1627 - Panik
blieben meine Überlegungen hängen.
»Ich denke, John, dass wir uns diesen Typ mal aus der Nähe anschauen sollten.«
Ich hatte nichts gegen Sukos Vorschlag einzuwenden. Auch Sir James hatte ihn gehört.
Erst runzelte er die Stirn. Dann schüttelte er den Kopf und fragte: »Glauben Sie wirklich, dass Abel Suharto hinter dieser Attacke steckt?«
»Nein, nein«, sagte Suko schnell. »Wir wollen hier nichts Falsches in die Welt setzen. Es wäre nur interessant, mit ihm über den Begriff Angst zu reden.«
»Das ist es in der Tat. Noch mal, er hat seinen Vortrag sehr überzeugend gehalten. Der kann, das gebe ich ehrlich zu, Menschen in seinen Bann ziehen. Er hat uns noch gesagt, dass sein Vater aus Indien stammt. Die Mutter ist Schottin. Außerdem hat er einige Jahre seines Lebens in Indien verbracht, wo die Menschen gewisse Dinge anders sehen als wir Europäer. Dabei kam er auch kurz auf die Gurus zu sprechen und auf die heiligen Männer, die es geschafft haben, ihre Angst zu überwinden. Sich auf Nagelkissen setzen oder sich lebendig begraben lassen. Dabei ist der Begriff Guru wohl falsch. Ich sollte eher Fakir sagen. Aber er war von diesen Menschen begeistert und sprach davon, dass man einen Lernprozess durchmachen sollte, um seine Angst zu überwinden oder sie in den Griff zu bekommen. Das war es.«
»Können Sie sich daran erinnern, wie die übrigen Teilnehmer reagiert haben?«
»Sie waren auch sehr angetan. Da gab es keinen, der aus der Reihe tanzte.« Sir James hob die Schultern. »Er riet uns immer wieder zu versuchen, die Angst zu überwinden. Zumindest zu einem kleinen Teil. Erst wenn wir das geschafft hätten, könnten wir unser Wissen weitergeben und Menschen so in irgendwelche Auseinandersetzungen schicken. Sei es bei Geiselnahmen oder Einsätzen gegen Terroristen.«
Ich glaubte nicht mehr, dass Sir James uns noch mehr sagen konnte.
Aber ich hatte das Gefühl, dass dieser Abel Suharto die Anwesenden völlig im Griff gehabt hatte. Mir schoss sogar durch den Kopf, dass er sie womöglich durch eine Hypnose in seinen Bann geschlagen hatte. Dass dies möglich war, hatte uns Saladin über eine gewisse Zeit hinweg bewiesen.
»Sechs Leute haben teilgenommen«, fasste ich zusammen.
»Und zwei hat es erwischt«, fügte Suko hinzu.
Sir James verstand sofort. »Gehen Sie etwa davon aus, dass auch die anderen vier Männer in Gefahr sind?«
»Wir sollten sie zumindest warnen und ihnen die Wahrheit erzählen. Ich kennen Suhartos Pläne nicht.«
»Dann halten Sie ihn für den Mann im Hintergrund, John?«
»Ich habe zumindest einen Verdacht. Ich weiß nicht, wie mächtig er ist und welche Kräfte in ihm stecken. Vielleicht hat er in den sechs Leuten so etwas wie Versuchskaninchen gesehen, um seine Theorien in die Praxis umzusetzen.«
»Dann hätte man uns ein Kuckucksei ins Nest gelegt«, flüsterte Sir James. »Seine Zuhörer waren alles hohe Polizeioffiziere. Wenn er sie unter seine Kontrolle bekommt, haben wir nichts mehr zu lachen.«
Wir brauchten nichts zu sagen. Durch Nicken stimmten wir unserem Chef zu.
Er rückte seine Brille zurecht. Jetzt war er wieder so geworden, wie wir ihn kannten. Er zählte auf: »Finch hat es erwischt, mich ebenfalls, bleiben noch vier. Es wäre wohl tatsächlich sinnvoll, sie zu warnen.«
»Noch nicht, Sir.«
»Warum nicht?«
»Wir sollten uns erst um Suharto kümmern. Er lebt hier auf der Insel. Wahrscheinlich in London. Da wird es doch Menschen geben, die mehr über ihn wissen.«
»Bestimmt.«
Bevor wir nachhaken konnten, meldete sich das Telefon. Sir James hob ab, hörte kurz zu und fragte: »Ja, was gibt es denn, Glenda? John und Suko sind noch bei mir.«
Glenda erklärte es ihm. Wir hörten leider nicht mit, aber wir sahen, wie Sir James blass wurde. Plötzlich lagen Schweißtropfen auf seiner Stirn.
Mit einer sehr leisen Stimme, die wir sonst nicht bei ihm kannten, fragte er: »Bitte, Glenda, das stimmt alles?«
Er hörte noch zu, dann bedankte er sich für den Anruf und legte auf.
Er wandte sich uns noch nicht sofort zu. Zuerst schaute er auf die Schreibtischplatte und musste mehrmals schlucken.
In uns stieg die Spannung. Da dehnte sich die Zeit. Endlich hatte er sich dazu durchgerungen, etwas zu sagen.
»Es hat einen Toten gegeben.«
»Und wen?«, fragte Suko.
»Commissioner Finch!«
***
Jetzt war es heraus, und wir saßen auf unseren Stühlen wie die Puppen.
Das war ein Schock, damit hatten wir nicht gerechnet.
Ich fing an, mir Vorwürfe zu
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