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1635 - Schach der Blauen Schlange

Titel: 1635 - Schach der Blauen Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Unwillkürlich bewegte er die Hände in kreisenden, verneinenden Bewegungen. Er hatte keine Ahnung. Es war auch gar nicht möglich, daß er über diese Dinge Bescheid wußte.
    Bei sich trug er einen prall gefüllten Sack, aus dem durch kleine Löcher der Saft der Tsuin-Wurzeln tropfte. Die Ware von gestern war bereits in Gärung übergegangen und mußte dringend verarbeitet werden. Ronac warf den Sack über die Schulter und näherte sich unauffällig dem Rand des Saals. Und genau da, in der ausgemachten Ecke, entdeckte er tatsächlich Fhem! So wie er war sie von Schlägen schwer gezeichnet. Aus welchem Grund? Wenn er sie tatsächlich gesehen hatte, als er aus dem Bann der roten Bestie erwacht war, dann ... Ja, dann hatte sie dasselbe erlebt wie er. Dann wäre auch sie mit Verspätung zu ihrem Stamm zurückgekehrt, und man würde sie verprügelt haben. „Ich wußte, daß ich dich treffen würde", sagte er mit brüchiger Stimme. „Es war uns bestimmt, daß wir uns wiedersehen."
    „Du hast es tatsächlich gesagt, Ronac. Aber ich bin sicher, daß uns noch mehr verbindet als nur ein Zufall."
    „Was?"
    „Das", antwortete sie schroff, „kann ich dir nicht sagen. Ich wüßte es selbst gern."
    In diesem Augenblick erschienen die N'Akona. Wie immer traten sie mit grellweißem Leuchten auf, das erst verschwand, als ein halbes Dutzend von ihnen den Saal betreten hatte. Die Stammesmitglieder formierten sich zu einer langen Schlange.
    Der Reihe nach traten sie an den dunklen Schlund heran, öffneten ihre Säcke und schütteten den Inhalt hinein.
    Ronac nahm sich eine Sekunde Zeit; und da war sie, die rote Bestie in einem See aus goldenem Licht... Desinfektionsstrahlen. Ein Sensor, der die Ware klassifiziert, sortiert und weiterleitet. „Ho! Ronac!"
    Er drehte sich um und begegnete wie betäubt Castodoms drohenden Blicken. Eilends riß er sich zusammen und schüttete seinen Sack aus. Dann erst trat er zurück, steckte vom Stärksten einen kurzen Schlag der Rüge ein und tauchte im Gewimmel der anderen unter. Fhem! Wo war sie? Er konnte weder ihr Gesicht noch den typischen Geruch irgendwo ringsum entdecken.
    In diesem Augenblick öffnete sich das Schott zum Korridor.
    Alle machten, daß sie so rasch wie möglich hinauskamen. Nur Ronac ließ sich Zeit, um Fhem eventuell am Ausgang abzupassen. Doch in den ersten Sekunden wurde er immer wieder beiseite gedrängt, so daß er keine Chance hatte. Also ergab er sich dem Strom. Die Mitglieder seines eigenen Stammes drückten ebenso wie die des anderen hinaus.
    Und plötzlich war dieses sonderbare Gefühl wieder da.
    Der Schritt, den er hatte tun wollen, fiel nur noch halb so lang aus wie gewöhnlich. Er stockte mitten in der Bewegung.
    Instinktiv kämpfte er dagegen an - und wußte doch, daß es keine Gegenwehr gab. Nicht gegen die Bestie und ihren Willen, der gegen seinen eigenen das Maß der Schritte kontrollierte. Eine Weile schwamm er noch im Strom mit. Bald jedoch blieb er zurück, und sein Blickfeld verengte sich soweit, daß er nur noch das graue Plastik unter seinen Füßen sah. Da vorn, ein vertrauter weiblicher Geruch, der Umriß kaum erkennbar gegen das schwache Tageslicht, das durch die geöffnete Luke in den Korridor fiel.
    Diesmal gelang es ihm, die Panik niederzuringen. Er blieb stehen, bevor er dem Freien auch nur nahe kam. Im Dunkel hinter ihm lauerte die Bestie, doch sie war nicht von derselben Art wie die Brutinsektos oder die Raubtiere aus dem Hochland.
    Ronac wartete in aller Ruhe auf das, was sich ereignete: Es war, als würden ihm die Beine weggezogen. Vor seinen Augen kippte der Korridor. Da legten sich die Tentakel der Bestie schon um seine Stirn, und diesmal sträubte er sich nicht dagegen. Es hatte keinen Sinn, dachte er; ja, so war es leichter... In sein schwindendes Bewußtsein ergoß sich ein sonderbarer Strom. Ronac gab sich tiefem Schlaf hin. Durch den Traum bewegte sich eine lange Reihe wundersamer Gestalten. Hätte er all dies bei vollem Bewußtsein erlebt, er hätte das Wunder vor lauter Übersättigung schon bald nicht mehr gesehen. Er hätte nur noch gestaunt und sich wie ein Winzling gefühlt.
    Und als er erwachte, war sein Blick klar.
    Von vorne fiel ein Rest des Tageslichts in den Korridor. Die Prozedur hatte nicht länger gedauert als eine halbe Stunde, wie beim ersten Mal. Und wieder schwirrten durch sein Denken tausend fremdartige Gedanken, die er nicht einzuordnen wußte.
    Produktionsprozesse, Systemsteuerung. Syntronische

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