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162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf

162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf

Titel: 162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Wimper zu zucken. Stoddard strahlte über das ganze Gesicht. Damit schien er nicht gerechnet zu haben, Peckinpah hatte nicht einmal den Versuch unternommen zu handeln. Man hätte fast meinen können, der Gneel habe ihn hypnotisiert, weil er von ihm mit nach Hause genommen werden wollte.
    Stoddard schien heilfroh zu sein, einen Dummen gefunden zu haben, der das Bild kaufte.
    Er überschlug sich vor Freundlichkeit und überhäufte Tucker Peckinpah mit Komplimenten. Ein wahrer Kunstkenner wäre er, und ein großer Gönner, dessen Herz am rechten Fleck sitze.
    Der Industrielle bezahlte mit einem Scheck. Stoddard wollte wissen, wohin er das Bild schicken solle, doch Peckinpah sagte: »Ich nehme es gleich mit.«
    Nachdem sich Eric Stoddard Namen und Adresse des Käufers notiert hatte, packte er das Gemälde flink ein, als könne er es kaum noch erwarten; daß das gruselige Werk zur Tür hinausgetragen wurde und für immer aus seinen Augen verschwand.
    Als wir die Galerie verließen, hatte ich das Gefühl, eine tickende Zeitbombe zu tragen.
    ***
    Das Gemälde bekam einen Platz in Tucker Peckinpahs Bibliothek.
    Tony Ballard war nach Hause gefahren, er würde Mr. Silver von seiner Aufgabe in Kenntnis setzen. Peckinpah erwartete den Ex-Dämon morgen in seinem Haus, und er war gespannt, was dieser herausfinden und wie er der spürbaren Bedrohung zuleibe rücken würde.
    Nach dem Abendessen hatte Peckinpah noch zu arbeiten. Als er eine Stunde später Cruv suchte, fand er den Gnom vor dem Gemälde. »Sie sollten sich das Bild nicht zu intensiv ansehen«, riet er dem Kleinen. »Sie wissen, was mit Brian Campbell passierte.«
    »Ich bin gewarnt. Ich kenne Campbells Schicksal, deshalb kann es mir nicht passieren«, antwortete der Gnom.
    »Wir wissen nicht, wozu der Gneel fähig ist«, gab Tucker Peckinpah zu bedenken. »Das werden wir vermutlich morgen erfahren, wenn sich Mr. Silver mit dem Bild befaßt. Bis dahin sollten wir seine Nähe lieber meiden.«
    »Eine Gefahr ist nur noch halb so gefährlich, wenn man sie kennt, Sir«, entgegnete Cruv. »Deshalb möchte ich diesen Gegner so gut wie möglich kennenlernen.«
    »Er sieht grauenerregend aus. Diese dunklen Schattenaugen…, und mit seinen scharfen Zähnen könnte er bestimmt großen Schaden anrichten, wenn es ihm möglich wäre, dieses Bild zu verlassen.«
    »Zu diesem Zweck müßte er leben«, sagte der Gnom.
    Peckinpah nickte mit finsterer Miene. »Ja, Cruv, und ich bin sicher, daß das der Fall ist.«
    Sie verließen die Bibliothek, und der Gneel drehte den Kopf und blickte ihnen mit haßverzerrtem Gesicht nach. Er hatte alles gehört, auch, daß sich morgen jemand, der Mr. Silver hieß, mit ihm befassen würde. Wieder bewegte sich der Gneel. Er verließ den Platz, auf den ihn James Purviance gemalt hatte, stieg über die Wurzeln des toten Baums und stellte sich auf einen Stein, dessen Rücken aus dem Boden ragte. Er stützte sich auf den langen grauen Schwanz, wie es die Känguruhs tun, und aus seinem Mund drang ein feindseliges Knurren.
    ***
    Cruvs Schlafzimmer befand sich neben dem des Industriellen. Der Gnom hatte zumeist einen leichten Schlaf. Ein Ruf hätte genügt, und der kleine Leibwächter wäre zu Peckinpah geeilt, um ihm beizustehen und ihn zu beschützen.
    Manchmal arbeitete der Industrielle sogar noch im Bett. Auch jetzt hörte Cruv ihn telefonieren. Wenn hier Nacht war, war anderswo Tag, und Peckinpahs Unternehmungen waren rund um den Globus angesiedelt. Das bedeutete energischen Einsatz in allen Bereichen, denn kein Geschäft läuft von ganz allein. Wenn man nicht dahinter ist, sondern die Zügel schleifen läßt, ist das stets der Anfang vom Ende.
    Cruv ging zu Bett, das wesentlich kleiner war als ein normales Bett. In diesem Raum waren sämtliche Möbel »maßgeschneidert«, auch im angrenzenden Bad war alles Cruv-gerecht gebaut, damit es der Gnom bequem hatte.
    Der Ebenholzstock, seine Waffe, lehnte wie immer in Griffnähe neben dem Bett. Cruv löschte das Licht. Nebenan beendete Tucker Peckinpah das Gespräch, doch kaum hatte er aufgelegt, läutete der Apparat. Aber kurz danach war Ruhe.
    Der eigenwillige Titel des Bildes ging Cruv durch den Sinn. »Die Angst im Frieden« - der Gnom fand ihn sehr treffend. Der Gneel verkörperte diese Angst, die durch den Frieden der Landschaft schlich. Cruv hoffte, daß Mr. Silver den Gneel unschädlich machen konnte. Eigentlich durfte es dabei keine Schwierigkeiten geben, immerhin war Mr. Silver ein erfahrener Mann, dem

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