1630 - Das Vampirwelt-Monster
meinte.
Mallmann lachte. Es klang hämisch.
»Jetzt denkst du darüber nach, was passieren könnte, wie?«
Sie hob nur die Schultern.
»Lüg mich nicht an. Tu nicht so überheblich. Ich weiß Bescheid. Du bist völlig von der Rolle, aber du brauchst nicht mehr länger zu warten. Ich werde es dir sagen.«
»Wie nett«, spottete sie, obwohl ihr nicht danach zumute war.
Justine gehörte war kein Mensch. Die waren für sie Nahrungsträger.
Nicht alle, aber einige. In diesem Fall jedoch stellte sie sich auf die Seite der Menschen. Sie konnte vieles akzeptieren. Nur nicht einen Sieg ihres ehemaligen Verbündeten.
Mallmann machte es spannend. »Warum habe ich dich wohl hierher bestellt?«
»Keine Ahnung. Du wirst es mir sicher sagen.«
»Das werde ich, Justine. Deshalb meine nächste Frage. Wo stehen wir?«
»Auf einem Bahndamm.«
»Genau.«
»Und was läuft darüber hinweg?«
Sie wusste die Antwort, aber sie hielt sie noch zurück. Dann schaute sie nach unten und flüsterte: »Schienen. Ja, ich sehe Schienen.«
»Perfekt. Leere Schienen. Nur wird das nicht so bleiben. Es wird nicht mehr lange dauern, dann fährt hier ein Zug vorbei. Und wenn das der Fall ist, wirst du meinen neuen Verbündeten in Aktion erleben. Du wirst sehen, wozu er fähig ist, und dann möchte ich erleben, wie klein du wirst.«
Es war die Wahrheit, das stand für Justine Cavallo fest.
Er wollte ihr etwas zeigen. Er wollte ihr einen Beweis liefern. Welche Aufgabe dem Monster dabei genau zufiel, wusste sie nicht. Aber ihr war schon jetzt klar, dass dabei zahlreiche Menschen sterben konnten. Das wäre ihr im Prinzip egal gewesen, nicht aber im Zusammenhang mit Mallmann.
»Ich höre nichts vor dir, Justine!«
Sie hob die Schultern. »Was willst du denn hören?«
»Die Wahrheit, wie du dich fühlst. Ich möchte deine Hilflosigkeit erleben, wenn…«
»Der Zug kommt?«, höhnte sie.
»Ja. Es ist ein Güterzug, und du wirst erleben, was mein neuer Freund damit anstellt.«
»Ich bin gespannt.«
Mallmann starrte sie an. Die Antwort hatte ihm nicht gefallen. Er hatte damit gerechnet, dass sie Neugier zeigen würde.
Schließlich fragte Justine: »Und wann wird der Zug kommen?«
Mallmann deutete an ihr vorbei. »Wenn du dich umdrehst, wirst du bald sein Licht sehen. Dann vergeht nur noch kurze Zeit, bis er hier ist.«
»Das habe ich verstanden. Und was passiert dann?«
Mallmann deutete auf das Monster. »Dann wird mein neuer Verbündeter dir etwas demonstrieren, und ich kann dir versprechen, dass es erst der Anfang sein wird. Andere Dinge werden folgen, und ich weiß schon jetzt, dass…«
»Er kommt!«
Loretta hatte den kurzen Satz gesagt, und ihre Stimme hatte dabei leicht schrill geklungen.
Es war der Augenblick, an dem sich Justine umdrehte. Zwei Dinge stellte sie zugleich fest. Sie war mit einem Fuß auf eine Schiene getreten und nahm das leichte Vibrieren wahr.
Und wenn sie starr geradeaus schaute, dann sah sie den Lichtpunkt über dem Strang schweben. Noch war nicht zu erkennen, dass sich der Zug näherte, aber das würde sich bald ändern.
»Die Schau beginnt!«, rief Mallmann und lachte…
***
»Komm rein!«, sagte Jane Collins nur.
»Danke.« Ich schob mich an ihr vorbei ins Haus, das auch für mich mit zahlreichen Erinnerungen verbunden war, und die konnte man nicht nur als positiv bezeichnen.
Ich hatte es in meinem Bett einfach nicht mehr ausgehalten. Zu sehr hatte mich Janes Anruf beunruhigt. Mein Gefühl sagte mir, dass in dieser Nacht noch etwas Schreckliches passieren konnte. Beide rechneten wir mit Justines Rückkehr und gingen davon aus, dass sie nicht zu mir kommen würde, sondern dorthin ging, wo sie lebte. Das war nun mal Janes Haus.
Ich schloss die Tür hinter mir und war froh, als mir der Kaffeegeruch in die Nase stieg.
Jane war in der Küche verschwunden. Sie rief mir zu, dass ich mich in Sarah Goldwyns ehemaliges Wohnzimmer setzen und dort auf sie warten sollte.
Hier war noch alles so, wie ich es zu Lebzeiten der Horror-Oma kannte.
Jane Collins würde es auch nicht verändern. Immer wenn ich den Raum betrat, stürmten die Erinnerungen auf mich ein, und das würde auch immer so bleiben. Sarah Goldwyn war eine gute Freundin von mir gewesen.
Ich setzte mich auf einen der alten Stühle aus der Jugendstilzeit und wartete auf Jane, die gleich darauf kam und ein Tablett vor sich hertrug.
Die Kanne stand darauf, auch die Tassen, und sie hatte auch für einen kleinen Imbiss gesorgt. Etwas Gebäck mit und
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