1636 - Die letzte Etappe
Rattenkänguruh hatte keine Probleme, ihn einzufangen. Zunächst ging es ihm aus dem Weg, aber schließlich packte es zu.
Und als es ihn besaß, verschmolz er zu einer Figur mit roten Haaren, blasser Haut und zahllosen Sommersprossen.
Ein Humanoider.
Auph diese Figur schrumpfte schnell in sich zusammen und verschwand.
Das Gelächter der Unsterblichen wurde beängstigend.
Ein neues Bild.
Ernst Ellert stand da und hielt eine Marionette an Fäden hoch. Er bewegte die Figur, die nur noch eine entfernte Ähnlichkeit mit dem nagezahnbewehrten Rattenkänguruh besaß, mit den Fäden.
Aber die Figur gehorchte nicht. Sie lief erst nur im Kreis herum und dann stets in die falsche Richtung.
Ellert verlor schließlich die Geduld. Er zog die Figur an den Fäden hoch und nahm sie in die Hand. Der Nagezahn blitzte noch einmal kurz auf. Dann verwandelte sich die immer kleiner werdende Gestalt in glühende Kohle und schließlich in eine dampfende Karotte.
Ellert ließ die Karotte wie eine heiße Kartoffel fallen. Sie stürzte wieder in ein bodenloses Loch, aber diesmal kam sie nicht wieder zum Vorschein.
Das Gelächter der Superintelligenz brach plötzlich ab. Für einen Moment war der Kopf von Ernst Ellert noch zu sehen, der eine Hand über die Augen hielt, suchend in die Ferne starrte und sich dabei drehte. Dann verschwand auch dieses Bild. Es herrschte Dunkelheit.
Gucky wußte, daß die Botschaft zu Ende war.
Er teleportierte nach draußen.
Er landete weit genug von Felix und Zerberlyn entfernt, so daß die nicht hören konnten, wie er einen üblen Fluch ausstieß.
Sekunden später explodierte das Ei. Blinkende Bruchstücke zischten durch die Luft und verwandelten sich zu Staub, bevor sie den Boden erreichten. „Es ist alles erledigt", sagte der Mausbiber zu Zerberlyn. „Wir gehen. Vielleicht kommen wir noch einmal wieder."
Der Medizinmann sagte nichts. Er stand stumm und starr da, bis die beiden aus seinem Blickfeld entschwunden waren. „Du gefällst mir nicht", sagte Felix. „Wir sind schon eine halbe Stunde unterwegs, und du hast noch kein Wort gesagt."
Gucky hockte sich auf einen umgefallenen Baumstamm. Seine Miene verriet große Besorgnis. „Ich habe Grund, über einiges nachzudenken", antwortete der Mausbiber. „Ich habe dir von ES erzählt und dem Auftrag, den ich für den Unsterblichen zu erledigen habe?"
„In Bruchstücken", antwortete Felix.
Gucky machte sich die Mühe, dem Ennox die ganze Geschichte noch einmal darzustellen. Felix schien ein paarmal von Zweifeln geplagt zu sein, ob der Ilt die Wahrheit sagte. Seine Mimik verriet das. Aber er nahm dem Freund die eigenartige Geschichte doch ab. „Ich habe im Ei eine Nachricht erhalten", erklärte Gucky dann. „Sie ist bildhaft, aber leicht zu verstehen. Ich habe sie aufgezeichnet und möchte sie dir vorspielen."
Er forderte den Pikosyn seines SE-RUNS auf, die Aufnahme vorzuführen, aber er wurde enttäuscht. „Ich kann dir nur eine schwarze Fläche und etwas Rauschen anbieten", meldete der Kleinsyntron. „Wenn du während des Aufenthalts in dem Ei etwas wahrgenommen hast, dann kann dies nur auf mentaler Ebene geschehen sein. Meine Sensoren haben absolut nichts registriert."
„Tut mir leid, Felix", bedauerte Gucky. „Aber aus der Vorführung wird nichts. Das hätte ich mir denken können. Wieder mal typisch für ES."
„Du kannst mir doch erzählen, was du gehört und gesehen hast", meinte der Ennox. „Ich höre stets gut zu."
„Ich erspare dir das." Der Ilt winkte ab. „Es waren ein paar knallharte Beleidigungen darunter, die ich den Ennoxweibern zu verdanken habe. Vielleicht ist es ganz gut, daß der Recorder nichts aufnehmen konnte."
„Du willst mir also nichts sagen?"
„Ich liefere dir eine fertige Interpretation des Erlebten", sagte Gucky. „Das erspart dir die Mühe des Verstehens."
Sie gingen weiter, während Gucky noch überlegte. „Der Sinn der Botschaft ist etwa der", erklärte er dann. „Ich, der Suchernach den beiden noch unbekannten Spiegelgeborenen, habe meine Püichten vernachlässigt und versagt. Der Auftraggeber, also ES, hat mich fallengelassen. Wie eine heiße Kartoffel. Er suchtjetzt nach einem ar\deren Weg, um die Auserwählten zu ßnden und zu Aktivatorträgern zu küren."
„Das ist bitter", antwortete Felix nur. Sein Bedauern klang sehr echt.
Sie setzten schweigend ihren Weg fort, bis sie den Wohniglu erreichten. Eik hatte schon eine Mahlzeit zubereitet, aber es mochte weder Gucky noch Felix
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