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162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf

162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf

Titel: 162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Kräfte zur Verfügung standen, denen der Gneel bestimmt nichts entgegenzusetzen hatte.
    Seufzend entspannte sich der Gnom von der Prä-Welt Coor. Langsam dämmerte Cruv hinüber.
    Doch plötzlich war er wieder hellwach.
    Ein Geräusch hatte ihn alarmiert!
    ***
    Der Gneel hatte gewartet, bis völlige Stille im Haus herrschte, dann war er an den Rand des Gemäldes getreten und herausgesprungen. Auf dem Bild war er klein gewesen, doch nun wuchs er. Er paßte sich den Größenverhältnissen seiner neuen Umgebung an und schlich vorsichtig durch die Dunkelheit.
    Er erreichte die Tür und lauschte. Ohren hatte er nicht, nur Gehörlöcher, aber damit vermochte er sogar Geräusche zu hören, die außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsbereichs lagen. Die Stille im Haus war geradezu perfekt.
    Langsam öffnete der Gneel die Tür und trat aus der Bibliothek in die Halle. Wenn morgen Mr. Silver kam, würde er ein »leeres« Gemälde vorfinden, und der Gneel würde erledigen, was ihm James Purviance, sein Schöpfer, aufgetragen hatte. Ob er danach ins Bild zurückkehren würde, hing von Purviance ab. Vielleicht nahm der Maler ihn zu sich, um ihm weitere Aufgaben zu übertragen. Untätigkeit war ihm verhaßt.
    Die Tür der Bibliothek wurde von einem Luftzug bewegt. Cruv sorgte stets dafür, daß die Angeln gut geschmiert waren. Quietschende, ächzende Türen waren ihm ein Greuel, die durfte es in Tucker Peckinpahs Haus nicht geben.
    Mit einem dumpfen Knall fiel die Tür zu.
    Der Gneel fuhr herum. Wieder knurrte er wie ein Tier. Er mußte damit rechnen, daß der Knall gehört worden war, deshalb sah er sich nach einer Möglichkeit um, sich zu verstecken.
    Kaum war er verschwunden; flammte im Obergeschoß das Licht auf.
    ***
    Cruv war aus dem Bett gesprungen: In Pyjama und Pantoffeln, den Ebenholzstock in den Händen, rannte er zur Tür und riß sie auf. Tucker Peckinpah erschien vier Sekunden später auf dem Flur, er trug seinen weinroten Schlafrock. »Haben Sie das auch gehört, Cruv?«
    »Ja, Sir«, gab der Gnom zurück. »Hörte sich an wie das Zufallen einer Tür.«
    »Hoffentlich war es nicht die Bibliothekstür, Sir.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Sie befürchten, der Gneel könnte aktiv geworden sein,«
    »Sie nicht?«
    »Doch, Cruv, dasselbe befürchte auch ich«, gab der Industrielle zu. »Ich schlage deshalb vor, wir sehen nach ihm.« Mit diesen Worten holte er seine Pistole, die mit geweihten Silberkugeln geladen war, aus der Tasche. Als er Cruvs gespannten Blick sah, sagte er: »Sicher ist sicher.«
    Sie begaben sich zur Treppe, ihre Nervenstränge strafften sich, während sie die Stufen hinunterstiegen. In der Halle verharrten sie kurz, nachdem Tucker Peckinpah Licht gemacht hatte.
    »Diese friedliche Stille«, raunte Peckinpah dem Gnom zu. »Man könnte fast meinen, es wäre alles in bester Ordnung.«
    »Davon muß ich mich erst überzeugen«, gab Cruv leise zurück und ging weiter.
    Sie erreichten die geschlossene Bibliothekstür. Bevor Cruv sie öffnete, sagte er zu Tucker Peckinpah: »Ich bin dafür, daß Sie erst mal hier draußen bleiben, Sir.« Er machte die Tür auf und ließ das Licht aufflammen. Den Ebenholzstock hielt er nun in beiden Händen. Er näherte sich dem Gemälde mit vorsichtig gesetzten Schritten. Jederzeit war er bereit, auf einen Angriff zu reagieren.
    Peckinpah beobachtete seinen kleinen Leibwächter genau. Er war gewissermaßen dessen Rückendeckung, würde unverzüglich schießen, wenn Cruv Gefahr drohte. Cruv hatte das Bild schon fast erreicht. Plötzlich blieb er stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen.
    »Sir!« stieß der Gnom aufgeregt hervor.
    Tucker Peckinpah eilte zu ihm.
    »Der Gneel ist weg!« sagte Cruv mit belegter Stimme. »Er hat das Bild verlassen.«
    Peckinpah kniff die Augen grimmig zusammen. »Dann ist er jetzt irgendwo im Haus, Cruv. Wir müssen ihn suchen!«
    Sie sahen sich zuerst in der Bibliothek um. Cruv näherte sich den schweren Übergardinen, hinter denen man sich gut verstecken konnte. Er drehte den Silberknauf seines Stocks, und unten schnellten drei magische Zacken heraus. Bereits auf Coor war Cruv mit einem Dreizack bewaffnet gewesen. Im Tunnel der Kraft hatten sich die Spitzen magisch aufgeladen, und da ein Dreizack hier auf der Erde eine zu auffallende Waffe gewesen wäre, ließ ihn Tucker Peckinpah umarbeiten.
    Mit der linken Hand griff Cruv nach dem Vorhang, die rechte wartete mit dem Dreizack. Der Gnom fegte die Gardine zur Seite und war

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