163 - Der Flaschenteufel
atmete erleichtert auf. Aber im nächsten Moment sah er, daß er sich zu früh gefreut hatte. Die Tür flog auf, die Kette segelte durch die Luft. Mit vehementer Gewalt schoß die Dämonin aus dem kleinen Treppenhäuschen hervor und entfaltete ihre Schwingen. Sie jagte auf Dorian zu.
Er wollte sich noch zur Seite werfen, aber Angelina war zu schnell.
Sie wollte ihn jetzt nur noch vernichten, egal wie.
Dorian wurde von ihrem heranstürmenden Körper gerammt und stürzte über die Dachkante in die Tiefe.
Coco versuchte sich aus dem Netz zu befreien, aber sie verstrickte sich immer stärker darin. Sie schaffte es auch nicht mehr, die silberne Drahtspirale von ihrem Unterarm zu lösen.
Gleichzeitig merkte sie aber auch, wie sich das Netz magisch auflud.
Ein leises, spöttisches Lachen erklang.
Ein hochgewachsener Mann von etwa dreißig Jahren trat auf sie zu. Er war wie alle anderen weiß gekleidet, verzichtete aber auf seinen Kopfputz. Seine Augen waren stechend. Von dem Mann ging eine Bösartigkeit aus, wie sie Coco eigentlich eher bei Dämonen erwartet hätte. Und zugleich war in ihm Furcht und Verzweiflung.
„Ich freue mich, daß Sie meine Einladung angenommen haben", sagte er. „Das erspart mir die Mühe, Sie anderweitig und gar mit Gewalt hierher zu holen."
„Ich wäre auch so gekommen, Akhamoud", sagte Coco.
„Es hätte Probleme gegeben. So ist es besser. Es gab kein Aufsehen, Sie werden verschwinden, und niemand wird wissen, daß Sie hier sind."
„O doch!" widersprach Coco.
„Sie meinen die Menschen im Hotel, die Ihren Abgang verfolgten? Oh, die werden Sie zurückkehren sehen", sagte Akhamoud. „Und dann… wird es einen kleinen bedauerlichen Unglücksfall geben. Es tut mir aufrichtig leid… aber hier im Palast wird Sie niemand suchen. Und Sie werden hier sterben."
Coco preßte die Lippen zusammen. Sie versuchte sich in den schnelleren Zeitablauf zu versetzen, aber es gelang ihr nicht. Eine fremde Kraft blockierte ihre Fähigkeiten. Es war dieselbe Magie, die das Netz auflud. Akhamoud machte eine Handbewegung. Das Netz fiel von Coco ab, aber die Blockierung blieb. Sie war wie gelähmt und konnte sich nur mit äußersten Schwierigkeiten bewegen.
Die Magie kam allerdings nicht von Scheich Akhamoud. Er war nur das Medium für den Urheber der Kraft. Akbar benutzte den Scheich.
Der Mann im Burnus, der Coco hierher geleitet hatte, trat ein. Er schob ein hellhäutiges Mädchen mit langen schwarzen Haaren vor sich her. Das Mädchen war willenlos und völlig nackt. Akhamoud lächelte frostig.
„Darf ich vorstellen? Das ist Coco Zamis", sagte er.
Coco starrte das nackte Mädchen an. Eine gewisse Ähnlichkeit war nicht abzuleugnen, aber damit hörte auch schon alles auf. Coco zweifelte, ob sich jemand davon würde täuschen lassen. Nicht einmal das Hotelpersonal…
Akhamoud winkte dem Burnusträger zu. „Zieh sie aus", befahl er.
Coco versuchte sich zu wehren, aber ihre Bewegungen waren so langsam, daß es ihr nicht gelang. Ihre magischen Kräfte konnte sie immer noch nicht einsetzen. Akbar hatte sie völlig unter Kontrolle. Der Burnusträger ging sehr vorsichtig zu Werke und achtete darauf, daß die Kleidung keinen Schaden litt. Er nahm Coco auch die Silberdrahtspirale ab. Akhamoud betrachtete sie nachdenklich, dann zuckte er mit den Schultern.
Er trat auf Coco zu. Seine Hände glitten über ihren Körper, als wolle er ihn nachmodellieren. Coco konnte nicht einmal zusammenzucken. Die Berührung ekelte sie an, aber sie konnte nichts dagegen unternehmen. Akhamoud ließ keine Stelle ihres Körpers aus, besondere Aufmerksamkeit galt allerdings auch ihrem Gesicht. Dann trat er vor das willenlose Mädchen und wiederholte die Prozedur. Verblüfft sah Coco, wie sich das Mädchen veränderte.
Die fremde Magie ließ aus ihr eine perfekte Doppelgängerin der Hexe werden. Jedes Körpermerkmal wurde übernommen und aufgeprägt. Eine nette Spielerei, nicht wahr?" sagte Akhamoud. „Es war Zufall, daß sich in meinem Harem eine Sklavin befand, die diese verblüffende Ähnlichkeit mit dir hat, Coco Zamis. Das erleichterte mir das Vorgehen. Ich brauchte keine großen Veränderungen vornehmen. Sie wird an deiner Stelle zum Hotel zurückkehren, Hexe, und dort leider einen tödlichen Unfall erleiden, ehe sie mit jemandem sprechen kann - nachdem sie aus meinem Wagen ausgestiegen ist. Damit wird auch keine Spur mehr zu mir führen."
„Sklavin?" keuchte Coco. Sprechen war das einzige, das sie noch ungehindert
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