1633 - Dienerin des Bösen
Inhalte sich mit den Landschaften europäischer Länder beschäftigt«, sagte ich.
»Wir suchen nach Spuren aus der Vergangenheit. Nach Bräuchen und Festen, die sich bis in die heutige Zeit erhalten haben. Da sind wir eben besonders in Gebieten wie diesem unterwegs.«
René schüttelte den Kopf. »Sie haben sich hier keine besonders gute Gegend ausgesucht. Wenn ich Sie wäre, würde ich verschwinden und alles so lassen, wie es ist.«
»Kann ich verstehen«, meinte Godwin. »Aber Sie haben uns auch neugierig gemacht.«
»Denken Sie lieber an die Gefahr.«
»War die Frau denn für Sie gefährlich? Sind Sie angegriffen worden?«
»Nein, das nicht. Ich konnte noch fliehen. Aber was mit ihrem Gesicht geschehen ist, das habe ich mir nicht eingebildet, das habe ich wirklich gesehen.«
»Aber nur einmal. Oder sind Sie der Frau öfter begegnet?«
»Nein, zum Glück nicht. Das hätte ich nur schwer verkraften können.«
»Okay, belassen wir es dabei. Noch ist es hell, und wir wollen nicht im Dunkeln herumtappen.« Der Templer lächelte, griff in die Tasche und legte einen Fünf-Euro-Schein auf den Tisch. »Reicht das?«
»Dicke. Da bekommen Sie noch was zurück.«
»Nein, das stimmt schon so.«
Wir waren fertig. Es war alles gesagt worden, und so erhoben wir uns von den Plastikstühlen.
Auch René stand auf. Er war noch etwas bleich im Gesicht und meinte: »Dann kann ich Ihnen nur viel Glück wünschen. Sollten Sie die Nonne sehen, nehmen Sie lieber die Beine in die Hand und hauen Sie ab. Den Rat möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben.«
»Wir werden sehen«, sagte Godwin.
An der Tür fiel mir noch eine weitere Frage ein.
»Dass Sie die seltsame Frau gesehen haben, ist okay. Aber ist Ihnen vielleicht noch eine weitere Person bei Ihren Exkursionen aufgefallen?«
René musste nicht groß überlegen. Er sprudelte die Antwort hervor.
»Nein. Abgesehen von einigen Einwohnern aus dem Ort, habe ich keinen Fremden gesehen. Außerdem würde niemand aus dem Ort dem Gemäuer freiwillig einen Besuch abstatten. Das steht fest. Da kenne ich die Leute genau.«
»Das wollte ich nur wissen. Vielen Dank noch mal.«
»Keine Ursache. Und sagen Sie Bescheid, ob Sie die Nonne getroffen haben oder nicht.«
»Werden wir. Bis später.«
Draußen vor der Tür holten wir tief Luft. Beide konnten wir ein Lächeln nicht unterdrücken.
»Glück gehabt, John.«
»Und wie!«
»Ich sage dir, wo diese Nonne ist, da werden wir bestimmt auch Sophie finden.«
»Es wäre zu wünschen.«
»Mehr sagst du nicht dazu?«
»Erst mal abwarten, was die nächste Stunde bringt. Noch ist es einigermaßen hell, und ich möchte, dass wir uns so schnell wie möglich zum Kloster begeben.«
»Das werden wir. Und diesmal steht Fortuna auf unserer Seite…«
***
Inzwischen sah der Ort nicht mehr so ausgestorben aus. Die heiße Sonne war weg. Es gab erste Schatten, die die Menschen ins Freie gelockt hatten. Man saß zusammen, trank den einen oder anderen Schluck und schaute dem fremden Wagen nach, der sich auf den Ortsausgang zu bewegte.
Schon bald lag Lacourt hinter uns, und vor uns öffnete sich das Gelände.
Wir hatten auf den Nachtfotos schon etwas gesehen, aber nun lag das weite Tal noch im Hellen vor uns. In Windungen führte die Straße weiter, und hinter einer Kuppe sahen wir die Spitze eines Kirchturms.
Die Luft war noch warm. Es roch nach Staub und auch nach dem Duft von wildem Salbei.
Wieder fuhr der Templer. So hatte ich Gelegenheit, mir die Umgebung anzuschauen. Das alte Gemäuer der Klosterruine hatte ich noch immer nicht entdeckt.
Das änderte sich, als wir eine Kurve hinter uns gebracht hatten, die erste nach dem Ort, und ein Ausschnitt aus dem vor uns liegenden Panorama in unser Blickfeld geriet.
Da sahen wir die Ruine!
Das Gemäuer lag an der linken Seite und gar nicht mal so hoch, wie ich gedacht hatte. Es gab sogar so etwas wie einen Weg, der sich allerdings wenig später als Piste herausstellte, nachdem wir von der Straße abgebogen waren.
Mein Freund Godwin de Salier atmete hörbar auf.
»Geht es dir jetzt besser?«
»Sehr viel, John. Es gibt das Gemäuer also, und ich hoffe, dass es das ehemalige Kloster der Einsamen Schwestern ist. Und ich hoffe weiterhin, dass wir dort Sophie finden. Nur habe ich immer noch keine Ahnung, warum man sie in diese Gegend verschleppt hat.«
»Du wirst es bald erfahren.«
»Das denke ich auch. Jetzt lassen wir uns nicht mehr abhängen. Von keinem und nichts.«
Ich konnte mich gut in
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