1627 - Panik
machen, aber das war jetzt zweitrangig.
»Haben Sie denn erfahren können, wie es passiert ist?«, fragte ich mit heiserer Stimme.
Sir James nickte. »Er wurde überfahren.«
Das war die zweite Überraschung für uns. Das Wort unmöglich wollte mir nicht in den Kopf, aber ich fragte mich, wie es sein konnte, dass jemand, der im Krankenhaus lag, auf der Straße überfahren werden konnte.
Suko führte meinen Gedanken fort und sagte: »Er muss das Krankenhaus verlassen haben.«
»Aber das wollte er doch nicht«, sagte ich. »Zumindest hat Dr. Kennedy ihn länger in der Klinik behalten wollen.«
»Das hat nichts zu sagen. Wenn jemand irgendwo raus will, dann schafft er es auch.«
»Ja, und läuft vor ein Auto«, sagte Suko. Er schaute zu Sir James, der grübelnd an seinem Schreibtisch saß und sich genötigt fühlte, etwas zu sagen.
»Ich kenne Albert Finch zwar nicht besonders gut. Ich weiß allerdings, dass er kein Mensch ist, der sich so einfach überfahren lässt. Es sei denn, er befindet sich in einer extremen Situation. Damit kenne ich mich aus. Da ist die Panik zurückgekehrt und das außerhalb der Klinik, wo er keine Hilfe erwarten konnte.«
So konnte es gewesen sein. Aber damit wollte sich Sir James nicht zufriedengeben. Er war ein Mensch mit den besten Verbindungen. Als er nun zum Telefonhörer griff, da wussten wir, dass wir bald mehr erfahren würden. Er ließ sich weiter verbinden und hatte bald einen Menschen gefunden, der ihm Informationen geben konnte.
Um nichts zu vergessen, macht sich Sir James Notizen. Wenige Minuten später war das Gespräch beendet, und er nickte uns zu.
»Jetzt weiß ich mehr. Albert Finch wurde tatsächlich von einem Auto überfahren, nachdem ihn ein anderes Fahrzeug erwischt hatte und vor die Reifen des Vans schleuderte. Die Fahrerin konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und hat ihn überrollt. Er hatte nicht die geringste Chance, mit dem Leben davonzukommen. Ich weiß nicht, warum und wie er die Klink verlassen hat, aber man hat einige Zeugenaussagen. Da war die Rede von einem Mann, der völlig durch den Wind war. Er hat auf nichts in seiner Umgebung mehr geachtet. Er rannte einfach auf die Straße und in den fließenden Verkehr hinein.«
»Panik«, sagte ich.
Sir James nickte. »So wird es wohl gewesen sein, und wir müssen davon ausgehen, dass ein solcher Anfall auch bei mir zurückkehren kann.«
Er hatte mit normaler Stimme gesprochen. Ich konnte mir vorstellen, dass es in seinem Innern anders aussah. Auch Sir James war nur ein Mensch.
Er stellte uns eine direkte Frage. »Was soll ich tun, wenn es mich wieder erwischt? Ich weiß es nicht. Ich verliere dann die Kontrolle über mich und kann dann für nichts mehr garantieren. Die Panik ist so stark, dass sie alles andere überschwemmt. Es hat nun einen Toten gegeben. Möglicherweise ist das der Plan desjenigen, der hinter allem steckt. Er will bestimmte Personen aus dem Weg räumen. Theoretisch hat er uns auf die Angst vorbereitet, jetzt leitet er die Praxis ein.«
»Dann denken auch Sie an Abel Suharto«, fragte ich, »ohne irgendwelche Beweise zu haben?«
»Ich gehe davon aus.«
Ja, das mussten wir. Aber wir wussten auch, dass noch vier weitere Personen den Vortrag gehört hatten. Und die mussten gewarnt werden.
Da es einen Toten gegeben hatte, würden sie die Warnungen schon ernst nehmen. Unser Chef war der gleichen Meinung.
Ich sehnte mich nach einem frischen Kaffee. Das behielt ich nicht für mich.
»Gehen Sie ruhig«, sagte Sir James. »Ich werde ein wenig recherchieren.«
»Das ist gut.«
»Wir müssen diesen Suharto finden. Darum kümmere ich mich zuerst.«
Er sagte nichts mehr, weil er mich anschaute und so mitbekam, wie ich mein Kreuz hervorholte.
»Hat das was zu bedeuten, John?«
»Ja.« Ich ging auf seinen Schreibtisch zu und schwenkte die Kette mit dem Kreuz.
»Und was, bitte?«
»Ich möchte es Ihnen gern überlassen, Sir.«
»Aber das ist…«
»Doch, es ist nötig. Sollte Sie die Panikattacke erneut überfallen, dann haben Sie einen Schutz. Das konnten wir ja erleben.«
»Nein, nein!« Er streckte mir die Hände entgegen. »Das auf keinen Fall. Bitte, John, es ist Ihr Kreuz und…«
»Ich bin nicht in Gefahr, Sir. Ich habe an diesem Vortrag nicht teilgenommen.« Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Sie müssen es ja nicht für immer behalten.«
Noch zierte er sich. Er wurde sogar rot im Gesicht, was wir noch nie bei ihm gesehen hatten.
»Sie sollten es nehmen«, sagte
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