1627 - Panik
verborgen hatte.
Es waren die Bilder, die er schon mal gesehen hatte. Grässliche Gestalten flogen auf ihn zu. Monster mit übergroßen Gebissen, in denen Menschen steckten, deren Gesichter durch einen unerträglichen Schmerz und wilde Panik verzerrt waren. Es waren keine normalen Menschen, und er hörte ihre schrecklichen Schreie.
Widerliche Teufel tauchten vor ihm auf. Sie schleuderten brennende Lanzen auf ihn, die ihn jedoch nicht trafen und an ihm vorbeihuschten.
Wieder war die Panik da. Sie erfasste ihn wie ein Stoß mit einem glühenden Dolch. Sie flutete in ihm hoch, sie war ungeheuer brutal.
Seine Angst wurde übermächtig. Der Commissioner konnte seine Reaktionen nicht mehr kontrollieren. Der Gedanke an Flucht steckte trotzdem in ihm, und so rannte er weiter auf die Straße zu, ohne dass er es merkte.
Jemand schrie in seiner Nähe grauenhaft. Albert Finch wusste nicht, dass er es war, der so geschrien hatte. Er sah nur die Bilder, die seine Angst noch mehr schürten, und er rannte keuchend weiter. Es fiel ihm dabei nicht mal auf, dass er mehr stolperte als lief. Und wie durch ein Wunder fiel er nicht hin.
Als schreiender Mensch flüchtete er vor den Bildern, die ihn trotzdem immer wieder einholten und sogar noch schlimmer wurden, denn er bekam noch mehr Blut zu sehen. Wie eine gewaltige Woge wälzte es sich auf ihn zu, als sollte es ihn überschwemmen. Er sah Leichenteile darin schwimmen und nahm einen widerlichen Veilchengeruch wahr. Es war der Duft des Bösen, aber das wusste er nicht.
Seine normale Umgebung sah er nicht. Trotzdem rannte er in sie hinein.
Er hatte Pech, dass der Weg keine Kurve mehr beschrieb. Immer geradeaus bis zur Straße hin, die Finch als Rettung ansah.
Das war sie nicht.
Nicht mehr…
Eine grellrote Fratze, aus deren Maul dunkler Rauch quoll, erschien dicht vor seinem Gesicht. Das Maul hatte sich weit geöffnet, als wollte es den Mann verschlingen.
Albert Finch schrie!
Es hörte sich schrecklich an, aber er wurde auch von anderen Menschen gehört und gesehen.
Stimmen brüllten ihm Warnungen zu. Autohupen gellten ihm entgegen.
Es waren alles Warnsignale, auf die er als normaler Mensch hätte reagieren müssen.
Finch war nicht mehr normal. Er war nur noch ein von Panik getriebenes Wesen, und die Panik schickte ihn ins Verderben.
»Neeinnnn…!« Ein wilder Schrei löste sich aus seinem Mund. Er setzte noch mal seine gesamte Kraft ein und schleuderte sich nach vorn.
Da war die Straße.
Da waren die Autos.
Die Fahrer wurden von dieser plötzlich vor ihren Wagen erscheinenden Gestalt völlig überrascht. Einige schafften es noch zu bremsen. Andere wichen aus, aber nicht allen konnte Finch entkommen.
Er hörte das Hupen und auch die dumpfen und knirschenden Geräusche, wenn Wagen ineinander fuhren.
Er rannte trotzdem weiter, erreichte sogar die Mitte der Straße, und dann gellte ein böses, unbarmherzig klingendes Lachen in seinem Kopf. Aus dem Lauf heraus blieb er stehen und wollte sich die Ohren zuhalten.
Mit einem plötzlichen Stopp des Uniformierten hatte keiner der Fahrer gerechnet. Ein Auto erfasste ihn, schleuderte ihn hoch in die Luft, was Finch gar nicht mehr mitbekam. Auch nicht das harte Aufschlagen.
Die Frau, die mit ihren Kindern in einem Van saß, wollte noch bremsen.
In ihrer Furcht verwechselte sie die Pedale. Sie bremste nicht, sie gab Gas und überrollte den quer liegenden Commissioner mit allen vier Rädern…
***
Suko und ich sagten zunächst nichts. Wir wollten Sir James erst zur Ruhe kommen lassen, denn das brauchte er. Er trat hinter seinen Schreibtischstuhl und legte beide Hände auf die Lehne.
»Ja, ich habe einen Verdacht«, erklärte er uns.
»Und welchen?«, fragte Suko.
Sir James hob die Schultern. »Es ist noch nicht lange her, da war ich tatsächlich mit Commissioner Finch zusammen. Zwar nur für die Dauer eines Tages, aber wir saßen gemeinsam in der Gruppe.«
»Wissen Sie noch, um was es ging?«
Sir James hob den Kopf und schaute mich an. »Ja, das ist mir noch präsent. Es ging um eine Diskussion, die sich mit den Anschlägen irgendwelcher Terroristen beschäftigte. Es hatte wieder Drohungen gegeben. Zumindest haben das die Geheimdienste mitgeteilt. Die Öffentlichkeit wurde darüber aus guten Gründen nicht informiert. Es war ein recht anstrengender Tag gewesen, daran erinnere ich mich sehr gut. Alle waren froh, dass dieses Treffen endgültig vorbei war…«
»Und weiter, Sir?«
Er hob die Schultern. »Was soll ich Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher