163 - Der Zauberhelm
ab, und seine gespreizten Finger patschten ins Blut.
Kniend hob er die Hände, um sie zu betrachten. Er rieb die Finger aneinander, als wollte er die klebrige Flüssigkeit testen - und plötzlich war er mit einem Schlag stocknüchtern.
Er sprang schreiend auf und stürzte aus dem Zimmer, nebenan hinein zu den anderen. »Dieses Schwein! Dieses verfluchte Schwein!« brüllte er. »Er… er hat Kay umgebracht! Jack Bixby hat Kay gekillt!«
Das ernüchterte auch die anderen.
***
Ich legte die Morgenzeitung weg. Auf der Titelseite wurde von einem Mord berichtet, dem eine junge Schauspielerin namens Kay Morley in der Wohnung ihres Kollegen John Marlowe zum Opfer gefallen war.
Aber nicht Marlowe hatte den Mord begangen, sondern ein gewisser Jack Bixby, der inzwischen von der Polizei fieberhaft gesucht wurde.
Die Truppe hatte mit ihrer ersten Aufführung vor zahlendem Publikum Erfolg gehabt, diesen bei John Marlowe gefeiert; kurzerhand einen Fan mitgenommen, der sie am Bühnenausgang angesprochen hatte.
Sämtliche Schauspieler hatten den Mörder so gut wie möglich beschrieben, und nun hoffte ganz London, daß dieser Mann bald gefaßt wurde. Ich betrachtete das Phantombild, das nach den Angaben gezeichnet worden war.
Normalerweise sorgte Vicky Bonney für mich, diesmal war es Roxane. Meine blonde Freundin recherchierte für ihr Buch im Norden Englands, und Mr. Silver hatte sie begleitet, damit sie nicht ohne männlichen Schutz auskommen mußte.
Bei dem Ex-Dämon war Vicky so gut aufgehoben, daß ich mir absolut keine Sorgen um ihre Sicherheit zu machen brauchte. Mr. Silver würde mir meine Freundin wohlbehalten zurückbringen.
Und ich wurde inzwischen von Roxane bestens umsorgt. Sie zauberte ein leckeres Frühstück auf den Tisch -wobei das »zauberte« nicht nur so dahergeredet sein mußte, denn sie verstand sich tatsächlich darauf.
Vielleicht hatte sie ihre Hexenkräfte dafür eingesetzt, rascher mit der Arbeit fertig zu werden, oder sie hatte auf den Geschmack des Kaffees Einfluß genommen. Alles war möglich bei Roxane.
Sie frühstückte mit mir, und Boram, der Nessel-Vampir, stand stumm in der Nähe und schaute uns zu. Er war ziemlich schwer angeschlagen gewesen, als er Rufus in die Feuerfalle ging.
Wir hatten befürchtet, ihn verloren zu haben, aber er hatte zu uns zurückgefunden und sich in meinem Haus allmählich wieder erholt.
Es ging ihm wieder gut, doch ich hatte es noch nicht gewagt, ihn einzusetzen. Eine innere Stimme riet mir, damit noch zu warten, und ich gehorchte ihr, weil das auf keinen Fall falsch sein konnte.
20 Minuten später verließen Roxane und ich das Haus und stiegen in meinen schwarzen Rover, um zu jenem Privatmuseum zu fahren, in dem Parambaos goldener Flügelhelm zu bewundern war. Der Direktor dort hieß Wendell Caulfield. Man konnte ihn als Brasilienexperten bezeichnen.
Das Museum öffnete um 10 Uhr; wir waren um 9 Uhr da und begehrten Einlaß. Schließlich waren wir keine gewöhnlichen Besucher. Ich war beruflich an dem goldenen Zauberhelm interessiert, deshalb wies ich mich auch sofort aus, als uns der Direktor mit abweisender Miene nach langem, hartnäckigem Läuten öffnete.
»Tony Ballard, Privatdetektiv, Sir.« Ich hielt ihm meine Lizenz unter die Nase, zeigte anschließend damit auf meine hübsche Begleiterin und sagte: »Das ist Roxane.«
»Angenehm«, murmelte der Museumsdirektor. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Ballard?«
»Nun, fürs erste könnten Sie uns einlassen. Keine Sorge, wir haben nicht die Absicht, Sie zu einer Extraführung zu überreden.«
Er gab die Tür frei, und wir traten in ein nüchternes, kalt wirkendes Marmorfoyer. Ich erwähnte das Buch, das mir Tucker Peckinpah gezeigt hatte, und setzte voraus, das Wendell Caulfield es kannte.
Dieses Buch zu lesen, war für einen Mann wie Caulfield ein absolutes Muß. Mir kam vor, er wollte zuerst verneinen, aber dann gab er zu, das Buch selbstverständlich zu kennen.
Warum hatte er mit der Antwort gezögert? Hatte dieser Mann irgend etwas zu verbergen? Drei Männer hatten vor 20 Jahren die Wabaro-Indianer beraubt. War Wendell Caulfield einer von ihnen?
Der Verdacht lag aus zwei Gründen nahe: Erstens, weil Caulfield so nervös war, und zweitens, weil sich der Zyklopenhelm in seinem Museum befand.
Ich erwähnte den goldenen Flügelhelm. »Ach, seinetwegen sind Sie hier«, sagte Wendell Caulfield.
»Eine geheimnisvolle Zauberkraft soll sich in ihm befinden.«
»Davon ist mir noch nichts
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