1627 - Panik
genau dieser Punkt ist jetzt erreicht.«
Carl wusste, dass Suharto nicht bluffte. Er schloss die Augen und ergab sich in sein Schicksal…
***
Es war für uns kein Problem gewesen, das kleine Kino zu betreten. Die breite Tür mit den Messinggriffen war nicht abgeschlossen, und so brauchten wir sie nur nach innen zu drücken.
Leere Kinos hatten schon einige Male bei unseren Fällen eine Rolle gespielt. In London schien es einige zu geben, die von den großen Filmpalästen in die Pleite getrieben worden waren. Mochten die Namen noch so toll sein und die technischen Anlagen auf dem allerneuesten Stadt, den Charme dieser alten Filmtheater erreichten sie meiner Meinung nach nicht. Aber das war auch irgendwie Geschmackssache.
Wir schlichen durch das leere Foyer. Auf dem Boden malten sich Fußspuren ab. Wind hatte Laub hereingeweht, das sich in einer Ecke gesammelt hatte.
Wir passierten ein Kassenhäuschen. Auch den Zugang zum Kinosaal sahen wir. Da stand die Tür sogar offen, und nachdem wir drei Schritte darauf zugegangen waren, blieben wir stehen und rührten uns nicht mehr.
Denn wir hörten Stimmen.
Es waren zumindest zwei Männer, die sprachen. Wir verstanden nicht, was sie sagten. Ich hoffte allerdings, dass es sich bei einem der Männer um Suharto handelte.
Noch hatten wir uns keinen Plan zurechtgelegt, wie wir vorgehen sollten.
Das sollte sich ergeben, wenn wir unser Ziel erreicht hatten.
Wir schoben uns weiter vor, erreichten den Eingang und waren froh, dass der Zuschauerraum nicht im Dunkeln lag. Das Notlicht brannte, und das reichte aus, um alles erkennen zu können.
In den Sitzreihen hockte kein Mensch. Das Geschehen spielte sich auf der Bühne ab, und dort agierten nur zwei Personen, wobei einer der Männer nicht agieren konnte, weil man ihn auf einen Stuhl gesetzt und gefesselt hatte.
Das war Carl Ersting.
Dann gab es noch den Zweiten, der sich auf dieser Bühnenrampe bewegte. Er ging hin und her. Er sprach, und diesmal reichte die Akustik aus, denn wir hörten, was geredet wurde. Gefallen konnte uns das nicht, aber wir erfuhren von den Plänen Abel Suhartos und auch etwas über seine Vergangenheit, denn dort hatten seine Wurzeln gelegen, damit er so werden konnte, wie er jetzt war.
Das Licht an der Rampe war nicht optimal, aber wir sahen einen Mann, der ein europäisches und ein asiatisches Erbe in sich trug. Während er sprach, bewegte er sich mit der Sicherheit eines Mannes, den nichts erschüttern konnte und der an seinen Sieg glaubte.
Suko schaute mich an. Seinem Blick entnahm ich, dass er bereits einen Plan hatte.
»Sag schon, was du dir vorgestellt hast.«
»Ich denke, dass sich nur einer Suharto zeigen sollte. Der andere muss ihm Rückendeckung geben.«
»Okay. Willst du das sein?«
»Ja.« Er deutete auf die Sitzreihen. »Ich nehme sie als Deckung, während du zu den beiden gehst.«
»Gut.«
Er hob einen Zeigefinger. »Aber denk daran, dass Sir James dein Kreuz hat.«
»Keine Sorge, das vergesse ich nicht.«
Wir schwiegen wieder und hörten jetzt, dass Suharto allmählich die Geduld verlor. Er war sauer darüber, dass Dale Brookman noch nicht eingetroffen war.
Das erklärte er dem Gefesselten auch laut und deutlich, der seinen Peiniger bat, ihm noch eine Frist zu geben.
Das wollte Suharto nicht.
Und ich wollte nicht, dass der Gefesselte gequält wurde. Deshalb zögerte ich nicht länger und betrat den Kinosaal.
Ich ging über einen alten Teppichboden. So wurden meine Schritte gedämpft. Suharto hatte mich noch nicht gesehen, und so kam ich unbemerkt bis zur Hälfte der Sitzreihen.
Dann erst meldete ich mich.
»Keine Aufregung, ich bin da!«
***
Meine Worte schlugen ein wie die berühmte Bombe. Denn Suharto stand starr wie eine Statue. Er drehte sich auch nicht um, und ich nutzte die Chance, noch näher an ihn heranzukommen.
Ich hatte fast das Ende die ersten Sitzreihe erreicht, als Suharto reagierte. Er wirbelte herum, und plötzlich schauten wir uns gegenseitig in die Gesichter.
Es war hell genug, sodass ich auch das seine deutlich sah. Es wirkte auf mich wie poliert, denn so glänzte seine Haut. Ich sah dunkle Augen, einen Mund mit dünnen Lippen und seine schwarze Kleidung.
Er sprach mich an. »Du bist nicht Dale Brookman.«
»Stimmt. Aber ich soll Ihnen schöne Grüße von ihm bestellen.«
Er knurrte wie ein Hund, denn diese Antwort hatte ihm nicht gefallen. Danach stieß er einen Zischlaut aus, aber er wusste noch nicht, was er mit mir anfangen sollte.
Ich
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