163 - Der Zauberhelm
wieder, Mr. Caulfield«, sagte ich. »Vielleicht schon sehr bald.«
Er sah nicht so aus, als ob er sich darüber freuen würde, preßte trotzig die Lippen zusammen und erwiderte kein Wort. Roxane und ich gingen an einem Fenster vorbei. Wir befanden uns im ersten Stock, und ich warf an der weißen Hexe vorbei einen zufälligen Blick auf die Straße.
Plötzlich wurde mir kalt. Manchmal konstruiert das Schicksal die verrücktesten Zufälle: Ich sah dort unten einen Mann, der dem Phantombild, das ich heute morgen in der Zeitung gesehen hatte, auf’s Haar glich.
Auf der Straße ging Jack Bixby, Kay Morleys Mörder!
Verdammt, der Bursche hatte Nerven. Er wußte, daß die Polizei ihn suchte, daß es von ihm eine genaue Beschreibung gab, und er spazierte seelenruhig am Museum vorbei.
Ich machte Roxane auf den Killer aufmerksam, und dann machten wir Wendell Caulfield die Freude, sein Museum in großer Eile zu verlassen.
Jack Bixby überquerte die Straße und bog um die Ecke. »Ich laufe ihm nach!« stieß Roxane hastig hervor. »Und du kommst von der anderen Seite. Wir nehmen ihn in die Zange.«
»Okay!« Wir trennten uns, ich schwenkte nach rechts ab, rannte an zwei Boutiquen und einem Obstladen vorbei. Mit jedem Schritt wurde ich schneller.
Als ich in eine schmale Straße hineinkeuchte, flogen Tauben erschrocken hoch. Ich hastete unter ihnen durch - und erblickte am anderen Ende der Straße den Killer.
Er stutzte, als er mich sah, blieb kurz stehen, während ich weiterlief. Bestialisch hatte er die junge Schauspielerin umgebracht. Ihn zu jagen, fiel zwar nicht unmittelbar in mein ›Ressort‹, aber es war mir ein Herzensbedürfnis, ihn aus dem Verkehr zu ziehen.
Er wußte, daß ich ihn erkannt hatte, und daß ich ihn mir schnappen wollte, deshalb verschwand er schnell in einem der Häuser. Roxane lief an der schmalen Straße vorbei, Ich hatte keine Zeit, siè zurückzurufen. Sie würde schon selbst umkehren, wenn sie erkannte, daß sie die Spur des Killers verloren hatte.
Atemlos erreichte ich das Haus, in das sich Jack Bixby zurückgezogen hatte, und angelte meinen Colt Diamondback aus der Schulterhalfter.
***
Fenmore Caulfield hatte sofort gemerkt, daß er verfolgt wurde, und er wußte auch, von wem. Er war etwas leichtsinnig gewesen, hatte das Museum zwar durch die Hintertür verlassen, war aber dann vorn vorbeigegangen und von Roxane und Tony Ballard entdeckt worden.
Er nahm an, daß sie sein Bild in der Zeitung gesehen hatten, und nun wollten sie ihn kriegen. Ihn, Kay Morleys Mörder. Daß er ein Monster war, konnten sie allerdings nicht wissen.
Er lief den schummrigen Flur entlang. Sollte er sich durch den Hinterhof absetzen oder sich hier irgendwo auf die Lauer legen? Er entschied sich für letzteres.
Die Gelegenheit, sich den Dämonenjäger und die weiße Hexe gesondert vorzunehmen, traf früher als erwartet ein. Er konnte sie überraschen. Sie dachten, es mit einem gewöhnlichen Mörder zu tun zu haben.
Hasch stieg er die Stufen zum Keller hinunter und lauschte den näherkommenden Schritten. Wenig später betrat Tony Ballard das alte, modrig riechende Haus.
Jetzt setzte der Dämonenjäger seine Schritte vorsichtig. Dennoch hörte ihn Fenmore Caulfield näherkommen. Sein Gesicht verlor die Farbe, wurde weiß wie frisch gefallener Schnee.
Aus seinem Kopf wollten die Flammen schlagen, doch das verhinderte er, weil ihn der brennende Flügelhelm verraten hätte. Tony Ballard sollte nicht wissen, daß sein Mörder hier unten auf der Lauer lag.
Caulfield sah den Dämonenjäger. Er hielt einen Revolver in der Hand, blieb vor der Kellertreppe kurz stehen und schien zu überlegen, ob er die Stufen hinuntersteigen sollte.
Fenmore Caulfield preßte sich an die Wand und verhielt sich still. Sein Atem ging ganz flach, und er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Die Stacheln bohrten sich wieder von innen heraus.
Sein Gesicht verlor jedes menschliche Aussehen. Jetzt war er das Monster, das Kay Morley als erste gesehen hatte. Und jeder Mensch, der ihn so sah, sollte sterben.
***
Wendell Caulfield begab sich in sein Apartment. Vorhin war noch Fenmore dagewesen, jetzt nicht mehr. Das war dem Museumsdirektor ganz recht.
Aufgewühlt lief er im Wohnzimmer hin und her. Er zündete sich eine Zigarette an, um sich zu beruhigen. Bei jedem Zug hatte es den Anschein, er würde die Zigarette verschlingen wollen.
Eine weiße Hexe und ein Dämonenjäger. Verdammt, Tony Ballard und diese Roxane hatten ihm gerade noch
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