1634 - Strigen-Terror
glauben.«
»Schon.« Maxine stand auf. Sie wollte zum Fenster gehen, das jetzt geschlossen war.
Carlotta kam ihr zuvor. Sie stellte sich dicht vor die Scheibe, brachte ihr Gesicht nahe an das Glas und schirmte ihre Augen mit den Händen ab.
»Siehst du was?«
»Noch nicht, Max.«
»Könnte die Eule verschwunden sein?«
»Das wäre zu schön.« Carlotta veränderte ihre Haltung und drehte sich zu der Tierärztin hin. »Ich möchte das Fenster mal öffnen und nach draußen schauen. Dann habe ich…«
»Da!«, schrie Maxine.
Sie hatte an Carlotta vorbei auch weiterhin auf das Fenster geschaut und die Bewegung gesehen.
Eine recht große, schattenhafte Gestalt flog durch die Luft und war so nahe, dass sie beinahe an der Scheibe gekratzt hätte.
Für einen winzigen Moment stoppte sie, dann flog sie weiter und verschwand in der Finsternis des Himmels.
Das Vogelmädchen drehte sich um.
»Ja, es stimmt. Wir werden weiterhin unter Kontrolle gehalten. Das wird noch eine harte Sache werden, glaub es mir.«
»Und ich komme mir vor wie eine Gefangene. Verdammt noch mal, was haben wir für Möglichkeiten?«, murmelte Maxine.
»Wenn ich eine Pistole hätte, wären unsere Chancen größer.«
»Wie meinst du das denn?«
Carlotta hob die Schultern. »Nun ja, da könnte ich losfliegen und die Eulen locken. Wenn sie nahe genug gekommen sind, würde ich auf sie schießen.«
»Ein Luftkampf, wie?«
»Genau.«
»Nein, nein, nein.« Die Tierärztin schüttelte den Kopf. »Das kommt überhaupt nicht infrage. Außerdem haben wir keine Waffe. Es bleibt bei deiner Theorie.«
»Gut, das sehe ich ein. Was machen wir dann?«
»Wir erst mal nichts. Wir werden im Hotel bleiben. Aber ich werde jetzt in London anrufen.«
Carlotta lächelte. »Wie so oft.«
»Ja, wie so oft. Und es spielt auch keine Rolle, dass es mitten in der Nacht ist. Dafür wird John Verständnis haben. Außerdem haben wir eine Stunde Zeitdifferenz. Vielleicht schläft er noch nicht.«
»Dann mal los«, sagte Carlotta, wobei sie schon wieder erleichtert lächeln konnte…
***
An diesem Abend hatte Shao einen guten Rotwein besorgt. Sie und Suko hatten mich eingeladen. Erst hatte es ein leckeres Essen gegeben - Entenbrust in scharfer Soße und Reis -, dann kamen wir zum gemütlichen Teil des Abends, und sogar Shao und Suko tranken den Roten, was bei ihnen äußerst selten vorkam.
Ich hatte über meinen letzten Fall gesprochen, der mich nach Frankreich in das alte Kloster der Einsamen Schwestern geführt hatte, wo ich zusammen mit dem Templerführer Godwin de Salier gegen ZombieNonnen gekämpft hatte.
Es war auch Luzifers erster Diener Matthias erschienen, um dort seine Zeichen zu setzen, aber auch er hatte es nicht geschafft, denn das hatten seine Gegner, die Erzengel, nicht zugelassen.
Suko war nicht dabei gewesen, und deshalb hatte er ein Recht darauf, alles zu erfahren.
»Und wir müssen uns weiterhin darauf einstellen, dass Matthias es immer wieder versuchen wird.«
»Das sehe ich auch so. Er ist gnadenlos und eiskalt. Das hat er bewiesen, als er den Engelssohn Gabriel tötete. Wichtig ist, dass er seinen Plan nicht ausführen konnte. Die ZombieNonnen gibt es nicht mehr. Da haben wir mit unseren geweihten Silberkugeln gewaltig aufgeräumt.«
»Dann könnten wir ja eine ruhige Zeit vor uns haben«, bemerkte Shao.
Ich schlürfte einen Schluck Rotwein und fragte dann: »Glaubst du das wirklich?«
Sie zog die Nase kraus. »Nicht wirklich.«
»Ich auch nicht.«
»Wie ich John kenne«, sagte Suko, »ist es sogar möglich, dass er noch in dieser Nacht einen Anruf bekommt, der ihn an die dämonische Front zurückholt.«
»Nein, nein, darauf kann ich gut und gern verzichten.« Ich trank mein Glas leer und spülte mit Mineralwasser nach. »Das war’s, Freunde. Es ist gleich Mitternacht. Ich werde mal den Matratzenhorchdienst einleiten. Morgen ist auch noch ein Tag.«
»Du sagst es.«
Shao gähnte und umarmte mich zum Abschied. Suko brachte mich zur Tür. Dort klatschten wir uns ab.
»Bis nachher dann, John.«
»Okay, schlaf gut.«
Wenig später hatte ich meine Wohnung betreten und spürte, dass mich die Müdigkeit in den Klauen hielt. Dazu hatte der Rotwein sein Scherflein beigetragen.
Es war warm in London geworden. Und es war der Wärme zudem gelungen, sich in meine Wohnung zu schleichen, was mir gar nicht passte. Etwas frische Luft tat gut. Ich öffnete zwei Fenster und sorgte erst mal für Durchzug.
Aber der Durst war noch immer da. Vor dem
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