinent und Daccran aus Umayn, der Nachbarstadt Arkonaks. „Ich habe keine Worte", sagte Daccran. Auch er mußte sich die Tränen aus dem Gesicht streichen. Auch wenn außer ihnen beiden andere Personen im Raum gewesen wären, hätte er sich ihrer nicht geschämt. „Es wären alles nur... dumme Phrasen.
    Ich habe keine Worte, Vater. In mir ist alles nur noch tot."
    Daß er Tenesch mit „Vater" anredete, entsprach auch der vom Rest der Galaxis weitgehend zurückgezogenen Kultur der Bolaner. Dabei waren das seit drei Jahren bestehende Liebesverhältnis zu seiner Tochter und die ähnliche Herkunft noch nicht alles, was die beiden Männer verband.
    Daccran gehörte dem Regierenden Planetarischen Rat Bolans, der sich aus neun Individuen zusammensetzte, ebenso an wie Tenesch. Dies hatte nichts mit Protektion durch den seit langem amtierenden Vorsitzenden zu tun. Daccran hatte Teneschs Tochter erst auf einem Empfang kennengelernt, als er schon ein halbes Jahr lang Ratsmitglied war - das jüngste seit Gründung dieses Gremiums, das die Geschicke des Planeten leitete und dessen einzelne Mitglieder jederzeit von der Bevölkerung bestätigt oder abgewählt werden konnten. Vrana...
    Tenesch von

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