163 - Der Zauberhelm
aufgefallen.«
»Würden Sie uns zu dem Helm führen?« bat ich den Direktor.
»Natürlich«, erwiderte er und nickte. »Bitte folgen Sie mir.«
Caulfield ging vor uns durch die Räume. Wir schenkten den Exponaten nur flüchtige Beachtung, obwohl sie mehr Interesse wert gewesen wären.
Als wir vor dem großen Helm standen, krampfte sich etwas in mir zusammen, aber dann wich dieses Gefühl einer Enttäuschung. Ich wußte nicht, was ich erwartet hatte.
Vielleicht hatte ich damit gerechnet, irgend etwas zu spüren, eine Bedrohung, eine magische Strahlung -aber ich registrierte überhaupt nichts.
Dieser Helm schien »tot« zu sein -wie billiges Blech. Nicht einmal das Gold funkelte lebendig, sondern glänzte stumpf wie das gebrochene Auge eines verendeten Tiers.
Ich schaute Roxane an, und sie zog die Mundwinkel nach unten. Das bedeutete, daß auch sie nichts wahrnahm.
Wendell Caulfield musterte Roxane und mich unruhig. »Erlauben Sie mir eine Frage, Mr. Ballard?«
»Selbstverständlich«, antwortete ich.
»Warum interessieren Sie sich für diesen brasilianischen Zauberhelm? Ich meine, Sie haben in diesem Buch darüber gelesen, das ist mir schon klar, aber Sie sind bestimmt nicht hier, um ihn in natura bewundern zu können. Dahinter muß doch mehr stecken, nicht wahr?«
»Sie haben vollkommen recht, Mr. Caulfield«, antwortete ich. »Dem Helm werden magische Kräfte nachgesagt, man soll damit Schätze auffinden können.«
Wendell Caulfield lachte gekünstelt. »Wenn es so wäre, hätte ich das bereits versucht, Mr. Ballard.«
»Sie haben den Helm noch nie aufgesetzt?«
»Ich werde mich hüten!« platzte es aus dem Direktor heraus. »Warum sollte ich?« fragte er abschwächend. »Ich verwende auch die anderen ausgestellten Dinge nicht.«
»Aber den Helm haben Sie sich aus einem anderen Grund noch nicht über den Kopf gestülpt: Weil Sie Angst davor haben, denn es heißt, daß das gefährlich ist.«
»In Brasilien ist man sehr abergläubisch, Mr. Ballard.«
»Waren Sie schon mal da?« hakte ich nach.
»Ja, aber das ist schon eine Weile her.«
»So um die 20 Jahre?« fragte ich lauernd.
»Weiß ich nicht mehr so genau«, gab Wendell Caulfield spröde zurück. »Warum interessiert Sie das?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Nur so. Das neue Buch könnte ein höchst unerfreuliches Interesse für den Helm wecken, Mr. Caulfield. Stellen Sie sich vor, jemand liest, daß man mit Hilfe des Zauberhelms einen Schatz finden kann. Die Versuchung ist sehr groß, sich den Flügelhelm zu holen, finden Sie nicht? Und Sie haben ihn nicht einmal gesichert.«
»Bisher hat sich noch niemand daran zu vergreifen versucht.«
»Das Buch befindet sich auch noch nicht so lange auf dem Markt«, gab ich zurück. »Das kann sich sehr schnell ändern.«
Es blitzte kurz in Wendell Caulfields Augen.
»Wer haf Sie engagiert, Mr. Ballard?« fragte der Direktor. Schweiß glänzte auf seiner Oberlippe. »Ein Privatdetektiv wird doch erst dann aktiv, wenn ihn jemand dafür bezahlt.«
»Das ist richtig, Mr. Caulfield.«
»Wie heißt Ihr Auftraggeber?«
»Ich möchte den Namen meines Klienten nicht nennen, Mr. Caulfield.«
»Wozu diese Geheimniskrämerei? Werden Sie etwa von Dean Sullivan bezahlt?«
»Nein«, antwortete ich und notierte den Namen im Geist. Wendell Caulfield biß sich auf die Lippe, aber der Name war ihm bereits ›entglitten‹. »Dürfen wir den Helm testen, Mr. Caulfield?« fragte ich.
Er zuckte zusammen, als hätte ich ihn geohrfeigt. Er kam ins Schwimmen. »Testen? Wie denn testen? Wollen Sie ihn aufsetzen - oder was?«
Ich holte einen meiner drei magischen Wurf sterne aus der Tasche und zeigte ihn dem Direktor.
»Was ist das?« fragte Wendell Caulfield unsicher. Immer mehr kam ich zu dem Eindruck, daß der Direktor es bedauerte, Roxane und mich eingelassen zu haben.
»Ein Silberstern«, antwortete ich. »Das sehe ich.«
»Angefertigt von einem Parapsychologen«, erklärte ich. »Der Stern hat die Form eines Drudenfußes, wie Sie erkennen können, und in die Schenkel sind weißmagische Sprüche und Symbole graviert. Zudem ist dieser Wurf stern auch noch geweiht, wodurch er sich bestens als Waffe gegen schwarzblütige Wesen der niederen Kategorie eignet.«
»Alles recht schön und gut, aber was wollen Sie damit?« fragte der Direktor.
»Lassen Sie mich damit den Helm berühren. Um zu sehen, wie er darauf reagiert.«
»Warum sollte der Helm reagieren?«
»Weil es sich um einen Zauberhelm handelt«,
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