163 - Der Flaschenteufel
Saffaniyah vorzustoßen.
Sie meldete sich.
„Besuch für Sie, Miß Zamis", vernahm sie eine dunkle Stimme in schlechtem Englisch. „Zwei Herren möchten mit Ihnen sprechen. Es ist wichtig."
Wichtig? dachte Coco. Was konnte wichtig sein? Wer wußte etwas von ihrem Aufenthalt hier? Der Flaschenteufel Akbar - und Cardano, der ROC-Mann.
„Ich komme", sagte sie.
Sie flocht einen silbernen Draht zu einer komplizierten, spiraligen Konstruktion, sprach eine Beschwörung darüber und schob sich den Draht unter dem Ärmel der Bluse um den linken Unterarm. Dann verließ sie ihr Zimmer, verschloß es sorgfältig und ließ sich vom Lift nach unten tragen.
Sie betrat das Foyer des Hotels nicht, sondern wandte sich in die andere Richtung, zur Personalabteilung. Ein dunkelhäutiger Mann kam ihr entgegen. Er hob eine Hand und setzte zum Sprechen an, um Coco höflich darauf hinzuweisen, daß sie sich in der Richtung geirrt und hier nichts verloren habe. Sie hypnotisierte ihn mit einem schnellen Drehen ihrer Pupillen und wies ihn an, ihr den Personalausgang zu zeigen. Als sie draußen war, trug sie ihm auf, sich an nichts zu erinnern und weckte ihn aus der Hypnose. Wie ein Schatten verschwand sie in der Dunkelheit, bevor der Mann sich orientieren und sie bemerken konnte.
Coco wandte sich an den Hauswänden entlang nach vorn. Die Frontseite des Hotels war hell erleuchtet. Coco versuchte den Mitsubishi Pajero zu erkennen, sah den Wagen aber nirgendwo. Auch andere Fahrzeuge parkten nicht hier, mit Ausnahme einiger Taxen, in denen aber nur die gelangweilten Fahrer saßen und auf Kunden warteten.
Coco huschte auf die Glastüren zu und trat ein. Sie sah zwei Männer in weißen Anzügen, deren Köpfe von den hier üblichen Tüchern geschützt wurden. Trotz der Abendstunden und dem Kunstlicht im Foyer trugen beide Männer Sonnenbrillen. Sie sahen in die Richtung hinüber, wo Coco aus dem Gang zu den beiden Lifts kommen mußte. Daß sie von der anderen Seite kam, damit rechnete wohl keiner der beiden Männer.
Zu ihrem Erstaunen spürte Coco nichts Magisches an ihnen.
Sie trat bis in die unmittelbare Nähe der beiden Araber, die linke Hand zur sofortigen Abwehr erhoben. Wenn es sein mußte, konnte sie die silberne Spirale gegen sie schleudern und sie damit vorübergehend ausschalten. Sie hoffte es wenigstens. Es war das erste Mal, daß sie den Silberdraht einsetzte. Ansonsten verließ sie sich mehr auf ihre angeborenen Fähigkeiten.
Sie räusperte sich. „Sie suchen mich, meine Herren?"
Die beiden Araber fuhren herum, einer ließ die Hand gedankenschnell unter die maßgeschneiderte Anzugjacke gleiten. Erst jetzt erkannte Coco das sich kaum abzeichnende Schulterholster; die Anzüge waren hervorragend gearbeitet.
„Sie müssen Miß Zamis sein", sagte der andere. „Die Beschreibung stimmt überein. Mögen die glücklichen Tage Ihres Lebens so zahlreich sein wie die geförderten Barrels Öl in den Tanklagern unseres Scheichs, den Allah liebt wie seinen eigenen Sohn."
Was das anging
,
hegte Coco gelinde Zweifel, äußerte sich aber nicht weiter dazu.
„Ich bin Coco Zamis", sagte sie. Sie fragte sich, wer die Beschreibung geliefert hatte: Akbar oder Cardano. Beides war möglich. Der Flaschenteufel konnte sie gesehen haben, als er sich verschleierte, wohingegen sie nicht genau wußte, mit wem sie es wirklich zu tun hatte. Da waren nur die Hörner als Anhaltspunkt…
„Wer hat Ihnen meine Beschreibung gegeben? Und was wünschen Sie von mir?" fragte sie. Sie war immer noch kampfbereit. Notfalls konnte sie sich in den schnelleren Zeitablauf versetzen, aber sie hoffte, daß das nicht nötig war. Zu viele Menschen konnten beobachten, was hier geschah. Wenn die beiden Männer etwas planten, würden sie es nicht hier im Foyer tun.
„Scheich Akhamoud läßt Ihnen durch uns eine Einladung überbringen. Von einem seiner Mitarbeiter hörte er von Ihnen und ist an einem Gespräch mit Ihnen interessiert, Miß Zamis."
„Und deshalb laufen Sie mit Kanonen im Schulterholster durch die Stadt?" fragte sie gewollt bissig. „Ich bitte um Verzeihung, Miß Zamis. Aber wir gehören zu Scheich Akhamouds persönlichen Leibwachen. Die Zeiten sind schlecht, und es gibt böse Menschen, die unserem Herrn nach dem Leben trachten. Daher erachtet er es als ratsam, uns mit wirksamen Waffen zu versehen."
„Hat er das nötig, mit einem Flaschenteufel auf seiner Seite? fragte Coco sich.
„Möchten Sie der Einladung Folge leisten? Seine Hoheit ist brennend
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