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1620 - Vorleser des Teufels

1620 - Vorleser des Teufels

Titel: 1620 - Vorleser des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würde sie mir hoffentlich sagen können, was sie in ihrem Zustand alles erlebt hatte.
    Ich drückte ihr ein Kissen unter den Kopf, um ihre Lage zu verbessern.
    Von oben her schaute ich auf sie hinab, und Audrey sah zu mir hoch. Ich lächelte sie an.
    »Es ist vorbei«, sagte ich. »Du brauchst die Stimme nicht mehr zu hören. Sie kann dich nicht mehr quälen.«
    Audrey Wilder schwieg. Den Mund hielt sie leicht geöffnet. Die Lippen zitterten weiter.
    »Sie waren da«, sagte sie plötzlich mit recht fester Stimme. »Ich habe sie gesehen.«
    »Wen hast du gesehen?«
    »Die Monster, die Schlangen, die Ratten, auch die Toten. Sie alle standen vor mir. Sie wollten mich angreifen, und ich habe versucht, sie abzuwehren.«
    »Ist es dir gelungen?«
    »Nein, nein. Sie ließen sich nicht vertreiben. Sie wollten mir Böses.«
    »Und weiter?«
    »Ich hatte Angst. Ich - ich - wäre fast gestorben…«
    »Aber jetzt lebst du?«
    »Ja…«
    »Es war die Stimme«, sagte ich. »Es lag allein an ihr, dass du so reagiert hast. An nichts anderem. Sie hat dich beeinflusst. Sie hat für deine Halluzinationen gesorgt. Es ist alles nicht echt gewesen. Es war eine Einbildung, das musst du mir glauben. Die Wesen gibt es in der Wirklichkeit nicht.«
    Mit dem letzten Teil der Erklärung hatte ich mich schon etwas weit aus dem Fenster gelehnt. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte sie auch von Ratten gesprochen, und eben durch zahlreiche Rattenbisse war Rita Benson getötet worden. Das hatte ich nicht vergessen. Auch Audrey hatte Ratten gesehen, die allerdings nicht existent waren und sich nur in ihrer Fantasie gezeigt hatten.
    »Ich sah auch Monster. Schlangen mit riesigen Mäulern. Ich sah Tote, die sich mit Blut beschmiert hatten und dabei verbrannt aussahen. Tote, die doch lebten…«
    »Und dafür hat seine Stimme gesorgt?«
    »Ja, der Vorleser.«
    Da war erneut dieser Begriff gefallen, mit dem ich noch nichts anfangen konnte, so lange mir der Name unbekannt war. Ich wollte nicht direkt danach fragen, sondern blieb bei dem Begriff Vorleser.
    »Was liest er euch vor?«
    Audrey sagte leise: »Er gibt uns Kraft. Eine tiefe, wunderbare Kraft. Er macht uns Mut. Er will uns mit den Mächten des Unsichtbaren verbinden. Er ist ein wahrer Zauberer.«
    »Kannst du ihn beschreiben?«
    Wieder ließ sich die Frau Zeit mit der Antwort.
    »Es ist nicht von hier. Seine Haut ist dunkel. Er ist groß, und auf seinem Kopf wachsen keine Haare. Von ihm geht eine gewaltige Kraft aus, und wenn er seine Stimme erklingen lässt, dann ist alles anders. Dann können wir diese schlechte Welt vergessen. Er öffnet uns Tore, denn er ist ein Fremder mit einem ganz anderen Wissen.«
    Allmählich baute sich ein Bild in mir auf. Sie hatte von einem Zauberer gesprochen, und da schoss mir eine bestimmte Idee durch den Kopf.
    »Kann es sein, dass er aus der Karibik kommt?«
    »Ja, dort hat er gelebt. Auf einer Insel. Den Namen kenne ich nicht, aber ich weiß genau, dass dies seine Heimat ist. Da hat er alles gelernt, was er an uns weitergeben will.«
    Ich wurde jetzt konkreter und fragte: »Hat er mal den Begriff Voodoo erwähnt?«
    Plötzlich lag sie starr. Ich hatte etwas erwähnt, das der Wahrheit wohl recht nahe kam.
    »Voodoo…?«, hauchte sie. »Ja, so sehe ich das.«
    »Er hat ein altes Buch.«
    »Ist es mit einem Voodoo-Zauber versehen?«
    »Er liest daraus vor.«
    »Hat er sich denn selbst als Voodoo-Priester bezeichnet? Beherrscht er diesen Zauber?«
    »Ich glaube schon.«
    Na, das war doch mal was.
    »Er hat euch also mit seinem Zauber betört.«
    »Es war die Stimme.«
    »Ja, oder auch das.« Ich hatte mich längst gesetzt und musste zugeben, dass dieser Zauberer wohl ein besonderer Mensch war, der allerdings für mich noch keinen Namen hatte, und deshalb fragte ich wieder danach.
    Jetzt war ich gespannt auf Audreys Antwort.
    Sie hatte keine Hemmungen mehr, den Namen auszusprechen, und so flüsterte sie mir zu: »Er heißt Karu…«
    Jetzt hatte ich ein Etappenziel erreicht. Karu also. Ich dachte darüber nach, ob ich den Namen schon mal gehört hatte, was allerdings nicht zutraf. Er war mir neu, doch ich musste zugeben, dass er schon perfekt passte.
    Karu war ein geheimnisvoller Name, der ebenso exotisch wie faszinierend klang. Er trug ein Stück Exotik in sich, und wenn ich mir die Beschreibung des Mannes wieder vor Augen hielt, dann musste ich zugeben, dass hier eine teuflische Perfektion geschaffen worden war.
    »Magst du Karu?«
    »Wir himmeln ihn an. Wir

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